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Die Katastrophen-Welt

Die Katastrophen-Welt

Titel: Die Katastrophen-Welt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Keith Laumer
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siebzig Zentimeter. Mein Kopf brummte, als beherberge er einen ganzen Bienenschwarm, und meine Arme schmerzten von der Anstrengung, Ricias Kopf über Wasser zu halten.
    Plötzlich änderte sich die Strömung um mich. Ich spürte, mehr als ich es hörte, das tiefe Dröhnen von Maschinen. Eine neue Strömung zog mich zu einem erst jetzt entstandenen Wirbel in der Mitte des Raumes. Unter uns, von drei Meter schwarzem Wasser bedeckt, mußten die Gitter nun offen sein. Irgendwie, trotz der gespaltenen Wände, arbeiteten die Pumpen und zwangen das eindringende Wasser durch einen Hundertmetertunnel zum offenen Meeresgrund. Wie lange sie noch funktionieren würden, war eine andere Frage.
    Es blieb mir keine Zeit, die Alternativen abzuschätzen. Ich leerte das Wasser aus meinem Atemhelm, stülpte ihn über den Kopf und ließ ihn einrasten. Dann klemmte ich das bewußtlose Mädchen unter den Arm, ließ meinen Halt los und glitt unter die Oberfläche.
    Der Sog rammte mich schmerzhaft gegen das offene Gitter. Ich drehte mich auf den Rücken, tastete mit den Füßen durch den engen Spalt zwischen den beiden Gitterteilen, und zog Ricia nach. Ich konnte ihr Gesicht gespenstisch blau in dem trüben Wasser sehen. Überall wirbelte Treibgut. Ein Helm trudelte ganz in der Nähe. Ich bekam ihn zu fassen und zog ihn über Ricias Kopf. Es würde noch ein weiter Weg an die Oberfläche werden – wenn wir es überhaupt schafften.
    Die Strömung zog mich unter die Krümmung der Tunneldecke. Ich schaltete den Antrieb ein. Das Wasser peitschte gegen uns, aber irgendwie erreichten wir doch das Ende des Rohres und waren im freien, wenn auch hier noch stark aufgewühltem Wasser.
    Ich versuchte Ricias Puls zu fühlen, aber meine Hände waren steif vor Kälte. Im Strahl meiner Handlampe schwamm ein riesiger Fisch neugierig näher, ergriff aber die Flucht, als ich ihn mit der Hand abwehrte. In fünfunddreißig Meter Tiefe spürte ich einen scharfen Schmerz im Nacken. Der schnelle Aufstieg mochte explosiven Unterdruck verursachen und einen innerhalb von Sekunden zum Krüppel machen. Ich bremste die Geschwindigkeit ein wenig. Höher stiegen wir, fünfundzwanzig Meter, zwanzig, fünfzehn, zehn ...
    Ein Stich wie von einer glühenden Klinge lähmte mein rechtes Bein. Ich biß die Zähne zusammen und zwang meine Augen gegen den Druck offenzuhalten, der sie aus den Höhlen quellen lassen wollte.
    Ich schoß durch die Oberfläche und sank schmerzgepeinigt zurück. Flüchtig sah ich Lichter auf dem Wasser, dann fand ich den Antriebsknopf. Ich steuerte mit den Beinen auf die chromglänzende Leiter am Heck der Jacht zu, bekam sie zu fassen und hielt mich fest, während ein roter Schleier mein Gehirn einhüllte. Da faßte eine Hand nach meinem Arm und zog daran.
    »Ricia – schnell – Dekompressionskammer ...« Dann drückte ihr Gewicht nicht länger gegen mich. Hände zogen mich über die Reling und auf Deck. Warme Luft schlug mir entgegen, als mir jemand den Helm abnahm, und alles in einer Stille, die nur von dem schrillen Summen unterbrochen wurde, das seit der Explosion meinen Schädel quälte. Meine Augen waren Bälle weißglühender Pein – Stachel, die sich in mein Gehirn bohrten.
    Ich wollte aufstehen, und die Hände hoben mich. Dann lag ich auf dem Rücken und spürte schwere Luft wie Hämmer auf mich einschlagen. Ich tastete herum und berührte Ricias kühle Wange. Plötzlich ließ der Schmerz nach, als hätte man einen Dorn aus der Wunde gezogen. Ich holte Atem, schmeckte den metallischen Geruch der Luft und lachte fast, als ich daran dachte, daß ich eine gute Stunde den Gestank der Vulkane vergessen hatte.
    Dann sank ich in warme, wohlige Bewußtlosigkeit.
     

 
10.
     
    Es muß schier endlos gedauert haben, bis die Besinnung wiederkehrte. Zuerst war ich mir der Schmerzen in meinem Kopf bewußt, dann anderer Wehwehchen. Meine Augen brannten vor purpurner Pein. Ich öffnete sie gegen den Druck und sah das Licht an der Decke des Dekompressionstanks wie einen verschwommenen Faustball. Ich probierte einen Arm aus – er ließ sich bewegen. Ich benutzte ihn, mich aufzustützen. Ricia lag auf dem Gesicht neben mir, in eine Decke gehüllt. Einen entsetzlichen Augenblick lang, während ich meine Hand an ihre Lippen drückte, spürte ich nichts, dann endlich einen warmen Atem. Sie lebte.
    Ich taumelte auf die Füße und kauerte mich unter der niedrigen Deckenkrümmung des Tanks zusammen. Mein rechtes Knie war geschwollen und taub. Ich beugte mich ganz

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