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Die Karte Des Himmels

Die Karte Des Himmels

Titel: Die Karte Des Himmels Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rachel Hore
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vorgesungen hatte. Die Halskette war unglaublich schön. »Aber diese Steine sind doch nicht echt, oder? Es müssen Zirkone sein oder so was.«
    Gran sah sie empört an. »Natürlich sind sie echt! Sie hat es mir gesagt. Ich wusste, dass ich die Kette irgendwo hingelegt hatte, wo sie sicher war, aber ich konnte mich nicht mehr daran erinnern. Ich hab sie versteckt, als dieser neue Klempner kam, aber sie war in keiner der üblichen Schubladen. Also habe ich einen hübschen altmodischen Hausputz veranstaltet. Ich habe in die Taschen meiner alten Mäntel gegriffen, in diese falsche Zinndose im Schrank ... ich habe überall nachgeschaut, wo ich sie immer hingelegt habe, wenn Männer im Haus waren. Und als ich heute Morgen aufgewacht bin, ist es mir endlich wieder eingefallen. Nebenan ist vor ein paar Wochen eingebrochen worden, und ich hatte ein bisschen Angst. Deshalb habe ich sie dort versteckt, wo kein Einbrecher jemals suchen würde.«
    Jude, die versuchte, das alles in sich aufzunehmen, lächelte nur und schüttelte den Kopf.
    »Unter dem Teppich im Gästezimmer«, sagte Gran triumphierend. »In der Ecke, sodass niemand drauftreten konnte.«
    Jude lachte. Trotz der wirren Geschichte wirkte Gran heute klarer als in den Wochen zuvor. Vielleicht lag es daran, dass sie sich daran erinnerte, welche Herausforderung es gewesen war, klüger sein zu müssen als jene armen, zweifellos unschuldigen Handelsreisenden, die im Laufe der Jahrzehnte bei ihr angeklopft hatten. Und sicher auch an der Aufregung des Fundes.
    »Hast du sie geerbt?«, fragte Jude und betrachtete die fünfzackigen Sterne. Einer der Sterne trug, wie sie nun sah, auf der Rückseite den Stempel eines Goldschmieds. Es war also Gold, obwohl der Stempel sehr abgegriffen war. Sie würden einen Experten hinzuziehen müssen, um die Bedeutung zu verstehen.
    »Oh, nein, sie gehört mir gar nicht. Das ist ja das Problem.« Jude starrte ihre Großmutter neugierig an. »Sie gehört dem wilden Mädchen, weißt du. Dem Mädchen, von dem ich dir erzählt habe. Ich habe die Kette all die Jahre bei mir gehabt.«
    Jude war verblüfft. »Das wilde Mädchen? Du meinst Tamsin?«
    »Ja, ich hab dir doch gesagt, dass ich ihr etwas weggenommen habe.«
    »Aber doch nicht ... eine Diamanthalskette? «
    Grans Miene verhärtete sich. Sie streckte die Hand nach der Kette aus. Jude gab sie ihr. »Sie hat den Schmuck zurückgelassen, Jude. Damals hat es nicht wie Diebstahl ausgesehen. Weißt du, wir hatten ein Versteck dafür, in Starbrough Folly. Und als sie das letzte Mal verschwunden und nicht zurückgekommen ist, habe ich danach gesucht. Ich habe mir eingeredet, dass ich es für sie tue. Dass ich ihr die Kette zurückgeben würde, wenn sie zu mir kommen und mich darum bitten würde. Aber sie ist nie gekommen. Die Kette war so wunderschön. Seit sie sie mir das erste Mal gezeigt hatte, habe ich sie gewollt. Also habe ich sie in einer kleinen Schachtel unter den Dielen in meinem Schlafzimmer versteckt und dort aufbewahrt. Nicht mal meine Schwester Sarah wusste Bescheid.«
    Jude dachte an die erneuerten Dielen im Cottage des Jagdaufsehers. Grans Versteck existierte wahrscheinlich nicht mehr, war bestimmt mit Sand aufgefüllt und vernagelt worden. »Ich war gestern dort, Gran«, sagte Jude und beobachtete genau, wie die alte Frau reagierte. »In deinem früheren Zuhause.«
    »Da wohnt jetzt ein junger Mann«, sagte Gran. »Ich weiß von ihm. Claire hat es mir erzählt.«
    »Was hat sie denn erzählt?«, fragte Jude und hoffte, mehr darüber zu erfahren, was Claire über Euan dachte. Aber Jessie war in Gedanken nur bei dem Haus, in dem sie ihre Kindheit verbracht hatte.
    »Dass er etwas daraus machen will.« Sie zog ein unglückliches Gesicht. Es regt sie auf, dachte Jude. Natürlich regte es sie auf, sich vorzustellen, wie ihr früheres Zuhause aufgerissen und nach modernen Bedürfnissen umgebaut wurde.
    »Aber bist du nie wieder dort gewesen?«
    Gran schüttelte den Kopf. »Seit dem Tod meiner Eltern nicht mehr. Ich wollte das nicht. Wollte es lieber in Erinnerung behalten, wie es war. Meistens waren es glückliche Zeiten, oh ja, und an diese Zeiten denke ich gern zurück. Bis ...« Jessie brach ab. Einen Moment lang spielte sie mit dem Schmuck herum, hielt ihn noch einmal hoch, um sich anzuschauen, wie hübsch er war. Dann streckte sie den Arm aus, umfasste die Hand ihrer Enkelin mit ihrer eigenen und ließ die Halskette in deren Handfläche gleiten. »Nimm sie«, verkündete sie und

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