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Die Katze, die hoch hinaus wollte: Roman

Die Katze, die hoch hinaus wollte: Roman

Titel: Die Katze, die hoch hinaus wollte: Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lilian Jackson Braun
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doppelt soviel.«
    Ihr Retter war ein dünner, drahtiger Mann mittleren Alters, der nur aus Ellbogen und Knien und knochigen Schultern zu bestehen schien. Er trug eine khakifarbene Hose und eine Safarijacke, in deren riesigen Taschen eine Taschenlampe und andere Werkzeuge steckten. Nach seiner bleichen Haut zu schließen, hatte er wohl kaum je einen anderen Dschungel gesehen als das unkrautüberwucherte Gelände rund um das Casablanca. Der Mann nahm den Katzenkorb und ging auf das Treppenhaus zu.
    »Geben Sie mir den Korb«, meinte Qwilleran. »Er ist schwer.«
    »Hab’ schon schwerere erlebt. Eine Dame im siebenten Stock, die hat zwei Katzen, da wiegt das Stück wohl an die zwanzig Pfund. Sind Sie in vierzehn-A?«
    »Ja. Mein Name ist Qwilleran. Wie heißen Sie?«
    »Rupert.«
    »Vielen Dank, daß Sie uns zu Hilfe gekommen sind.«
    Nach diesem kurzen Wortwechsel stapften die beiden Männer schweigend die vier Treppen zum vierzehnten Stock hoch, der eigentlich der dreizehnte war. Oben angekommen, gelangten sie in einen kleinen Flur mit Marmorfußboden und marmorverkleideten Wänden, einem Relikt des Dachrestaurants aus der illustren Vergangenheit des Casablanca. Es gab zwei Aufzugtüren, beide geschlossen und still, und zwei Wohnungstüren mit aufgemalten Nummern.
    Qwilleran sah auf seinen Schlüssel und öffnete vierzehn-A. »Ich glaube, die ist es.«
    »Ja, die ist es«, sagte Rupert. »Die Klingel ist kaputt.« Zum Beweis drückte er auf den Perlmutterknopf. »Alle Klingeln sind kaputt.«
    Sie traten in einen großen Vorraum, der modern und sehr schön eingerichtet war, und von dem aus Türen und Durchgänge in andere, ebenso feudale Räume führten. Dies übertraf Qwillerans Erwartungen. Das war die Erklärung für die hohe Miete. Durch eine Reihe von Glastüren sah man in einen großen Raum mit hoher Decke und einer Sitzecke, die fast zwei Meter tief in den Boden eingelassen war. »Ist das die Wohnlandschaft?« fragte er. »Sie sieht aus wie ein mit Teppich ausgelegter Swimmingpool.«
    »Das war es auch – ein Swimmingpool«, sagte der Hauswart. »Nicht sehr tief. Haben wohl damals nicht viel getaucht, schätze ich.«
    An einem Ende der Vertiefung befand sich ein ungewöhnlich langes Sofa, das um die Ecke verlief, und rund um den fliesenverkleideten Rand des früheren Schwimmbeckens standen Kübel mit Zierbäumen, von denen einige beinahe bis zum Dachfenster in sechs Metern Höhe reichten.
    Qwilleran sah, daß im ganzen Raum Eimer verteilt waren, und auf dem Teppich waren Wasserflecken. »Ist das Dachfenster undicht?«
    »Wenn es regnet«, sagte Rupert mit einem besorgten Kopfnicken. »Wo parken Sie?«
    »Vor dem Eingang, in der Kurzparkzone. Inzwischen habe ich vielleicht schon einen Strafzettel.«
    »Am Sonntag lassen sie einen in Ruhe. Geben Sie mir Ihre Schlüssel, und ich befördere Ihre restlichen Sachen herauf.«
    »Ich komme mit Ihnen«, sagte Qwilleran eingedenk der Ratschläge, mit denen er in Pickax überhäuft worden war. »Ich nehme an, wir müssen die dreizehn Stockwerke wohl zu Fuß hinunter- und wieder heraufgehen.«
    »Wenn wir den Lastenaufzug finden, können wir den nehmen.«
    »Dann los.«
    Der Hauswart blickte auf den Katzenkorb, der mitten im Vorzimmer stand. »Lassen Sie sie nicht raus?«
    »Sie können warten, bis wir zurück sind.« Qwilleran durchsuchte die Räumlichkeiten immer nach Gefahren für die Katzen oder verborgenen Schlupflöchern, durch die sie entwischen konnten, bevor er sie herausließ.
    Die beiden Männer begannen den mühsamen Abstieg hinab ins Erdgeschoß, über marmorne Treppenfluchten mit einem dekorativen Eisengeländer, das Ganze in einem finsteren Treppenhaus. »Schöne Treppe«, bemerkte Qwilleran. »Schade, daß das Treppenhaus abgeschlossen ist.«
    »Brandschutz-Vorschrift.«
    »Was ist das für eine Klappe?« Am oberen Ende jeder Treppe war in der Wand eine kleine Tür mit der Aufschrift VORSICHT, LEBENSGEFAHR! – BETRETEN VERBOTEN eingelassen.
    »Das ist der Installationsschacht. Für Wasser- und Heizungsrohre, Stromleitungen und so’n Zeug«, teilte ihm Rupert mit.
    Auf halbem Weg nach unten begegneten sie der winzigen Asiatin, die ihre beiden kleinen Kinder von einem Stockwerk ins andere führte. Sie schien sie nicht wahrzunehmen.
    »Gibt es viele Kinder in diesem Haus?« fragte Qwilleran.
    »Zum Großteil Kinder von den Ärzten, die im Krankenhaus arbeiten. Aus aller Herren Länder.«
    Schließlich gelangten sie ins Erdgeschoß, und als sie am

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