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Die Katze, die hoch hinaus wollte: Roman

Die Katze, die hoch hinaus wollte: Roman

Titel: Die Katze, die hoch hinaus wollte: Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lilian Jackson Braun
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begangen haben, um ihr Ziel zu erreichen.«
    »Was... sagen Sie... da?« wollte Roberto wissen.
    »Ich habe Grund zu der Annahme, daß Dianne Bessinger, als Erbin des Casablanca, von jemandem ermordet worden ist, der engagiert wurde, sie zu eliminieren, und daß Ross Rasmus der Mord dann angehängt wurde.«
    »Was für Beweise haben Sie?«
    »Genug, um mit einem Freund im Morddezernat darüber zu sprechen.« Qwilleran glättete zuversichtlich seinen Schnurrbart. »Im Moment kann ich über die Beweise oder meine Informationsquelle noch nicht reden.« Er hatte nicht die Absicht, diesem phantasielosen Menschen, der sich sein Leben lang nur mit Delikten und Delikatessen beschäftigt hatte, davon zu erzählen, wie sich sein Schnurrbart bedeutungsvoll sträubte, oder daß Koko eine Nase für Verbrechen hatte.
    In diesem Augenblick erschien ein Kellner und teilte ihnen mit, daß ihr Tisch gedeckt sei, und Roberto führte sie nach unten, offenbar erleichtert, das unangenehme Thema beenden zu können.
    Im Restaurant, wo sie von anderen Gästen umgeben waren – darunter ein Mann in einem Dinnerjacket mit einem langen, dünnen Gesicht und hohen Backenknochen –, sprachen sie über italienisches Essen, die Antiquitätenausstellung in Philadelphia und das Leben in Moose County. Als sie mit dem Essen fertig waren, sagte Roberto: »Die Sache, die Sie oben angesprochen haben, Mr. Qwilleran... geben Sie mir etwas Zeit, darüber nachzudenken.«
    Qwilleran begleitete Mary Duckworth zurück zum Blue Dragon; in der Hand trug er eine Serviette, die ein in Folie gewickeltes Päckchen enthielt. Eine Zeitlang gingen sie schweigend dahin. Sie begegneten einer Frau mit einer deutschen Dogge und Mitgliedern des Bürgerwachdienstes mit ihren Taschenlampen. Dann sagte er: »Erzähl mir von der Nacht, in der sie umgebracht wurde. Wer war an jenem Abend zum Scrabble-Spiel en bei ihr?«
    »Es war ein verlängertes Wochenende nach einem Feiertag«, sagte Mary. »Um fünf Uhr hatte sie einen Haufen Leute zu einer Cocktailparty eingeladen. Roberto weigerte sich zu kommen. Er ist ziemlich eigenwillig in bezug aufs Essen, wie du weißt, und er verabscheut Cocktailpartys. Also ging ich alleine. Ross war natürlich da. Und Ylana Targ, die die Kunstspalte für den Fluxion schreibt. Und Jerome Todd. Und Rewayne Wilk, die neueste Entdeckung von Di; er malt widerliche Bilder von essenden Menschen. Und noch ein paar andere Künstler waren dort.« Sie nannte Namen, die Qwilleran nichts sagten. »Und dieser Fiesling, Courtney Hampton, den ich nicht ausstehen kann! Di hielt ihn für schrecklich geistreich. Und noch einige Leute, die im Casablanca wohnen.«
    »Wie lange hat die Party gedauert?«
    »So um acht Uhr herum begannen die Leute aufzubrechen, und ich ging ebenfalls. Di meinte, ich sollte noch zum Scrabble bleiben, aber ich hatte Roberto versprochen, mit ihm zu Abend zu essen. Er ist ein guter und lieber Freund geworden.«
    Qwilleran sagte sich, daß diese beiden Wichtigtuer einander verdienten. Er bemerkte: »Keiner hat meine Frage beantwortet, als ich mich nach Fleudd erkundigte. Wer ist er überhaupt?«
    »Er soll angeblich der Ideenlieferant sein. Penniman & Greystone haben ihn vor ein paar Monaten engagiert. Sie waren immer ziemlich konservativ, weißt du, und Fleudd soll frischen Wind hineinbringen.«
    »War das Gateway Alcazar seine Idee?«
    »Ich nehme es an.«
    »Ißt er oft bei Roberto?«
    »Ich weiß nicht. Ich habe ihn nie dort gesehen.«
    »Nun, er war heute abend dort.« Vor dem Blue Dragon verabschiedeten sie sich. Qwilleran strich sich über den Schnurrbart und nahm sich vor, am Morgen Matt Thiggamon anzurufen.

 
    Am frühen Montagmorgen erhielt Qwilleran einen Anruf vom Morddezernat, doch nicht von Lieutenant Harnes. Am anderen Ende war die nasale Stimme seines Partners, Wojcik, einem Polizisten, der stets streng nach Vorschrift handelte und nicht Harnes’ Phantasie besaß. Außerdem hatte er für Journalisten, die sich überall einmischten, und für übersinnliche Katzen nichts als Verachtung übrig.
    »Hier ist Wojcik«, bellte er. »Sie haben Harnes angerufen. Ist es dringend?«
    »Ich schulde ihm ein Mittagessen, das ist alles. Ist er da?«
    »Ein paar Tage dienstlich verreist.«
    »Danke, daß Sie es mir sagen. Ich rufe ihn ein andermal an.«
    Es war ein Versprechen, das Qwilleran nicht halten sollte.
    Er schnitt den Katzen gebackene, mit Krabbenfleisch gefüllte Garnelen klein und stellte ihnen den Teller auf den Boden.

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