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Die Katze, die hoch hinaus wollte: Roman

Die Katze, die hoch hinaus wollte: Roman

Titel: Die Katze, die hoch hinaus wollte: Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lilian Jackson Braun
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    Zuerst wollte er es gar nicht glauben. Dann wurde ihm klar, daß Mrs. Tuttle Rupert heraufgeschickt hatte, damit er die Tür abschloß, um die Absicht der potentiellen Selbstmörderin zu vereiteln. Er hämmerte mit der Faust an die Tür und hoffte, daß Keestra Hedrog einen ruhigen Sonntagnachmittag daheim verbringen und ihn hören würde. Die einzige Antwort war ein gedämpftes ›Yau!‹ hinter der Eingangstür von vierzehn-A. Koko wußte, daß er in Schwierigkeiten steckte, aber was half ihm das schon!
    Qwilleran kehrte zurück auf das Dach und schaute über den Rand. Er bezweifelte, ob er aus dieser Höhe Hilfe herbeiwinken konnte. Der Parkplatz war menschenleer – die Sonntage im Casablanca waren so ruhig wie die Samstage hektisch waren. Er ging rund um das Dach herum, in der Hoffnung, einen Fußgänger zu erspähen, der mit seinem Hund auf dem Zwinger Boulevard spazierenging, oder einen Jogger, der hinter dem Gebäude lief, oder jemanden, der Müll in den Abfalleimer warf. Kein Mensch war zu sehen, und es wurde allmählich kalt.
    Langsam begann er die zwei Treppen zum vierzehnten Stockwerk hinunterzusteigen. Im Treppenhaus konnte er den Mechanismus im Fahrstuhlschacht hören und ein vertrautes Klappern und Poltern, das bedeutete, daß sich Old Red oder Old Green denn vierzehnten Stock näherte. Er lief die Stufen hinunter und hämmerte an die Tür und rief nach Hilfe, als der Aufzug ankam.
    »Ach, du meine Güte!« sagte eine ängstliche Stimme. »Wer ist denn da?«
    »Ich bin im Treppenhaus eingeschlossen! Sagen Sie der Verwalterin, sie soll die Tür aufsperren!«
    »Ach, du meine Güte! Hier ist Charlotte. Mr. Qwilleran. Wir wollten Sie gerade besuchen kommen... Raymond, fahr hinunter zur Verwalterin und sag es ihnen. Ich bleibe hier.«
    Er hörte den Aufzug hinunterfahren.
    »Wie sind Sie denn da eingeschlossen worden, Mr. Qwilleran?« fragte die dünne Stimme, über die er jetzt so froh war, die so tröstlich war.
    »Sie werden die Geschichte nicht glauben«, sagte er auf der anderen Seite der Tür. »Ich erzähle sie Ihnen, wenn ich hier draußen bin.«
    »Roberto erwartet Sie heute abend zum Essen. Er sagte, wir sollen Sie in seine Wohnung hinaufschicken, wenn Sie kommen.«
    »Halte ich Sie auf? Ich möchte nicht, daß Sie zu spät zur Arbeit kommen.«
    »O nein, es ist erst fünfundzwanzig Minuten vor vier. Ich bin sicher, Raymond wird gleich mit jemandem da sein.«
    Qwilleran hatte sich nie ungezwungen mit Charlotte unterhalten können, selbst wenn keine schwere Tür zwischen ihnen war, und er war erleichtert, als der Aufzug lautstark eintraf und Rupert die Tür aufschloß.
    »Kein Mensch hat mir gesagt, daß Sie auf dem Dach waren«, sagte er.
    »Kein Mensch wußte es. Vielen Dank, Rupert. Ich hätte nur sehr ungern die Nacht im Treppenhaus verbracht. Sie müssen mich auch in meine Wohnung lassen. Ich habe meinen Schlüssel vergessen.«
    Charlotte Roop und ihr Freund mit der Ohrenklappe standen da und sahen zu, und in diesem Moment war Qwilleran den beiden sehr dankbar. Dunwoody tat ihm plötzlich leid, und er überlegte, warum er wohl eine Bandage trug, die seine Verunstaltung noch betonte. Vielleicht konnte er sich keine Ohrprothese leisten.
    »Kommen Sie herein«, sagte er. »Willkommen in der Grünzone des Casablanca.«
    Die beiden traten ein und sahen sich staunend um.
    »Waren Sie noch nie hier?« fragte er.
    »Nein«, sagte Charlotte. »Noch nie.«
    »Wo ist es passiert?« fragte Dunwoody.
    »Wo ist was passiert?«
    »Der Mord.«
    »Ich weiß es nicht«, log Qwilleran. Er machte die Glastüren zur Galerie auf. »Das war früher ein Swimmingpool, jetzt ist es eine Kombination aus Wohnzimmer und Kunstgalerie. Möchten Sie nicht hineingehen und Platz nehmen? Vorsicht bei den Stufen. Ich gehe die Katzen suchen.«
    Ehrfurchtsvoll wanderten die beiden in das vom Dachfenster erhellte Wunderland mit Bäumen in Töpfen und gigantischen Pilzen.
    Qwilleran fand Yum Yum im Schlafzimmer, wo sie auf dem Wasserbett döste; Koko entdeckte er im Badezimmer, wo er in der Bratpfanne saß – einfach nur so dasaß. »Keinen Kommentar, bitte«, sagte er zu dem Kater. Als er mit einem Tier unter jedem Arm ins Wohnzimmer zurückkam, saßen seine Besucher eng nebeneinander auf dem sechs Meter langen Sofa wie zwei hilflose Lämmchen.
    »Da sind sie! Das hier ist Koko, das Männchen, und das ist Yum Yum, das Weibchen«, sagte er; ihm war klar, wie dümmlich sich das anhörte.
    »Was für eine Katzenart ist

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