Die Katze, die hoch hinaus wollte: Roman
ist gerammelt voll mit Familienerbstücken, und sie wirft eines nach dem anderen auf den Markt, um Schnaps kaufen zu können.«
»Wie sieht sie aus? Als ich ankam, sah ich eine Frau mittleren Alters in einem Cocktailkleid, die sich in der Telefonzelle vollaufen ließ.«
»Das ist unsere Isabelle! Ihre Familie hat sich mit Möbeln eine goldene Nase verdient, und sie kommen für ihren Unterhalt auf, solange sie sich von ihnen fernhält. Ich warne Sie! Lassen Sie sich nicht mit Isabelle ein! Sie wird Sie zum Wahnsinn treiben.«
Die Vorspeisenteller wurden blitzschnell abgeräumt, und der perfekte Kellner – der immer da war, wenn man ihn brauchte, und verschwand, wenn man ihn nicht brauchte – servierte die Suppe: eine kräftige Hühnerbouillon mit Ei- und Käseeinlage.
»Wie heißt diese Suppe?« fragte Amber Qwilleran. »Ich wünschte, ich hätte es mir aufgeschrieben, damit ich es meinen Schwestern erzählen kann.«
»Stracciatella alla romana. Was wird aus Mietern wie Isabelle, wenn das Gebäude wieder in seine ursprüngliche Pracht zurückversetzt wird?«
»Was wird aus uns allen?« sagte Amber achselzuckend. »Ich muß mir wohl einen reichen Ehemann suchen und aufs Land ziehen. Vielleicht kauft er mir auch einen eigenen Laden.« Ihre Augen funkelten vielsagend, was er ignorierte.
Er sagte: »Als ich Sie das letzte Mal sah, hatten Sie einen Ehemann.«
Sie verzog die Lippen zu einem unattraktiven Grinsen. »Ehemänner kommen und gehen, wie der Bus auf dem Zwinger Boulevard.«
»Ihre Haarfarbe ist jetzt auch anders.«
»Das ist meine natürliche Farbe. Ich hatte die Haare für ihn gefärbt, weil er auf Brünette stand. Ich nehme an, es ist nicht leicht für Sie, ledig zu bleiben, wo Sie jetzt das viele Geld haben.«
»Bis jetzt ist es mir gelungen, ohne daß ich mich besonders anstrengen mußte«, sagte er und fügte dann hinzu, um Mißverständnissen vorzubeugen, »aber ich habe oben im Norden eine gute Freundin, die meine Interessen und meinen Geschmack teilt. Ich hoffe, sie besucht mich einmal hier.«
»Das muß schön sein«, sagte Amber. »Wir haben nicht so gut zusammengepaßt. Ich weiß nicht, warum wir überhaupt geheiratet haben. Ich bin eine miserable Hausfrau, während mein Ex-Mann total pingelig war. Einen Platz für jedes Ding und alles an seinem Platz, verstehen Sie. Ich schwor mir, wenn er das noch ein einziges Mal sagte, dann würde ich ihn erschießen, und ich wollte nicht im Gefängnis landen, also reichte ich die Scheidung ein. Ich hoffe, er heiratet einen Computer. Mary sagt, Sie sind auch geschieden.«
»Stimmt.« Er steckte ein Stück des knusprigen Brötchens in den Mund, um weitere Erörterungen zu unterbinden.
Amber ließ sich jedoch nicht so leicht abschrecken. »Was ist geschehen?«
»Nichts, was der Erwähnung wert wäre.« Er schlang noch einen Bissen hinunter. »Was arbeiten Sie im Auktionshaus?«
»Ich bin nur im Büro. Ich verdiene nicht besonders viel, aber ich habe mit Antiquitäten zu tun, deshalb gefällt mir die Arbeit. Sie sollten zu einer unserer Auktionen kommen. Vorigen Monat wurde ein Gemälde um zwei, drei Millionen Dollar versteigert – ganz in Ihrer Größenordnung, Qwill.«
Er schnaubte in seinen Schnurrbart und ignorierte die Bemerkung. »Da kommt das Kalbfleisch.«
Sie hatte das sündhaft teure Kotelett mit Wein- und Pilzsauce genommen, und jetzt bestellte sie eine Flasche Valpolicella, wobei sie erklärte: »Was ich nicht trinke, kann ich später mitnehmen.«
Während Qwilleran sein mit Zitrone und Kapern sautiertes Vitello alla piccata, ein Gericht der mittleren Preisklasse, in Angriff nahm, erkundigte er sich nach Mrs. Tuttle. »Sie scheint eine bemerkenswerte Mischung aus mütterlicher Anteilnahme und Feldwebelmentalität zu besitzen.«
»Oh, sie ist wunderbar! Sie ist wirklich und wahrhaftig im Souterrain des Casablanca geboren, können Sie sich das vorstellen?« erwiderte Amber. »Ihr Vater war der Hauswart. Sie wohnten in der Souterrainwohnung, und sie hat als Kind im Heizraum und auf den Stiegen gespielt. Mit zwölf Jahren kannte sie das Haus in- und auswendig, und sie wollte schon immer Verwalterin werden. Sie ist sehr entgegenkommend, solange Sie nicht gegen die Vorschriften verstoßen. Wenn Sie irgend etwas brauchen, wenden Sie sich an sie. Sie bekommen es vielleicht nicht, aber sie wird sehr freundlich sein.«
»Ich werde vielleicht noch ein paar Eimer brauchen. Das Dachfenster ist undicht. Und das Heißwasser in der Dusche ist
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