Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die Katastrophen-Welt

Die Katastrophen-Welt

Titel: Die Katastrophen-Welt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Keith Laumer
Vom Netzwerk:
sich darauf, fummelte an der Tafel herum, und das Ding hob sich etwa fünfzehn Zentimeter vom Eis.
    »Und wie geht man damit um?«
    »Setz dich herauf«, sagte sie mit tonloser Stimme. Ich gehorchte. Sie beugte sich über die Armaturentafel.
    »Ich kann von hier aus überhaupt nichts sehen. Laß mich lieber vor.«
    »Ist nicht notwendig.« Sie drehte sich nicht einmal um. »Ich komme mit dir.« Ihr Englisch hatte in der kurzen Zeit erstaunliche Fortschritte gemacht. Vielleicht war ich doch kein so schlechter Lehrer.
    »Kommt nicht in Frage, Mädchen. Du gehst zurück in dein warmes Häuschen und wartest, bis ich wiederkomme.«
    Sie blickte über die Schulter zurück. »Ich habe keine Angst, höchstens um dich. Ich komme mit, denn du wirst mich brauchen. Schau, was ich habe.« Sie deutete auf einen Knopf hinter ihrem rechten Ohr, der mich an ein Hörgerät erinnerte. »Damit bin ich mit der Hausbibliothek verbunden. Er registriert Geräusche, alles, was er sieht, auch Verstecktes, teilt es der Bibliothek mit, und die berät uns.« Sie legte den Kopf schief und hörte nicht auf meine Proteste. »Er sagt mir schon etwas. Er sagt, Männer sind unterwegs, zehn – Sarads von hier, dort ...« Sie deutete über das dunkle Eis.
    »Also schön, dann gib mir das Ding. Vielleicht führt es mich in eine gemütliche Bar.«
    »Nein. Nur ich kann es benutzen.« Sie blickte mich triumphierend an. »Es spricht nur meine Sprache, nicht Englisch.«
    »Geh zurück, Ricia!« Ich versuchte, sie vom Schlitten zu heben. Sie wehrte sich, und sie war wirklich stark.
    »Möchtest du, daß ich wieder allein warten muß, Malcolm?« fragte sie leise.
    Ich hielt sie an beiden Schultern und stellte mir vor, wie sie dort unten warten würde, wenn ich nicht zurückkam, und wie aus den Tagen Wochen, Monate, Jahre wurden. Ich seufzte tief. »Also gut, Mädchen. Brechen wir auf. Ich hätte gern unser Abenteuer hinter uns, ehe die Sonne aufgeht.«
    Ricia hielt den Schlitten zwei Meter über dem Eis und brauste dahin. Wir hatten gut sechzig Kilometer zurückzulegen und schafften es in nicht ganz einer Stunde. Dann dauerte es noch fast eine halbe Stunde, bis wir mit Hilfe von Ricias Instrumenten einen Krater wie den vom Seemann beschrieben fanden.
    »Der Sonnenturm ist genau hier, Mal.« Sie sprang vom Schlitten und deutete auf das Eis unter ihren Füßen. »Der Hauptkoordinator befindet sich in ihm.«
    »Ist das das hohe Gebäude, das ich auf dem Bild sah?«
    »Ja.« Sie hielt inne und lauschte. »Die Bibliothek sagt, sie sind hier«, flüsterte sie mit angespannter Stimme. »Das also ist ihr Nest – mein Ulmoc!«
    »Sehen wir zu, daß wir den Schacht freikriegen.« Ich hieb mit der Spitzhacke auf das Eis im Trichter ein. Ricia kam mit einer Metallröhre an, die einer Taschenlampe ähnlich sah, und richtete sie auf das Eis. Wasser blubberte, sprudelte von dem Loch, das nun freigelegt war. Nach einer Stunde war es so tief, daß wir die Ecken einer Metallkabine darunter sahen.
    »Das ist es! Das ist der Lift, von dem der Seemann gesprochen hat!« Ricia schmolz den Rest des Eises vom Dach der Kabine. Es gab einen Notausgang oben, der jedoch zugefroren war. Ich öffnete ihn mit dem Eispickel. Hintereinander ließen wir uns in den quadratischen Käfig mit einer Kantenlänge von etwa zwei Metern hinunter. Er war halb voll Eis, das durch die offene Tür hereingedrungen war. Ich benutzte Ricias Licht, stellte es auf einen nadeldünnen Strahl. Es zeigte mir einen geraden Fall in den blauschwarzen Schacht, der sich in der Dunkelheit weit in der Tiefe verlor. Die Kabel am Boden des Lifts hingen lose ab.
    »Das ist die Endstation für dich, Mädchen«, sagte ich. »Es gibt nur einen Weg hinunter – über die Kabel. Du wartest oben beim Schlitten.«
    »Ich komme mit.«
    »Hör mir zu. Hinunterzurutschen ist vielleicht einfach. Aber wieder hoch zu kommen, ist etwas anderes. Ich kann mich nicht an einem Kabel hochziehen und dich dazu schleppen.«
    »Ich kann sehr gut klettern. Wir gehen jetzt hinunter oder kehren beide um.«
    »Du bist nicht so leicht zu entmutigen. Aber vielleicht bin ich darüber sogar froh.« Ich zwängte mich durch die Tür, ließ mich hinab, bis ich nur noch mit den Händen an der Schwelle hing. Dann tastete ich mit den Beinen nach den Kabeln und hantelte mich ein paar Meter in die Tiefe. Die Kabel waren aus synthetischer Faser, nicht dicker als mein kleiner Finger und glatt vom Eis. Sie zitterten, als Ricia sich ebenfalls an ihnen

Weitere Kostenlose Bücher