Die Katze, die hoch hinaus wollte: Roman
Privataufzug für die Besitzerin des Gebäudes. Auf Wiedersehen, Kätzchen! Schön, daß Sie hier sind, Mister Qwilleran.« Die Katzen hatten keinen Laut von sich gegeben. Er nahm die Bratpfanne und den Tragekorb und ging zu den Fahrstühlen, begleitet von Napoleon und Kitty-Baby. Die Türen, eine rote und eine grüne, waren beide geschlossen. Sie wiesen ein abstraktes Muster von Kratzern und Furchen auf, die ungeduldige Mieter mit ihren Schlüsseln eingeritzt hatten. Er drückte auf den Knopf, und Geräusche im Aufzugschacht ließen darauf schließen, daß Old Red langsam... ganz langsam... herunterfuhr. Als die Kabine schließlich ankam, konnte man hören, wie sie holperte und sich auf Fußbodenniveau einpendelte. Dann öffnete sich mit einem krampfartigen Ruck die Tür, und eine winzige Asiatin mit zwei kleinen, puppenartigen Kindern stieg aus und huschte davon, als sei sie froh, mit heiler Haut entkommen zu sein.
Qwilleran stieg ein und drückte auf den Knopf für den vierzehnten Stock. Er stand da und wartete, daß sich die Tür schloß, während Napoleon und Kitty-Baby vom Gang aus in die Kabine starrten, als würden sie lieber tot umfallen, als einen Fuß in Old Red zu setzen. Die Siamkatzen waren noch immer beunruhigend still.
An der Rückwand des Fahrstuhls war ein Schwarzes Brett angebracht, an das die Verwalterin und die Mieter Zettel geheftet hatten. Während Qwilleran darauf wartete, daß sich die Tür schloß, vertrieb er sich die Zeit damit, die Mitteilungen zu lesen. Zwei davon waren fein säuberlich mit Filzschrift geschrieben und trugen die Unterschrift ›Mrs. T.‹.
NICHT SPRINGEN, WENN DIE TÜR OFFEN STEHT! ACHTUNG, KATZEN! MONTAG WIRD GESPRÜHT!
Es gab auch eine Briefkarte mit einem eingeprägten W, auf der handschriftlich in Wohnung 10f ein Stutzflügel zum Verkauf angeboten wurde. Auf einem braunen Stück Papier pries jemand ein Tennisracket für fünfundzwanzig Dollar an; T-E-N-I-S-R-A-C-K-E-T hatte der Verkäufer gekritzelt. Qwilleran war der geborene Korrektor.
Er fand die ersten beiden Mitteilungen verwirrend und bezweifelte, ob es in einem Gebäude wie diesem eine große Nachfrage nach Stutzflügeln gab und merkte daher gar nicht, daß die Fahrstuhltür noch immer offenstand. Was die automatischen Funktionen anlangte, war der Aufzug wohl kaum das neueste Modell. Qwilleran sah nach, ob man auf einen der Knöpfe drücken mußte. Auf einem stand ÖFFNEN, und auf einem roten Knopf stand HILFE; das war alles. Der rote Knopf sah, wie ihm auffiel, ziemlich abgenutzt aus. Draußen in der Eingangshalle war alles still. Mrs. Tuttle hatte ihren Posten hinter dem kugelsicheren Fenster verlassen, und die einzigen Lebewesen weit und breit waren Napoleon und Kitty-Baby.
In Qwillerans mageren Jahren hatte es im heruntergekommenen Medford Manor, in dem er kurz gewohnt hatte, eine störrische Aufzugtür gegeben, die auf einen kräftigen Tritt reagierte. Er versuchte es, doch Old Red erzitterte nur. Dann hörte er, daß jemand von der Eingangstür gelaufen kam und rief: »Warten Sie auf mich!« Ein kleiner Mann in einer gelben S atinjacke mi t der Aufschrift ›Valdez‹ auf dem Rücken tauchte auf wie ein Sprinter im Zieleinlauf.
»Lassen Sie sich Zeit«, sagte Qwilleran. »Die Tür geht nicht zu.«
Der Mann warf ihm einen verächtlichen Blick zu und sprang auf dem Kabinenboden auf und ab. Augenblicklich schloß sich die Tür, und die Kabine glitt langsam nach oben, wobei sie bei jedem Stockwerk, das sie passierte, ratterte und bebte. Valdez stieg im fünften Stock aus, und beim Verlassen der Kabine drehte er sich um und sagte: »Jetzt springen Sie.«
Qwilleran sprang, die Tür ging zu, und Old Red fuhr im selben Schneckentempo weiter nach oben, wobei er jetzt nicht nur ratterte und bebte, sondern auch noch ächzte und knarrte. Die Katzen waren sehr geduldig gewesen, doch plötzlich stieß Yum Yum ihr ohrenbetäubendes Kreischen aus, und die Kabine blieb auf der Stelle stehen. Nach der Anzeige über der Tür waren sie noch nicht im vierzehnten Stock. Nach der Anzeige waren sie nirgendwo.
»Was hast du jetzt wieder getan?« schimpfte Qwilleran.
Er drückte auf den Knopf für sein Stockwerk, doch die Kabine rührte sich nicht von der Stelle. Er sprang, nach Valdez-Art, doch nichts geschah. Er drückte auf den Knopf mit der Aufschrift ÖFFNEN. Die Tür tat ihm den Gefallen; sie ging langsam auf und gab den Blick auf die schwarze Ziegelmauer des Aufzugschachtes frei.
»Ach du liebe Zeit!« schrie
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