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Die Katze, die für Käse schwärmte

Die Katze, die für Käse schwärmte

Titel: Die Katze, die für Käse schwärmte Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lilian Jackson Braun
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später am Abend könne es kühl werden, und daß es besser sei, etwas mitzunehmen.
    Während sie ihre Handtasche holte und vermutlich einen letzten Blick in den Spiegel warf, sah sich Qwilleran die Wohnung an: große Räume, offenbar zwei zusammengelegte Wohnungen… viel Blau… Antiquitäten, alte Ölgemälde, gute orientalische Teppiche. Zu seiner Überraschung sah er jedoch einen Hund. Hunde waren in den Wohnungen im Village verboten. Bei diesem hier handelte es sich um einen Bassett. Seltsamerweise stand er auf den Hinterbeinen und hatte die Vorderbeine auf einen Tisch in der Bibliothek gelegt. Er starrte den Hund an, der Hund starrte ihn an.
    Sarah kam zurück. »Das ist Sir Cedric«, sagte sie. »Ein viktorianisches Stück, aus Holz. Sehr realistisch, nicht wahr?«
    »Ich muß sagen, er ist einmalig«, antwortete Qwilleran. Der Tisch war aus dunklem Kiefernholz und hatte an einem Ende gewöhnliche gedrechselte Beine, während das andere Ende von dem Hund getragen wurde. »Raffiniert! Sehr raffiniert!«
    Als sie wegfuhren, fragte er seine Beifahrerin: »Leben Sie gerne in Indian Village?« Es war nicht die intelligenteste Frage, die er je gestellt hatte, aber es war ein Anfang.
    »O ja«, erwiderte sie. »Jede Jahreszeit hat ihre Reize. Im Augenblick sind es die herbstlichen Farben, die sind dieses Jahr besonders schön.«
    »Polly Duncan, die Sie sicher kennen, würde auch gern hier draußen wohnen, wenn nicht die lange Fahrt in die Stadt wäre.«
    »Sie können ihr sagen«, antwortete Sarah nachdrücklich, »nach einer Woche oder so ist das überhaupt kein Problem.«
    »Und wie gefällt Ihnen die Arbeit bei der Zeitung?«
    »Sie ist überaus angenehm! Es scheint allen soviel Spaß zu machen, und doch bringen sie die Zeitung stets zeitgerecht heraus. Junior Goodwinter hat mich für den Job vorgeschlagen. Es ist mein erster Job überhaupt.«
    »Tatsächlich?« fragte er überrascht. »Sie führen ihn aber mit großer Sicherheit aus.«
    »Vielen Dank. Ich war auf einem College im Osten und hatte ein gutes Angebot in Boston, aber meine Eltern wollten mich zu Hause haben. Wissen Sie, ich war ein Einzelkind, und wir hatten ein wunderbares Verhältnis. Ich fuhr mit meiner Mutter nach Europa und mit meinem Vater auf Geschäftsreisen. Dann habe ich auch bei sozialen Einrichtungen mitgearbeitet; dabei kommt man unter die Leute und tut etwas Sinnvolles. Also war ich immer sehr beschäftigt. Das einzige, was ich bedaure, ist… daß ich keine Karriere aufgebaut habe. Ich glaube, ich wäre recht erfolgreich gewesen.«
    »Da bin ich sicher!« sagte er. Und um die Unterhaltung etwas weniger ernsthaft zu gestalten, fügte er hinzu: »Das einzige, was ich bedaure, ist… daß ich zu spät geboren wurde, um Babe Ruth oder Ty Cobb spielen zu sehen.«
    »Ach ja! Sie sind ja ein Baseball-Fan! Ihre Kolumnen über Baseball schneide ich alle aus und hebe sie auf – um der guten alten Zeit willen. Mein Vater hat die Ausscheidungsspiele nie versäumt, und ab dem Alter von sieben Jahren nahm er mich mit. Meine Mutter interessierte sich nicht dafür, und so flogen wir beide im ganzen Land herum, und ich lernte, eine detaillierte Punktekarte zu führen und die durchschnittlichen Trefferquoten der Spieler auszurechnen. Ich glaube, daher stammt mein Talent für Mathematik und mein Sinn für Details.«
    Qwilleran warf ihr einen bewundernden Blick zu. Ausdrücke wie ›Trefferquoten‹ hatte er bei einer Verabredung mit einer praktisch Fremden noch nie gehört. Er sagte: »Erinnern Sie sich an das historische Spiel 1969, als die Mets die Orioles schlugen und die Ausscheidung gewannen?«
    »Na klar! Na klar! 1968 waren die Mets auf Platz neun gekommen, und da Vater und ich immer für die Schwächeren waren, waren wir große Met-Fans. Ich weiß noch, als sie nach diesem letzten, aufregenden Spiel gewannen, liefen die Met-Fans auf das Spielfeld und gruben Grasstücke aus… Sind Sie Anhänger eines bestimmten Clubs, Mr. Qwilleran?… Ich meine, Qwill?«
    »Nun, ich war seit frühester Jugend ein Fan der Chicago Cubs, aber jetzt sehe ich kaum noch Oberliga-Spiele. Verfolgen Sie den Baseballsport noch immer?«
    »Nein«, sagte sie traurig. »Seit Vater starb, nicht mehr. Baseball hat ihn umgebracht. Die Ausscheidungsspiele zwischen Cincinnati und Boston 1975 waren unerträglich spannend. Es waren sieben Spiele. Es gab Verzögerungen, weil es regnete. Einmal führten die einen, dann die anderen. Es waren unglaubliche Leistungen! Überraschungen

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