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Die Katastrophen-Welt

Die Katastrophen-Welt

Titel: Die Katastrophen-Welt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Keith Laumer
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nahe an die Druckmesser. Wie durch einen Schleier hindurch sah ich den langen Zeiger, der über der Zahl 14.6 stillstand. Demnach konnte ich den Tank nun ruhig öffnen. Ich torkelte zum Verschlußhebel und zerrte daran. Ich war so schwach wie verwässerter Whisky. Ich wollte gegen die Wand hämmern, um Carmody wissen zu lassen, daß ich wach war, aber irgend etwas hielt mich davon ab. Ich überlegte.
    Da kam es mir. Die Jacht war immer noch auf hoher See. Meine Uhr zeigte zwanzig Minuten vor fünf Uhr – also waren sieben Stunden vergangen, seit ich in die Tiefe tauchte. Weshalb war Carmody nicht zurückgefahren, hatte Ricia zu einem Arzt gebracht? Und weshalb trieb das Boot quer zum Wellengang?
    Ich zerrte noch einmal am Hebel. Diesmal gab er nach. Ich drehte ihn voll herum, der Verschluß sprang etwa einen Zentimeter auf. Ich sah die graue Dämmerung draußen, das gebleichte Teakholz des Decks – und die Waden und Füße eines Mannes, der auf dem Bauch etwa zwei Meter von mir entfernt lag. So leise ich konnte, schloß ich den Tankverschluß und tastete nach der Harpunenpistole. Sie war fort. Zweifellos hatte ich sie in dem Rohrtunnel verloren.
    Ich wartete fünf Minuten, dann öffnete ich den Tankdeckel erneut einen Spalt und betrachtete die Beine. Meine Sicht war immer noch ziemlich verschleiert, trotzdem glaubte ich, daß es Carmodys Leinenschuhe waren, die ich da vor mir hatte. Auf dem Boot herrschte völlige Stille, nur das Summen dröhnte immer noch in meinem Schädel. Aber vielleicht war ich taub? Ich hielt meine Finger ganz dicht ans Ohr und schnalzte. Doch, das Geräusch hörte ich sehr wohl.
    Mit weichen Knien trat ich hinaus und duckte mich, damit ich nicht über den Tank hinausragte. Dann schloß ich den Deckel hinter mir und sah mir den Mann auf dem Deck an. Es war wirklich Carmody, und er war tot. Zwanzig Meilen vom Land entfernt hatten die Fliegen ihn schon aufgespürt.
    Rassias war am Bug. Er lag auf dem Rücken mit einem Loch durch die Stirn. In der Nähe war ein bräunlicher Pfad verkrusteten Blutes, der zur Reling führte. Jemand mit einer größeren Verwundung war über Bord gegangen.
    Ich hatte mich ganz leise bewegt, barfuß – aber doch nicht vorsichtig genug. Der Hinterkopf eines Mannes tauchte gerade von unten auf, als ich mich umdrehte. Ich ließ mich lautlos auf alle viere fallen und robbte zurück, bis ich ein Auge riskieren konnte. Er stand etwa zwei Meter von mir entfernt und blickte in Richtung Heck. Gleich würde er sich umdrehen, das erkannte ich an der Haltung seiner Schultern. Ich sprang, ehe er es tat. Mein taubes Knie ließ mich im Stich. Ich verfehlte seinen Rücken und streifte seine Hüfte. Ich schlug hart auf dem Deck auf, rollte mich herum und starrte in einen Pistolenlauf. Sein Finger zuckte bereits am Abzug.
    »Nein. Noch nicht!« hörte ich durch das Summen in meinem Schädel. Ein zweiter Mann trat aus der Düsternis der Kabine. Ich blinzelte, versuchte sein Gesicht besser zu sehen. Ich war mir nicht sicher, aber ich glaubte, ihn schon einmal gesehen zu haben – in Miami, vielleicht.
    Der Bursche mit der Kanone steckte sie weg. Er sah aus wie ein Schullehrer, mittelgroß, etwa Vierzig, mit schütterem Haar und Bäuchlein. Der andere hatte den Weltschmerzausdruck eines Bestattungsunternehmers. Sie blickten mich einen Augenblick durchdringend an, dann drehte der Pistolenschütze sich um. »Ich hole Stricke, um ihn zu binden.« Er sprach fehlerloses Englisch mit einem fremdartigen Akzent. Ich hatte das Gefühl, daß er sich in weiteren Dutzend Sprachen genausogut ausdrücken könnte.
    Der Sarghändler blieb stehen und beobachtete mich. Er sah aus, als könnte ich ihn mit Leichtigkeit überwältigen. Ich setzte mich langsam auf. Seine Hand zuckte und brachte eine Pistole zum Vorschein.
    »Nimm den Gürtel ab«, befahl er mit gleichgültiger Stimme. Ich schnallte ihn auf. Mit dem ganzen Zeug daran war er verdammt schwer.
    »Wirf ihn über die Seite.« Die Pistole deutete genau auf meine Stirnmitte. Er mußte der sein, der Rassias umgelegt hatte. Ich tat wie geheißen.
    »Anzug 'runter!«
    Ich öffnete den Reißverschluß des Klimaanzugs und schlüpfte ächzend heraus. Meine Knochen fühlten sich an, als wären sie einzeln durch die Mangel gedreht worden.
    »Über die Seite.«
    Ich knüllte ihn zusammen und ließ ihn über die Reling fallen. Was mir blieb, war nur meine Unterhose und die mir angeborene Würde.
    Er steckte die Pistole weg, schließlich war ich jetzt hilflos.

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