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Die Katze, die für Käse schwärmte

Die Katze, die für Käse schwärmte

Titel: Die Katze, die für Käse schwärmte Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lilian Jackson Braun
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gefragt, warum eine Katze diesen Käse Emmentaler vorziehen würde, der ja auch aus der Schweiz kommt. Er sagte, er ist cremiger und salziger.«
    »Ist er teuer?«
    »Er kostet mehr als der Schmelzkäse bei Toodle, aber Mildred sagt, wir sollten bessere Lebensmittel kaufen und weniger davon essen.«
    Brodie stand auf. »Ich mach’ mich jetzt lieber auf den Heimweg, sonst ruft meine Frau noch die Polizei.«
    In diesem Augenblick hörten die beiden Männer unter dem Couchtisch ein leises Knurren. Sie drehten sich um und sahen, daß sich Koko darunter hervorschlich. Er stieß gutturale Laute aus, schlug langsam mit dem Schwanz hin und her und schlich sich an Yum Yum an.
    »Passen Sie auf!« flüsterte Qwilleran.
    RUMSS! Koko sprang! HUSCH! Yum Yum sauste davon, und sie lieferten einander über die Rampe hinauf eine wilde Verfolgungsjagd.
    »Sie geben nur an«, sagte Qwilleran. »Das machen sie, um Aufmerksamkeit zu erregen.«
    Dann ging der Polizeichef mit einem Stück Gruyere nach Hause.

 
    Am Samstag morgen fütterte Qwilleran die Katzen, kontrollierte ihr Kistchen, bürstete ihnen das Fell und kämmte sich dann ein paar Katzenhaare aus dem Schnurrbart und den Augenbrauen. Koko hatte ein Buch vom Regal geworfen. »Nicht jetzt. Später«, sagte er. »Ich habe eine Menge zu erledigen. Wenn ich wiederkomme, werde ich für dich dasein.« Er stellte das Buch Wilder Honig wieder aufs Regal. Dann dachte er, Augenblick mal! Spürt dieser Kater, daß ich jetzt einen Bienenzüchter interviewen will? Und wenn ja, wie bringt er mein Vorhaben mit dem Wort ›Honig‹ auf dem Einband in Verbindung? Doch er mußte zugeben, daß Koko manchmal sehr verschlungene Wege der Kommunikation wählte.
    Er ging zur Polizeiwache, um sich die Fingerabdrücke abnehmen zu lassen, und dann in die Bücherei wegen eines Buches über Bienenzucht. Um nicht wie ein vollkommener Tölpel dazustehen, las er die Definitionen für Ammen, Arbeiterinnen und Wachbienen nach, und was ›schwärmen‹, ›beweiseln‹ und ›abtrommeln‹ bedeutete. Dabei hörte er, wie die Angestellten Homer Tibbitt grüßten, der jeden Tag mit einer Aktentasche und einer braunen Papiertüte in die Bücherei kam. Obwohl an der Eingangstür ein Schild mit der Aufschrift SPEISEN UND GETRÄNKE VERBOTEN hing, wußte jeder, was in der Papiertüte war. Homer Tibbitt war jedoch Ende Neunzig, und wegen seines Alters war man nachsichtig. Mit seinem eckigen, aber energischen Gang marschierte er zum Aufzug und fuhr in den Mezzanin, wo er im Leseraum seinen Nachforschungen nachging.
    Qwilleran ging ihm über die Treppe nach. »Guten Morgen, Homer. Welches Thema steht heute an?«
    »Ich befasse mich noch immer mit dem Goodwinter-Clan. Amanda hat in einer alten Truhe einige Familiendokumente gefunden und sie der Bücherei geschenkt. Darunter sind recht pikante Sachen.«
    »Wissen Sie etwas über die Familie Limburger?« Qwilleran setzte sich auf der anderen Seite des Tisches auf einen harten Eichenstuhl; der Historiker brachte immer sein aufblasbares Sitzkissen mit.
    »Und ob! Ich habe vor ein paar Jahren eine Monographie über sie geschrieben. Soweit ich mich erinnere, ist der erste Limburger Mitte des neunzehnten Jahrhunderts aus Österreich gekommen, um der Einberufung zu entgehen. Er war Zimmermann, und die Bergwerksgesellschaften engagierten ihn, um Häuser für die Arbeiter zu bauen. Doch er war ehrgeizig und baute sich schließlich seine eigenen Herbergen und Gasthäuser. Damals galt man als geschäftstüchtig, wenn man die Arbeiter ausbeutete, und er wurde sehr reich.«
    »Was wurde aus seinem Herbergenimperium?«
    »Die Gebäude brannten eines nach dem anderen ab. Einige wurden während der Wirtschaftskrise abgerissen und das Holz als Brennholz verwendet. Das Hotel Booze ist das einzige, das noch steht. Die Familie selbst – die zweite Generation – wurde während der Grippeepidemie 1918 ausgerottet. Nur einer hat überlebt, und der lebt noch immer.«
    »Sie meinen Gustav?« fragte Qwilleran. »Es heißt, er sei ziemlich exzentrisch.«
    »Ich habe ihn seit Jahren nicht mehr gesehen, aber ich weiß noch, wie er als Junge gerade seine Eltern verloren hatte. Entschuldigen Sie mich, ich muß mein Gedächtnis etwas auffrischen.« Der alte Herr rappelte sich auf und ging mit seiner Papiertüte in die Toilette. Es war kein Geheimnis, daß die Tüte eine Thermosflasche mit koffeinfreiem Kaffee mit einem Schuß Weinbrand enthielt. Als er zurückkam, war ihm wieder alles

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