Die Katze, die hoch hinaus wollte: Roman
für das Material, und natürlich färbt sie es auch selbst.«
In diesem Augenblick spazierte ein cremefarbener Perserkater mit einem buschigen Schwanz in den Raum. »Ist das Vincent?« fragte Qwilleran.
»Ja, das ist Vincent. Er hat Dianne gehört, und ich habe ihn genommen. Wo ich wohne, sind keine Haustiere erlaubt, aber er fühlt sich in der Galerie sehr wohl, und die Kunden mögen ihn«, sagte Todd und hielt sich die Nase zu. Vincent umkreiste die beiden Männer würdevoll und wedelte mit seinem buschigen Schwanz.
»Hat er von dem Ereignis am Labor Day ein psychisches Trauma davongetragen?«
»Anscheinend nicht. Sie sperrte ihn immer ins Schlafzimmer, wenn sie Besuch hatte. Er lag gerne auf dem Wasserbett, also hatte er nichts dagegen. Als er in die Galerie kam, habe ich ihm sogar ein Wasserbett in Katzengröße gekauft.«
»Wirklich? Wo haben Sie das gekauft? Ich habe eine Katze, die auch gerne ein Wasserbett hätte.«
»Ich habe es aus einem Versandhauskatalog. Ich kann Ihnen die genaueren Details geben, wenn Sie Interesse haben.«
»Dafür wäre ich Ihnen sehr dankbar. Und, übrigens, als Vincent im Casablanca wohnte, hat er da gerne auf den Kunstbänden gesessen?«
»Der nicht! Der sucht sich immer das weichste Plätzchen im ganzen Haus aus!«
Qwilleran räusperte sich. »Ich muß Ihnen etwas sagen, Mister Todd, und ich hoffe, es ist nicht allzu unangenehm für Sie. Seit ich in dem Penthaus wohnen habe ich Beweise dafür gefunden, daß Ross den Mord nicht begangen hat und sich nicht selbst umgebracht hat.«
Todd schluckte und hielt sich die Nase zu. »Was für Beweise?«
»Darüber kann ich nicht sprechen, bevor ich mit meinem Freund vom Morddezernat geredet habe.«
»O Gott! Heißt das, daß der Fall wieder aufgerollt wird? Wir haben schon genug traurige Berühmtheit erlangt! Kein Mensch kennt mich mehr als Besitzer einer Kunstgalerie; ich bin der Ex-Ehemann einer Frau, die ermordet wurde. Ich schwöre, es gibt Leute, die glauben, daß ich es getan habe!«
Freundlich fuhr Qwilleran fort: »Ich habe gehört, am Abend vor dem Labor Day hat es eine Cocktailparty gegeben. Wenn Sie dort waren und sich an einige der anderen Gäste erinnern können, dann erhärtet das vielleicht meinen Verdacht.«
»Ich war dort!« sagte Todd grimmig. »Di hatte eine Menge Leute eingeladen, darunter auch das Mädchen von der Zeitung, und daher dachte ich, daß ich mich auch sehen lassen sollte. Ylana Targ. Sie schreibt die Kunstspalte.«
»Wie lange sind Sie geblieben?«
»Bis etwa zehn Uhr. Ich wollte früher gehen, weil ein Gast Jazzplatten mitgebracht hatte, und Jazz treibt mich zum Wahnsinn, aber es begann zu regnen – ein richtiger Wolkenbruch. Das Dachfenster war undicht, und wir mußten Töpfe und Pfannen aufstellen, um die Tropfen aufzufangen.«
»Wer war noch da, als Sie gingen?«
»Ross, natürlich. Di und Ylana und Ross und noch so ein Typ aus dem Haus spielten Scrabble. Ein paar andere waren im Wohnzimmer und tranken und ließen Joints kreisen. Ich weiß nicht mehr, wer die Leute waren.«
»Der Mann, der als vierter beim Scrabble mitspielte – wissen Sie, wie er hieß, oder wie er aussah?«
»Das war so ein aalglatter Typ... sehr gepflegt... wie so ein männliches Model.«
»Nun, ich werde Sie nicht länger aufhalten«, sagte Qwilleran. »Vielen Dank, daß Sie für mich offengehalten haben. Ich rufe Sie wegen der Wandteppiche an, wenn ich wieder in Pickax bin. Ich glaube, wir kommen ins Geschäft.«
Er fuhr zurück nach Hause, zog sich ein Sweatshirt an, schaltete das Licht in der Galerie an, füllte den Eiskübel an der Bar und stellte eine Schüssel mit Cashewnüssen auf den Cocktailtisch. »Hast du Lust auf ein paar Runden Scrabble, während wir warten?« fragte er Koko.
Und ob der Kater Lust hatte! (Kein Wunder! dachte Qwilleran. Er gewinnt ja immer!) Diesmal suchte Koko vorwiegend Konsonanten wie R, S, L, T und N aus, die wenig Punkte brachten, und Qwilleran zog be reits eine weitere Änderung de r Regeln in Betracht, als die Samtpfote D, C, E, Z, S, A und U herauszog. Augenblicklich legte Qwilleran ZEUS, was ihm sechs Punkte und Koko nur vier brachte.
»Beim Zeus!« sagte er zum Kater. »Ich glaube, jetzt haben wir es!«
In diesem Augenblick ertönte ein schüchternes Klopfen an der Tür. Er verstaute die Steine in der Scrabble-Schachtel und ging hinaus, um seinen Gast einzulassen.
Der Barkeeper des Penniman Plaza war vollbepackt mit Kassettenboxen und LPs. »Keine Panik!« sagte er.
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