Die Katze, die hoch hinaus wollte: Roman
jedoch stehen und starrte ihn an: Die Aufzugstür war aus polierter Bronze mit Flachreliefs, auf denen Szenen aus Don Quijote und Carmen dargestellt waren.
Während er dieses unerwartete Kunstwerk betrachtete, glitt die Tür auf; ein Mann mit schwarzer Krawatte und Dinnerjackett stieg aus und sagte kühl: »Das ist ein privater Aufzug«, wobei er einen verächtlichen Blick auf die Bratpfanne warf.
Den Griff des Tragekorbs in der einen Hand und die Bratpfanne unter dem anderen Arm, ging Qwilleran langsam ans hintere Ende des Gebäudes, sah sich um und schnupperte. Irgendwo im Erdgeschoß wurde gekocht, und am Geruch erkannte er portugiesische Knoblauchsuppe. An der Wand des Tunnels standen ein Zigarettenautomat, ein Limonadenautomat und eine alte, hölzerne Telefonzelle. Wohl um den Korridor etwas aufzuhellen, hatte man die Wohnungstüren in Bonbonfarben gestrichen, doch der Lack war zerkratzt und in langen Jahren nachgedunkelt.
Als er zur Telefonzelle kam, stürzte plötzlich jemand heraus und fiel zu Boden. Es war eine Frau unbestimmten Alters in einem roten Cocktailkleid, die eine – offene – Halbliterflasche Rum in der Hand hielt. »Hoppla!« sagte sie.
Galant stellte Qwilleran sein Gepäck ab und kam ihr zu Hilfe. »Haben Sie sich weh getan?«
Undeutlich murmelte sie irgendeine Entschuldigung, während er ihr aufhalf, sie auf den Sitz in der Telefonzelle setzte und vorsorglich die Tür schloß; lediglich eine Pfütze blieb auf dem Boden zurück.
Er nahm den Katzenkorb und das Kistchen und ging weiter.
Als er zum Schreibtisch der Verwalterin kam, wurde es im Tragekorb plötzlich lebhaft: Zwei Katzen – eine mehrfarbige und eine getigerte mit einem ausgefransten Ohr – waren aus dem Nichts aufgetaucht und beäugten die Neuankömmlinge. Obwohl die alteingesessenen Katzen nicht feindselig waren, hielt es Qwilleran für ratsam, den Tragekorb auf die zerschrammte Theke zu stellen, wo ein handgemaltes Schild verkündete: ›Mrs. Tuttle, Verwalterin. Bitte läuten.‹ Zwischen dem Tisch der Verwalterin und der Theke der Mieter war ein Fenster aus dickem, kugelsicherem Acryl.
Er läutete, und eine stattliche, respekteinflößende Frau mit einem breiten Lächeln auf dem ebenholzfarbenen Gesicht stürzte aus dem Büro. »Ach, Sie haben zwei Siamkatzen!« rief sie freudig aus. Trotz der freundlichen Begrüßung musterte sie Qwilleran mit strengem, einschüchternden Blick, und er konnte sich vorstellen, daß sie bei den Mietern oder den hier wohnenden Katzen keinen Unfug duldete.
»Guten Tag«, sagte er. »Sind Sie Mrs. Tuttle? Mein Name ist Qwilleran. Die Penthaus-Wohnung ist für mich reserviert.«
»Ja, SIR!« sagte sie. »Wir haben Sie schon erwartet! Schön, daß Sie bei uns wohnen wollen. Hatten Sie eine gute Reise?«
»Ja, vielen Dank. Haben Sie auch einen Parkplatz für mich?«
»Ja, SIR!« Sie holte eine dicke Ringmappe hervor und blätterte zum Buchstaben Q. »Vorher muß ich Sie um eine Kaution in Höhe einer Monatsmiete und um die Miete für einen Monat bitten; der Parkplatz ist vierteljährlich zu bezahlen... Wie heißen sie denn?«
»Äh... wie bitte?« Qwilleran konzentrierte sich auf sein Scheckheft. Er fand die Miete hoch, auch wenn die Nebenkosten inklusive waren.
»Haben Ihre Katzen Namen?«
»Äh... der Große ist Koko, und das äh... Weibchen heißt Yum Yum.« Er hatte die Bratpfanne auf den Boden gestellt, und sie wurde jetzt von der buntgescheckten und der getigerten Katze beschnüffelt. »Ich sehe, Sie haben hier ein Begrüßungskomitee.«
»Das sind Napoleon und Kitty-Baby«, sagte sie. »Sie wohnen im Erdgeschoß. Ihre Kätzchen werden die einzigen im vierzehnten Stock sein.«
»Im vierzehnten? Ich dachte, das Haus hätte dreizehn Stockwerke.«
»Den dreizehnten haben sie ausgelassen. Bringt Unglück, wissen Sie. Im obersten Stock sind zwei Wohnungen, vierzehn-A und vierzehn-B. Sie haben die schöne, voll möbliert. Sie werden es sehr bequem haben. Hier ist Ihre Quittung und der Schlüssel zu vierzehn-A. Und hier ist der Schlüssel für Ihren Briefkasten; zu den Briefkästen gelangen Sie durch diesen Durchgang. Die Post kommt so gegen drei oder vier Uhr. Der Stellplatz für Ihren Wagen ist die Nummer achtundzwanzig an der Westseite des Parkplatzes. Der Aufzug ist gleich hinter Ihnen. Holen Sie den mit der roten Tür, Old Red, wie wir ihn nennen. Ein schöner alter Aufzug. Old Green ist kaputt.«
»Was ist das für ein Aufzug mit der Bronzetür beim Eingang?« fragte er.
»Ein
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