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Die Katze, die den Braten roch.

Die Katze, die den Braten roch.

Titel: Die Katze, die den Braten roch. Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lilian Jackson Braun
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auch alle. Nur die Namen fallen mir nicht ein. Rhoda merkt sich Namen gut; ich erkenne Gesichter besser. Rhoda!«
    Sie kam aus der Küche geeilt. »Ja, das ist Gouverneur Witherspoon. Meine Freundinnen und ich fanden, daß er schrecklich romantisch aussah. Die beiden Männer auf der zweiten Stufe kenne ich sehr gut. Das sind die Brown-Brüder…«
    »Welche Brown-Brüder?«, unterbrach Qwilleran sie.
    »Es hat nur eine Familie Brown gegeben«, erklärte Rhoda liebenswürdig. »Der mit dem Gewehr und dem Hund ist… Es liegt mir auf der Zunge: Fred Bryce… oder Brook… oder Broom…«
    »Oder Brown«, meinte Qwilleran.
    »Komisch – an den Namen seines Hundes kann ich mich erinnern: Diana, die Göttin der Jagd.«
    »Klingt logisch.«
    Homer hatte das Interesse verloren und war kurz davor einzudösen.
    Mit lauter Stimme sagte Qwilleran: »Aber all das ist längst Vergangenheit. Reden wir über Eddington Smith.«
    »Der liebe Eddington. So eine sanfte Seele«, seufzte Rhoda leise.
    »Er hat selbst nicht viel gelesen, aber er kannte und liebte Bücher«, sagte ihr Mann mit weniger schriller Stimme als sonst. »In seinen besten Jahren ist er im ganzen Land herumgefahren. Manche Nachlaßverwalter haben Kartons mit den besten Büchern für ihn aufgehoben. Aber er wurde alt und müde und sein Lastwagen ebenfalls.«
    »Er ist oft zum Abendessen zu uns gekommen und hat über seine Familie gesprochen«, erzählte Rhoda.
    »Er hat seinen Vater, der Bücher an der Haustüre verkauft hat, über alles geliebt.«
    »Seine Mutter ist früh gestorben, und er wurde von seiner Großmutter aufgezogen. Ihr Mann war Schmied, und der hat das Feldspat-Gebäude gebaut, in dem sie dann wohnten. Die Schmiede war im Hinterhof.«
    »Unter einem großen Kastanienbaum?«, fragte Qwilleran.
    »Zufällig war es eine mächtige Eiche«, antwortete Homer. »Sie wurde gefällt, als Edd den Hof asphaltieren ließ, um einen Parkplatz daraus zu machen. Er hat ein paar Stellplätze vermietet.«
    »Sie haben am Telefon erwähnt, daß Sie mir irgend etwas mitteilen wollen…«
    »Etwas, das ihm seine Großmutter auf dem Totenbett erzählt hat«, antwortete Rhoda. »Wir dachten, das wäre vielleicht eine Geschichte für Ihre Sammlung von Legenden aus Moose County.«
    »Das kann ich erst sagen, wenn ich sie gehört habe. Erinnern Sie sich noch an die Einzelheiten?«
    »Ich glaube, gemeinsam bringen wir beide die Geschichte noch zusammen, aber Sie müssen sie in Ihrem eigenen Erzählstil schreiben, Qwill.«
    Er schaltete seinen Kassettenrecorder ein.
    Auf dem Rückweg in die Stadt begann Qwilleran, die Geschichte im Kopf auszuformulieren. Doch bevor er sich ernsthaft daran machte, brachte er das Foto von Gouverneur Witherspoon in die Bücherei zurück.
    »Tut mir leid, daß ich keinen Erfolg hatte«, entschuldigte er sich bei den ehrenamtlichen Helferinnen. »Aber ich schlage Folgendes vor: Präsentieren Sie das Bild als geheimnisvolles Foto. Laden Sie die Leute ein, ihre Familienalben in die Bücherei zu bringen und nachzuschauen, ob vielleicht irgendwelche Gesichter von dem Foto auch auf ihren eigenen Bildern zu sehen sind. Ich werde es in meiner Kolumne erwähnen.«
    Seine Idee wurde entzückt aufgenommen. Polly war vom Zahnarzt zurück, doch Qwill hatte keine Zeit, in ihr Büro hinaufzugehen. Er wollte nach Hause fahren und Das Geheimnis der Frau des Schmieds niederschreiben, wie es Eddington Smith von seiner Großmutter erzählt worden war.
    Als Pickax wegen seiner zentralen Lage zur Bezirksstadt ernannt wurde, war es nur ein kleiner Weiler, doch fast über Nacht setzte ein wahrer Bau-Boom ein. Der Schmied, der sowohl Hufeisen als auch Nägel schmiedete, kam kaum mit der Herstellung von Nägeln nach, so viele ehrgeizige Siedler bauten Wohnhäuser und Geschäfte. Dann wurde er eines Tages von einem Pferd auf den Kopf getreten und starb auf der Stelle. In Pickax brach Panik aus. Kein Schmied! Keine Nägel!
    Am nächsten Tag kam durch einen merkwürdigen Zufall ein Fremder in die Stadt – ein großer, muskulöser Mann, der einen Stock über die Schulter gelegt hatte, an dem ein Bündel hing. Der Fremde trug seine Haare länger als in Pickax üblich, und anfangs wurde er mißtrauisch beäugt. Als er jedoch sagte, er sei Schmied, änderten die Stadtbewohner ihre Haltung.
    Konnte er Nägel machen?
    Ja, er konnte Nägel machen.
    Wie hieß er?
    John.
    John, und wie noch?
    Er antwortete: »Nur John. Einen anderen Namen braucht man nicht, um Nägel zu

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