Die Katze, die für Käse schwärmte
Abendkleidung gut aussah.
Es war bereits dunkel, als die Kleinbusse die ersten gutgekleideten Gäste brachten, und die Außenlichter verwandelten die Scheune in ein Zauberschloß. Drinnen wurden die Galerien und Balken, der weiße würfelförmige Kamin mit den hoch aufragenden Rauchabzügen, die zeitgenössischen Wandteppiche und die klaren modernen Möbel von der geheimnisvollen indirekten Beleuchtung dramatisch hervorgehoben. Dazu kamen noch die glanzvollen, perlenbesetzten Abendkleider, die eleganten Männer in ihren Abendanzügen und die fröhliche Stimmung, die bei einem solchen Ereignis herrscht – alles Voraussetzungen für einen zauberhaften Abend, den man in Pickax nie vergessen würde – und zwar aus mehr als einem Grund.
John Bushland war mit seinem Camcorder da – es war geplant, Videos von den Festivitäten zu verkaufen und damit zusätzliche tausend oder zweitausend Dollar für einen guten Zweck einzunehmen. Obwohl die namhaften Gäste sehr häufig aufgenommen wurden, kamen auch die Katzen unverhältnismäßig oft ins Bild. Sie saßen auf dem würfelförmigen Kamin und sahen erstaunt zu. Später segelten sie wie Flughörnchen hinunter auf den Fußboden; Koko auf der Jagd nach Käsekrümeln, Yum Yum auf der Suche nach Schuhbändern. Als die immer zahlreicher werdenden Füße ihren Schwanz bedrohten, floh sie auf die erste Galerie und sah vom Geländer aus zu.
Unter den Anwesenden waren die Rikers, die Lanspeaks und die Wilmots; der Bürgermeister mit seinem roten Paisley-Kummerbund; Don Exbridge mit seiner neuen und seiner ehemaligen Frau; und der neue Bankier mit der auffällig gekleideten Danielle. Wenn man nachzählte, waren drei Anwälte da, vier Ärzte, zwei Rechnungsprüfer, ein Richter, und fünf Staatsbeamte, die vor der Wiederwahl standen, darunter die schrullige, aber beliebte Amanda Goodwinter, die wieder für den Stadtrat kandidierte, und die in einem Abendkleid gekommen war, das sie seit dreißig Jahren trug.
Im Mittelpunkt der Aufmerksamkeit stand der Eßtisch mit den silbernen Punschschüsseln und den Kerzenleuchtern. Links und rechts davon waren die beiden Büfetts aufgebaut: auf den weißen Tischtüchern standen je acht Käseplatten und ein großer Laib Cheddar. Dahinter standen Jerry Sip und Jack Nibble, assistiert von Collegestudenten, die in ihren weißen Smokingjacken ganz professionell aussahen.
Jack Nibble sagte: »Auf dem Käsetisch gibt es drei Sorten Blauschimmelkäse. Probieren Sie alle drei und vergleichen Sie; nur so kann man lernen. Der französische ist krümelig; der italienische ist streichfähig; der englische läßt sich gut schneiden.«
Und Dr. Prelligate erwiderte: »Entdecke ich da gewisse Vorlieben in Ihrer Beschreibung?«
»Wie immer man ihn ißt«, meinte Amanda Goodwinter, »es ist und bleibt schimmeliger Käse.«
Dann sagte Jerry Sip: »Wenn Sie einen vollen, cremigen Käse mit einem ausgezeichneten Geschmack mögen, versuchen Sie den Doppelrahm-Brie.«
»Yau!« erhielt er vom Fußboden aus Verstärkung.
Amanda sagte: »Diese Katze und meine Wenigkeit, wir sind die einzigen, die im Klartext reden!«
Pender Wilmot, der selbst Katzen hatte, sagte: »Sie kennen alle das Wort ›Rahm‹.«
»Ich weiß aus zuverlässiger Quelle«, sagte Big Mac, »daß Qwill seine Katzen mit Kaviar und Muscheln füttert. Ein Jammer, daß er sie nicht als unterhaltsberechtigte Angehörige von der Steuer absetzen kann.«
»Sie sind so elegant!« meinte Dr. Diane begeistert. »Wir müssen uns für solche Anlässe fein machen; Siamkatzen sehen immer aus wie in Abendkleidung.«
Sie blickte zu Yum Yum hinauf, die am Geländer der Galerie saß, und das kleine Weibchen drehte den Kopf hin und her, um sich von links und von rechts im Profil zu zeigen. »Und eitel sind sie auch!«
Nicht alle Gespräche drehten sich um Katzen und Käse. Man hörte Theorien über den Bombenanschlag, über den Mord und die zehntausend Dollar Belohnung. Riker zog Qwilleran beiseite und fragte: »Hast du diese Anzeige in die Zeitung gesetzt? Du bist verrückt! Wer soll das bezahlen?«
»Keine Sorge, Arch. Niemand wird das Geld einfordern, aber die Summe ist groß genug, um eine Menge Schnüffler in Aktion zu setzen. Ich wette, daß der oder die Schuldige das Kochbuch lieber anonym an das Postfach schicken wird, als das Risiko einzugehen, bloßgestellt zu werden.«
Qwilleran ging zwischen den Gästen umher, um – immer auf der Suche nach neuen Ideen – zuzuhören. Er war stets der Kolumnist,
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