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Die Katze, die für Käse schwärmte

Die Katze, die für Käse schwärmte

Titel: Die Katze, die für Käse schwärmte Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lilian Jackson Braun
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die Möbel verrückt.«
    »Nur, um mehr Platz für die Gäste zu haben. Es waren hundert Leute hier. Das Komitee kommt morgen her, um alles wieder an seinen Platz zu stellen.«
    Sie setzten sich an die Theke, wo Qwilleran schon einen Scotch und einen Teller mit den Käseresten von der Party vorbereitet hatte. Er zeigte ihm den Cheddar, den Gouda, den Bel Paese, den Emmentaler, den Stilton und den Port Salut.
    »Wo ist der, den ich so gerne mag?«
    »Probieren Sie den Emmentaler, Andy. Gruyere ist keiner übriggeblieben. Der Gruyere hat allen geschmeckt.«
    »Yau!«
    »Auch unserem klugen Kater.«
    Als Brodie seinen ersten Scotch ausgetrunken hatte, sagte Qwilleran: »Bevor ich Ihnen nachschenke, Andy, möchte ich, daß Sie sich ein Geschenk ansehen, das ich am Sonntag bekommen habe.« Ohne Koko aus den Augen zu lassen, holte er den Truthahn aus dem Kühlschrank und stellte ihn vor den Polizeichef hin. »Was, würden Sie sagen, ist das?«
    »Wollen Sie mich auf den Arm nehmen? Das ist ein Truthahn!«
    »Wissen Sie, wie man einen Truthahn füllt?«
    Brodie machte ein mürrisches Gesicht. »Dafür ist meine Frau zuständig.«
    »Also, ich erkläre es Ihnen. Das ist das Kopfende, und das ist das Schwanzende. Es gibt zwei Körperhöhlen. Stecken Sie Ihre Hand in die Brusthöhle und schauen Sie, was Sie darin finden.«
    Widerstrebend und mißtrauisch tat der Polizeichef wie ihm geheißen und zog den Plastikbeutel heraus. »Das ist der Hals! Ist das irgend so ein Spielchen?«
    »Jetzt stecken Sie Ihre Hand in die hintere Körperöffnung. Dort steckt immer ein Beutel mit dem Geflügelklein.«
    Brodie warf seinem Freund einen finsteren Blick zu und faßte mit der Hand in den Truthahn. Augenblicklich nahm sein zerfurchtes Gesicht einen seltsamen Ausdruck an. Es war eine Mischung aus Schock und Ungläubigkeit. »Was zum Teufel!« stieß er hervor und zog eine kleine Pistole heraus. »Von wem haben Sie diesen Truthahn?«
    »Von Nick Bamba. Ich habe ihn in tiefgefrorenem Zustand bekommen – wahrscheinlich gehörte er zu einer Lieferung, die in den Süden hinunter geschickt wurde. Ich habe ihn jetzt zwei Tage lang im Kühlschrank auftauen lassen, und Koko hat total verrückt gespielt. Wollen Sie einen Plastikbeutel für das Beweisstück?«
    »Geben Sie mir einen Müllsack«, antwortete Andy. »Ich nehme den ganzen Truthahn mit.«
    »Da geht dein Truthahn dahin«, sagte Qwilleran zu Koko. Zu seiner Überraschung schien das den Kater völlig kalt zu lassen. Er saß auf den Hinterbeinen wie ein Känguruh und putzte eine kleine Stelle auf seiner Brust. War es möglich, daß Koko gespürt hatte, daß mit diesem Truthahn irgend etwas nicht stimmte? Qwilleran spürte selbst, daß auf der Cold Turkey Farm etwas nicht in Ordnung war. Er wußte, daß Nick Bamba eine große Belegschaft brauchte, da junge Truthähne viel Arbeit machen. Das leitende Personal und die Fachkräfte waren ganztags beschäftigt und hatten eine entsprechende Ausbildung, doch es gab viele Jobs für Collegestudenten und andere Leute, die eine Halbtagsbeschäftigung oder ein zweites Einkommen brauchten. Im Bedarfsfall arbeiteten auch Polizeibeamte, Angestellte der öffentlichen Bücherei, der kräftige Monteur des Innenausstattungsateliers, ein Schneiderlehrling aus dem Herrenausstattungsgeschäft und zwei von Mrs. Toodles Enkeln für Nick. Lenny Inchpot, dessen Hoteljob in die Luft gesprengt worden war, wollte sich ebenfalls auf diese Liste setzen lassen, doch seine Mutter verbot es ihm aus irgendwelchen persönlichen Gründen.
    Hatte einer dieser Angestellten den Blumenhändler erschossen und die Pistole in einem Truthahn versteckt, der in den Süden hinunter geschickt werden sollte? Nahm er an, daß der Truthahn in irgendeiner fernen Großstadt im Labyrinth des menschlichen Chaos verlorengehen würde? Das war wohl kaum gut durchdacht; auf der Plastikverpackung stand genau, woher er stammte. Andererseits mochte der glückliche Empfänger das für einen Glückstreffer halten – der sich bei seiner nächsten Begegnung mit undurchsichtigen Gestalten, mit einem Ganoven, Einbrecher, Autodieb oder irgendeiner anderen Großstadtgefahr als nützlich erweisen würde.
    Also… wer hatte den Mord begangen, und war er der Komplize des Bombenlegers? Es war gewiß keiner der Toodle-Enkel mit ihren rosigen Gesichtern… und auch nicht der Landjunge, der für Amanda Teppiche verlegte und der so gerne lachte… und ebensowenig der beste Freund der Honigbienen, der zu human war, um

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