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Die Katze, die hoch hinaus wollte: Roman

Die Katze, die hoch hinaus wollte: Roman

Titel: Die Katze, die hoch hinaus wollte: Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lilian Jackson Braun
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»Gamberini ripieni alla Roberto«, verkündete er, »mit den besten Empfehlungen des Küchenchefs. Buon appetito!« Die Katzen machten sich genüßlich über ihr Frühstück her. Ihr derzeitiges Benehmen mochte nicht normal sein, aber mit ihren Feinschmeckergaumen war alles in Ordnung.
    Während er ihnen zusah, wie sie ihr Mahl mit gurgelnden Begeisterungslauten hinunterschlangen, klopfte es an der Tür. Bevor er aufmachen konnte, drehte sich ein Schlüssel im Schloß, die Tür ging auf, und eine grauhaarige, rotbackige Frau in einem ausgebleichten Arbeitskittel eilte geschäftig in den Vorraum.
    »Ach, Sie sind noch da? ’nen schönen guten Morgen. Ich bin Mrs. Jasper«, sagte sie. »Mrs. Tuttle sagte, ich soll hier montags saubermachen.«
    »Es freut mich, daß Sie kommen. Ich will sowieso frühstücken gehen, also werde ich Ihnen nicht im Weg sein. Wissen Sie, wo alles ist?«
    »Und ob! Ich habe für Miss Bessinger saubergemacht, und ich fasse alles ganz vorsichtig an, wie sie sagte, und ich sauge die Teppiche mit Spezialdüsen, wo sie doch handgemacht sind. Sie haben einen woanders hingelegt!« rief sie stirnrunzelnd aus, als sie in die Galerie blickte, wo der indische Teppich den Blutfleck verbarg.
    »Ich habe ihn lieber dort«, sagte Qwilleran. »Gießen Sie auch die Bäume? Ich habe mich eine Woche lang nicht um sie gekümmert.«
    »Ich gieße die Bäume, wechsle die Bettwäsche, wasche Bettlaken und Handtücher, schalte den Geschirrspüler ein, geh’ mit dem Staubsauger durch die Räume und staube ein wenig ab«, zählte sie auf. »Fenster putze ich nicht.« Sie marschierte in die Küche und steckte ihren Kopf in den Geschirrspüler, der leer war.
    »Ich esse auswärts«, erklärte Qwilleran. »Das ist der Teller für die Katzen auf dem Fußboden. Es werden vielleicht Katzenhaare in der Wohnung sein. Ich habe zwei Siamkatzen.«
    Das hätte er kaum zu erwähnen brauchen. Koko umkreiste die Frau überaus interessiert und schnupperte ihre Schuhe ab.
    »Kein Problem. Miss Bessinger hatte einen Perserkater, und ich selbst habe auch einen Kater, obwohl seine wilde Zeit vorbei ist. Höchstwahrscheinlich haben Sie Napoleon schon gesehen. Wir wohnen im Erdgeschoß, und er ist ein geselliges Kerlchen.«
    Sie marschierte mit dem Staubsauger und den Düsen in die Galerie; Qwilleran erbot sich, ihr die Sachen zu tragen. Ihr Akzent erinnerte ihn an bestimmte alteingesessene Bewohner von Moose County. »Darf ich Sie fragen, woher Sie ursprünglich stammen, Mrs. Jasper? Sie sind nicht in der Stadt aufgewachsen.«
    »Stimmt, ich komme aus einer kleinen Stadt im Norden, sie heißt Chipmunk. Mein Pa hatte eine Kartoffelfarm.«
    »Ich kenne Chipmunk sehr gut«, sagte er. »Ich lebe in Pickax City.«
    »Ja, Pickax! Pa ist immer mit dem Wagen nach Pickax gefahren, um Viehfutter und Saatgut zu holen. Sonntags gingen wir in Purple Point fischen. Einmal haben wir in Sawdust City ’ne Minstrel-Show gesehen. War ’n gutes Leben da oben, das war es. Man konnte sich sicher fühlen. Heute morgen habe ich im Radio gehört, daß im Penniman Hotel drei Leute erschossen worden sind, und ein Mann in einem Auto hat auf der Autobahn ’nen anderen Autofahrer erschossen. So was hat’s in Chipmunk nicht gegeben!«
    »Wann sind Sie von Moose County weg?« fragte Qwilleran, während er den Staubsauger für sie einsteckte.
    »Da war ich fünfzehn Jahre alt. Jetzt werd’ ich sechsundsiebzig, aber ich bin stärker und tüchtiger als so manche Junge. Auf der Farm hab’ ich Kartoffel gehackt und Hühner gehalten und die Kuh gemolken und Gemüse für unser Essen gezogen – und da war ich noch keine zehn Jahre alt.«
    »Warum sind Sie aus Chipmunk weg?«
    »Ich wollte unbedingt die große Stadt sehen, also ließ mich mein Pa herkommen und bei meiner Tante Florrie wohnen. Sie war Köchin bei Leuten, die hier wohnten, und sie besorgte mir
’ne Anstellung als Hausmädchen. Hab’ sieben Jahre hier gearbeitet, bevor ich meinen Andrew heiratete und Kinder bekam. Er war Briefträger. Wir hatten drei Jungen und zwei Mädchen, und eines, das tot auf die Welt kam. Ich hab’ gekocht und geputzt und gewaschen und gebügelt und alles genäht, was sie auf dem Leib trugen, bis sie erwachsen waren und wegzogen. Dann fing ich wieder an, für andere Leute die Wohnung zu putzen, und als mein Andrew starb – der gute Mann! – zog ich hierher, ins Erdgeschoß, und hab’ hier weitergearbeitet.«
    »War es angenehm, für Miss Bessinger zu arbeiten?«
    »Ja, sie

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