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Die Katze, die hoch hinaus wollte: Roman

Die Katze, die hoch hinaus wollte: Roman

Titel: Die Katze, die hoch hinaus wollte: Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lilian Jackson Braun
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Blumentöpfe.
    Ratlos strich Qwilleran über seinen Schnurrbart und kehrte zurück zu vierzehn-A. Wer könnte in die Wohnung gekommen sein – und warum? Wußte jemand, daß ihn RUCK zum Abendessen eingeladen hatte? Hatte jemand einen Schlüssel zu seiner Wohnung? Aber warum würde derjenige alle Lichter brennen lassen?... Außer, der Eindringling wurde gestört und mußte schnell abhauen.
    In diesem Augenblick hörte er, wie die Tür von vierzehn-B auf- und zugemacht wurde. Er stürzte hinaus in den Gang zum Fahrstuhl, doch es war niemand da – er sah nur, daß Keestra Hedrog ihren Abfalleimer vor die Tür gestellt hatte.
    Verwirrt ging Qwilleran zurück in die Küche, um den Katzen eine Kostprobe des Tintenfisches zu geben; der Küchenchef hatte genug für drei Tage eingepackt. Doch er kam zu spät. Die cremefarbene Serviette lag auf dem Boden, und die Folie war geöffnet und blankgeleckt. Daneben saßen zwei zufriedene Gourmands und putzten sich und zeigten auch nicht den leisesten Schimmer eines schlechten Gewissens. Im Gegenteil, sie schienen stolz auf sich zu sein.

 
    »Ihr zwei habt letzte Nacht ein Picknick veranstaltet!« grollte Qwilleran am Montagmorgen, während er den Katzen eine Dose Hühnerfleisch öffnete. »Nach dem vielen Futter, das ihr in euch hineingestopft habt, steht euch eigentlich gar kein Frühstück zu!«
    Doch Koko schlich herum, als hätte er eine Woche lang gefastet, und Yum Yum krallte sich in Qwillerans Hosenbein.
    »Eines würde ich gerne wissen: Wer von euch beiden hat überall das Licht angedreht?«
    Während er mit Amber bei Roberto beim Abendessen saß, hatten Koko oder Yum Yum – oder beide – entdeckt, daß die meisten Lampen auf vierzehn-A Schalter hatten, die auf Druck an- und ausgingen, und die zwei Racker waren von einer Lampe zur anderen gelaufen und hatten das Licht eingeschaltet. Zweifellos beabsichtigten sie, diesen Jux jetzt jede Nacht zu wiederholen, doch Qwilleran durchkreuzte ihre Pläne. Bevor er schlafen ging, machte er alle Lampen katzensicher, indem er die Kippschalter ausmachte und bei den anderen Lampen die Stecker herauszog; er konstatierte, daß Lichtschalter, die auf Druck reagierten, für Haushalte, in denen Katzen das Sagen hatten, nicht praktisch waren.
    Danach hatte er Schwierigkeiten einzuschlafen. Er war nicht an ein Wasserbett gewöhnt, und so lag er da und befürchtete, zu ertrinken... Er hörte, wie die Radiatoren in Abständen ratterten, wenn die Heizkessel wieder einen Dampfstoß heraufschickten... Er hörte das Tosen des Verkehrs auf der nahegelegenen Autobahn... Er zählte die Polizei- und Rettungssirenen... Er überlegte, warum ein Hubschrauber über dem Haus kreiste... und konnte ab und zu einen Schuß hören. Er hatte zu lange auf dem Lande gelebt.
    Schließlich schlief er ein; er schlief, bis ihn das Maunzen vor seiner Schlafzimmertür aufforderte, in die Küche zu schlurfen und die Dose Hühnerfleisch aufzumachen. Als er nach dem Dosenöffner suchte, entdeckte er ein japanisches Hackmesser mit spitz zulaufender Klinge und hellem Holzgriff, ähnlich dem Messer auf den Pilzbildern. Er ging damit in die Galerie – wie er es vorzog, das in den Boden eingelassene Wohnzimmer zu nennen –, um die Messer zu vergleichen, und er hatte recht. Koko folgte ihm und schnüffelte mit geöffnetem Maul und entblößten Zähnen den Blutfleck ab.
    »Geh weg da!« befahl Qwilleran und stemmte die Schulter noch einmal gegen die Bar, um sie über den Fleck zu schieben. Dann überlegte er es sich anders. Es war ein schlechter Platz für eine Bar. Er stieß sie weiter zurück, bis sie an einer besseren Stelle stand, und legte einen Vorleger aus der Bibliothek über den Fleck – einen indischen Baumwollteppich, der in hellen Farben gehalten war und zu dem pilzfarbenen Teppichboden paßte. Er scheuchte den Kater aus der Galerie und schloß die Glastüren.
    Yum Yum spielte im Vorraum mit irgendeinem kleinen Gegenstand, den sie über den Fußboden schlug. Koko hatte vielleicht eine bemerkenswerte Spürnase, doch Yum Yum hatte eine bemerkenswerte Pfote, vor der nichts sicher war. Sie interessierte sich für Ringe, Uhren und Münzen – sowie für Flaschenverschlüsse und Büroklammern –, und jede plötzliche Aktivität, die ihr Spaß machte, war von vornherein verdächtig. Diesmal war es eine zirka zwei Quadratzentimeter große, elfenbeinfarbene Fliese – nicht ganz quadratisch, sondern leicht rechteckig und nicht aus Elfenbein oder Keramik, sondern aus ganz

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