Die Katze, die hoch hinaus wollte: Roman
Ordnung?« fragte eine besorgte Stimme neben seinem Ellbogen.
»Das Essen und der Service waren einfach perfekt, Miss Roop«, versicherte er ihr. »Mein Kompliment an Roberto.«
»Oh, vielen Dank. Das wird ihn sehr freuen. Haben Sie noch Ihre Kätzchen, Mister Qwilleran?«
»Aber natürlich! Und ich habe sie ins Casablanca mitgebracht.«
»Würde ihnen ein Leckerbissen aus unserer Küche schmecken?«
»Ich kann mit Sicherhei t sagen, daß sie begeistert wären.«
Qwilleran und Amber gingen im Licht der Gaslaternen nach Hause – sie mit einer halbleeren Flasche Wein, er mit einem Päckchen in der Hand, das in Folie und dann, der Schicklichkeit halber, in eine cremefarbene Serviette gewickelt war. Die Straße, in der sie gingen, war fast menschenleer, bis auf eine Frau, die mit einem Paar Dobermännern spazierenging, und zwei Männer, die zielstrebig dahinschritten und dabei Taschenlampen mit langen Griffen schwangen.
»Das ist der Bürgerwachdienst von Junktown«, sagte Amber. »Es sind alles Freiwillige. Vielleicht machen Sie auch mal eine Nacht mit, nur um sich so was mal anzusehen.«
»Mit Vergnügen«, sagte Qwilleran; er fand, das war ein Thema für seine Kolumne in der Zeitung. »Kommt es je zu irgendwelchen... Vorfällen, bei denen sie eingreifen müssen?«
»Ich glaube nicht. Sie halten vor allem durch ihre Anwesenheit Verbrecher ab, mit ihren Taschenlampen, den Trillerpfeifen und ihren tragbaren Telefonen.«
Als sie beim Casablanca ankamen und durch die schweren schwarzen Türen eintraten, fielen Qwilleran die schwarzen, mit Lackspritzern bedeckten Messingbeschläge auf, die die Verwaltung gar nicht mehr blank putzen ließ. Nur die Bronzetür am Aufzug der Gräfin war auf Hochglanz poliert wie eh und je.
Amber sagte: »Ich würde Sie ja auf einen Schlaftrunk einladen, aber in meiner Wohnung sieht es aus wie nach einem Bombenangriff. Ich schäme mich dafür.«
»Trotzdem vielen Dank«, sagte er. »Ich habe einen langen, schweren Tag hinter mir – im Auto und im Aufzug – und bin reif fürs Bett.« Er war froh, eine Entschuldigung zu haben; er hatte genug von Ambers Gesellschaft für einen Abend. Er hätte die vornehme Mary, die geheimnisvolle Gräfin oder sogar die freundliche, diktatorische Mrs. Tuttle vorgezogen. Letztere gäbe ein gutes Thema für seine Kolumne ab.
Old Red funktionierte, und er brachte sie zum achten Stock, wo er Amber zu ihrer Wohnungstür begleitete, ihr höflich eine gute Nacht wünschte und ihr für ihre Gesellschaft und ihre Erklärungen dankte.
»Tut mir leid, daß ich Ihnen nicht viele Informationen geben konnte«, sagte sie, »aber Mary wird Sie morgen anrufen. Wir sind schrecklich froh, daß Sie hier sind, Qwill.« Sie schenkte ihm einen langen, vielsagenden Blick, den er vorgab, nicht zu bemerken.
Die restlichen Stockwerke stieg er zu Fuß hinauf, und als er im vierzehnten Stock ankam (der eigentlich der dreizehnte war), ging gerade die Tür von Old Red langsam zu. Irgendwer fuhr hinunter... oder war gerade heraufgekommen. Qwilleran schloß seine Wohnungstür auf und griff nach dem Lichtschalter, als er entdeckte, daß im Vorzimmer und in den anderen Räumen bereits Licht brannte, obwohl er sich deutlich erinnerte, daß er alle Lampen in der Wohnung ausgeschaltet hatte, mit Ausnahme der im Badezimmer.
»Wer ist da?« rief er.
Koko und Yum Yum kamen angelaufen. Sie wirkten in keiner Weise erschreckt, nichts deutete darauf hin, daß ein Eindringling sie bedroht hatte. Sie merkten nur, daß Qwilleran ein Päckchen mit Kalbfleisch, Muscheln und Tintenfisch trug. Yum Yum rieb sich inbrünstig an seinen Knöcheln, während Koko sich auf den Hinterbeinen aufrichtete und mit den Pfoten in die Luft faßte.
Er ignorierte sie und ging mißtrauisch durch alle Zimmer. In der Bibliothek brannten unerklärlicherweise sowohl die Tischlampe als auch die Stehlampe – ebenso wie zwei Spots im Vorraum, die Büffetlampe im Eßzimmer und die Nachttischlampen in beiden Schlafzimmern. Die Glastüren zum Wohnzimmer waren geschlossen, wie er sie verlassen hatte, und dort war auch alles dunkel, genau wie in der Küche. Er sah in den Schränken nach, ging dann auf die Terrasse hinaus und kontrollierte sie in ihrer ganzen Länge, wobei er an den Glastüren von vierzehn-B vorbeikam. Seine Nachbarin hatte die Jalousien heruntergezogen, doch sah er schwach Licht durchschimmern. Die Gestalt, die in einer dunklen Ecke der Terrasse kauerte, erwies sich als ein Berg großer, leerer
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