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Die Katze, die hoch hinaus wollte: Roman

Die Katze, die hoch hinaus wollte: Roman

Titel: Die Katze, die hoch hinaus wollte: Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lilian Jackson Braun
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das Gespräch in der Bibliothek entgegen. Es war eine vertraute Stimme aus Moose County.
    »He, Qwill, ich habe gerade in der überregionalen Ausgabe des Rampage etwas über dich gelesen«, sagte Arch Riker.
    »Verdammt! Ich wollte nicht, daß die Konkurrenz erfährt, warum ich hier bin«, erwiderte Qwilleran. »Ich erzähle allen, daß ich hier bin, um ein Buch über das Casablanca zu schreiben, was auch mehr oder weniger stimmt, und um dem strengen Winter im Norden zu entkommen.«
    »Laß mal das Buch sein und schick uns ein paar Beiträge«, sagte der Zeitungsherausgeber.
    »Ich arbeite daran. Ich wurde vor ein paar Minuten von unserem Hausdetektiv dabei gestört. Er hat etwas entdeckt, das in Zusammenhang mit einem Mord und einem Selbstmord steht, die in dieser Wohnung passiert sind.«
    »Was für ein Mord? Was für ein Selbstmord? Du hast mir nichts von einem Verbrechen erzählt.«
    »Angeblich war es ein Eifersuchtsdrama, aber wenn der alte Schnüffler anfängt, so zielstrebig herumzuschnüffeln, dann beginnt mein mißtrauisches Gehirn auf Hochtouren zu laufen.«
    »Nun mach mal einen Punkt, Qwill. Stürze dich nicht in etwas hinein, das dich nichts angeht«, warnte ihn Riker. »Konzentriere dich auf deine eigentliche Aufgabe und schau, daß du hierher zurückkommst, solange die Straßen noch frei sind. Bisher hatten wir Glück – kein Schnee –, aber er ist von Kanada her im Anmarsch. Ich wünschte, die würden mehr Käse und weniger Wetter exportieren.«
    Qwilleran sagte weder ja noch nein; er haßte es, wenn man ihm sagte, was er tun sollte. »Wenn du mit Polly sprichst, sag nichts von dem Mord«, sagte er. »Sie macht sich Sorgen, weißt du. Sie glaubt, Mord ist ansteckend, wie Masern.«
    Als er auflegte, saß Koko aufrecht auf dem Schreibtisch und sah ihn hoffnungsvoll an. Er sehnte sich nach Aufmerksamkeit, und er tat Qwilleran leid. Früher hatten sie mal ein Spiel mit dem dicken Wörterbuch erfunden, das ihnen beiden Spaß machte. »Okay, sehen wir mal, was wir beide mit Scrabble zustande bringen«, sagte er zu dem Kater und verteilte die Steine auf dem Kartentisch. »Du fischst ein paar Buchstaben heraus, und ich schaue, ob ich daraus ein Wort machen kann.«
    Kurzsichtig besah sich Koko die kleinen Vierecke und machte gar nichts, bis Qwilleran selbst nach den Steinen faßte. Dann kapierte der Kater und zog E, C, T, S, N, P, I, A, D, H und wieder E heraus. Binnen Sekunden hatte Qwilleran das Wort PEITSCHEN zusammengesetzt.
    »Die Buchstaben ergeben zusammen fünfzehn Punkte«, erklärte er, »und die, die ich nicht verwendet habe, zwei. Damit steht es fünfzehn zu zwei für mich. Wenn du eine hohe Punktezahl erreichen willst, mußt du Konsonanten wie X und Q nehmen und nicht zu viele Vokale.«
    Als hätte er diese Erklärung verstanden, wurde Koko immer besser, und der Spielstand war fast unentschieden, als es für Qwilleran Zeit wurde, sich für den Abend umzuziehen. »Nimm es nicht persönlich«, sagte er zu dem Kater, »aber mit der Gräfin fand ich das Spiel anregender.«
    Er fuhr mit dem Taxi in die Innenstadt und speiste in einem Restaurant mit arabischen Spezialitäten, bevor er sich auf den Weg zu der Vernissage in der Bessinger-Todd-Galerie machte. Die freitagabendliche Stille in den Straßenschluchten des Finanzviertels wurde von den Autos gestört, die nacheinander vor der Galerie vorfuhren. Die drei Männer in roten Overalls, die die Autos parkten, wurden ganz schön in Trab gehalten, und der Lärm im Haus war bis auf den Gehsteig zu hören. Die Gäste strömten durch die Eingangstür in einen Ausstellungsraum, in dem sich bereits die Kunstliebhaber drängten – die jedoch nicht in erster Linie an Kunst interessiert waren. Sie wanderten herum, tranken Champagner und unterhielten sich schreiend, um sich bei der lauten Musik verständlich zu machen, während die Musiker noch lauter spielten, um bei dem Stimmengewirr gehört zu werden. Im Brennpunkt des Interesses schien ein junger Mann mit schulterlangen blonden Haaren zu stehen, der alle anderen um mehr als Haupteslänge überragte.
    Qwilleran sah niemanden, den er kannte, abgesehen von Jerome Todd und dem griesgrämig dreinsehenden Kunstkritiker des Daily Fluxion. Er interessierte sich nicht für die Bar, und vor dem Büffet drängten sich die hungrigen Gäste in Viererreihen. Was die Kunstwerke anbelangte, so sah er nichts, was er gerne an die Wand seiner umgebauten Scheune gehängt hätte, wenn er eine gehabt hätte. Den Mittelpunkt der

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