Die Katze, die hoch hinaus wollte: Roman
ist?«
»Eine Dynamitexplosion«, sagte Roberto. »Der arme Mann... hat Glück, daß er noch am Leben ist.«
»Er hat langwierige kosmetische Operationen hinter sich«, fügte Mary hinzu.
Sie sprachen über die Metamorphose von Junktown, des Zwinger Boulevards, der River Road und der Stadt im allgemei nen. Dann sagte Roberto: »Ich habe gehört, Sie haben ein Problem, Mr. Qwilleran... in bezug auf das Casablanca.«
»Das stimmt, und es hat nichts mit finanziellen Mitteln zu tun, da der Klingenschoen-Fonds bereit ist, für die Restaurierung aufzukommen. Das Problem ist Miss Plumb selbst. Ich dachte, ich hätte ein gutes Verhältnis zu ihr aufgebaut, doch sobald ich die Möglichkeit einer Renovierung erwähnte, redete ich gegen eine Wand. Vielleicht wissen Sie, wie man zu ihr durchdringt. Schließlich waren Sie – wie viele Jahre lang? ihr Anwalt.«
Roberto holte tief Luft und unterstrich seine Worte mit Gesten der Verzweiflung. »Zwölf Jahre! Zwölf frustrierende, undankbare Jahre. Ich ziehe es bei weitem vor... Tortellini zu füllen.«
Mary sagte: »Wie hat sie darauf reagiert, daß du ein Buch schreiben willst, Qwill?«
»Ich bezweifle, ob sie wirklich begreift, worum es geht, aber die Vorstellung, fotografiert zu werden, gefällt ihr. Aber lassen wir mal das Buch; ein Aspekt dieses gesamten Projekts beunruhigt mich. RUCK hat mächtige Gegner, und jetzt, wo durchgesickert ist, daß RUCK eine Geldquelle hat, greifen sie vielleicht zu extremen Maßnahmen. Sie brauchen ja nicht mehr zu tun, als für Miss Plumbs Ableben zu zahlen; damit wäre ihr Ziel erreicht. Wenn ihre Gebete erhört werden, schickt ihr die Vorsehung vielleicht einen plötzlichen Herzschlag oder eine Gehirnblutung oder eine Salmonellenvergiftung.«
»Eine recht... scheußliche... Hypothese«, sagte Roberto.
»Wußten Sie, daß ihre Zofe gestern plötzlich gestorben ist?«
»Elpidia?« fragte Mary überrascht.
»Elpidia. Lebensmittelvergiftung, wie es heißt. War es das Hühnerfrikassee? Oder hat sie sich an Pralinen vergriffen, die für die Gräfin bestimmt waren?«
Roberto sagte steif: »Wenn Sie Anschläge auf das Leben von Miss Plumb vermuten... dann finde ich, Ihre Argumentationsweise... entbehrt jeder Grundlage.«
»Es gibt sehr viele Interessensgruppen, die vom Tod der Gräfin profitieren würden: die Bauunternehmer, die Banken, die Stadtkasse...«
»Aber hierbei handelt es sich um angesehene Geschäftsleute und führende Gemeindemitglieder... und nicht um die Unterwelt.«
»Ich weiß, daß die Pennimans und die Greystones gute, alte Familien sind, Kunstmäzene und all das, aber wer ist Fleudd?«
Roberto und Mary wechselten einen Blick, doch keiner ließ sich auf eine Antwort ein. Mary sagte: »Qwills Gefühl hat ihn in der Vergangenheit nicht getrogen, Roberto, selbst wenn es manchmal abwegig erschienen ist.«
»Ich bringe keine Anschuldigungen vor«, sagte Qwilleran. »Ich stelle nur ein paar Fragen in den Raum. Wer ist zum Beispiel dieser groteske Hausdiener, der für die Gräfin arbeitet? Ist er vertrauenswürdig?«
»Ferdinand«, sagte Mary todernst, »ist ein sehr loyaler und hilfsbereiter Angestellter, egal, wie absurd er wirken mag. Seine Mutter ist seit Jahren Haushälterin bei der Gräfin.«
»Und wer kümmert sich jetzt, wo Sie aufgehört haben, um ihre Rechtsangelegenheiten, Roberto? Wer hat nach dem Bessinger-Mord ihr neues Testament aufgesetzt?«
»Meine frühere Anwaltskanzlei.«
»Warum hat man ihre Legate diversen wohltätigen Institutionen zuerkannt? Haben die Anwälte nichts für die Erhaltung des Casablanca übrig?«
Mary sagte: »Sie wurden offensichtlich von den Pennimans beeinflußt.«
»Ich will damit folgendes sagen«, unterbrach Qwilleran sie. »Wir haben schlechte Karten. Gewöhnlich gebe ich nicht so leicht auf, aber jetzt bin ich überzeugt, daß die Restaurierung des Casablanca ein aussichtsloses Unterfangen ist. Was mir Sorgen macht, ist die Sicherheit dieser mitleiderregenden kleinen Frau im zwölften Stock. Was kann man tun, um sie zu schützen?«
Roberto saß stirnrunzelnd da und verschanzte sich hinter seiner offensichtlichen Ungläubigkeit.
»Sie mögen meinen Verdacht für unbegründet halten«, fuhr Qwilleran fort, »aber vor drei Jahren haben Sie in der River Road dasselbe gesagt, und Sie wissen, was dort passiert ist.«
»Qwill könnte recht haben«, sagte Mary.
»Ich möchte auch noch behaupten, daß die skrupellosen Leute, von denen die Gräfin bedroht ist, bereits zwei Morde
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