Die Katze, die hoch hinaus wollte: Roman
ihm. Eine von ihnen hatte eine Waffe.
»Keine Bewegung! Ich habe meine Waffe auf Sie gerichtet!«
Qwilleran begann die Hände zu heben, bevor er merkte, daß der Mann mit der Pistole einen roten Golfhut trug. Und der Mann hinter ihm hatte die rundliche Figur von Arch Riker.
»Ruft die Polizei!« schrie Qwilleran.
Rikers rosiges Gesicht erbleichte. »Qwill! Du sollst doch tot sein!«
»Ich brauche einen Drink!« sagte Arch Riker, nachdem die Polizisten mit ihrem Gefangenen verschwunden waren.
»Zuerst erzähl mir, was zum Teufel du hier suchst!« forderte Qwilleran seinen Freund auf.
»Ich bin gekommen, um die Katzen zu füttern! Und deine Überreste vom Leichenschauhaus abzuholen!«
»Das verstehe ich nicht.«
Langsam und deutlich erklärte Riker: »Die hiesige Polizei hat heute morgen bei Brodie in Pickax angerufen. Sie haben ihm gesagt, daß du auf der Autobahn von jemandem erschossen worden bist. Sie sagten, dein Auto sei gegen eine Begrenzungsmauer gekracht und ausgebrannt. Sie sagten, du seiest verbrannt, und ebenso alles, woran man dich hätte identifizieren können. Sie haben deine Identität mit Hilfe des Kennzeichens festgestellt.«
»Irgend jemand hat mein Auto gestohlen! Das ist passiert.«
»Was immer. Ich habe die Unterlagen über deine Zahnbehandlungen von Dr. Zoller geholt und bin mit dem ersten Flugzeug von Pickax hierhergekommen. Ganz Moose County ist in Trauer.«
Qwilleran ging zum Telefon. »Ich sollte wohl Polly anrufen.«
»Nicht! Die trifft der Schlag. Sie glaubt, du bist tot. Ich rufe Brodie an, und er kann ihr die gute Nachricht überbringen. Außerdem sollte ich auch meine Redaktion und den Radiosender anrufen. Wenn du in großzügiger Stimmung bist, dann schenk mir einen doppelten Scotch ein.«
Als es sich die beiden Männer mit ihren Gläsern in der Bibliothek gemütlich gemacht hatten, stellte Qwilleran eine Frage: »War dieser Vorfall auf der Autobahn bloßer Zufall? Oder glaubten die Täter, daß sie mich erschießen?«
»Warum sollte jemand dich erschießen wollen?«
»Das ist eine lange Geschichte.«
Koko spazierte mit katzenhafter Unbekümmertheit herein, als wäre den ganzen Abend nichts geschehen. Er sprang auf den Tisch und setzte sich auf den van Gogh.
»Wo ist Yum Yum?« fragte Riker.
»Im Schlafzimmer, wo sie ihr Leben verschläft. Ich muß die Katzen nach Pickax zurückbringen. Irgend etwas hier bekommt ihnen nicht.«
»Wenn die Leute auf dich schießen und mit Messern bedrohen, dann solltest du dich lieber selbst schleunigst nach Pickax verziehen, mein Freund. Was hast du getan? Hast du dich wieder irgendwo eingemischt? Deine Nase in Sachen gesteckt, die dich nichts angehen?«
»Möchtest du die ganze Geschichte hören, Arch? Oder willst du eine Predigt halten?« fragte Qwilleran.
Er erzählte die Geschichte von dem Mord und dem Selbstmord, wie sie von der Zeitung berichtet worden war, und beschrieb die diversen Entdeckungen, die Koko gemacht hatte. »Hier ist das Armband«, sagte er und zog es aus der Schreibtischschublade.
»Was haben die Ziffern zu bedeuten?«
»Das ist offenbar ein persönlicher Code des Paares. Ich glaube, die Zahlen beziehen sich auf den Wert der Buchstaben beim Scrabble. 2-1-1-3-1 könnte zum Beispiel L-I-E-B-E bedeuten. Es könnte auch G-U-R-K-E heißen, aber das bezweifle ich.«
»Woher weißt du auf einmal so viel über Scrabble?«
»Ich habe entdeckt, daß es kein schlechtes Spiel ist, Arch. Außerdem habe ich versucht, Koko mit einer Art Katzen-Scrabble zu unterhalten, weil er sich langweilte, und dabei bildete ich ständig Worte, die einen bestimmten Gedankengang auslösten. BLUFF zum Beispiel. Ich begann mich zu fragen, ob man Ross das Verbrechen vielleicht hatte anhängen wollen. Zuerst verdächtigte ich Diannes Ex-Ehemann.«
»Wir armen Ex-Ehemänner«, sagte Riker. »Wir sind immer die ersten, auf die der Verdacht fällt. Ich lebe in der ständigen Angst, daß jemand Rosie umbringt.«
»Der Typ hatte so eine Art, sich die Nase zuzuhalten, die ich einem Schuldgefühl zuschrieb, doch dann kam ich zu dem Schluß, daß er auf Katzenhaare allergisch ist.«
»Ich bin froh, daß der Ex-Ehemann noch mal davongekommen ist.«
»Die Geschichte geht noch weiter, Arch. Soll ich fortfahren?«
»Unbedingt. Das ist besser als Fernsehen.«
»Okay. Dann wurde mir klar, daß die Bauunternehmer, die das Casablanca abreißen wollen, ein handfestes Motiv hatten, Dianne aus dem Weg zu räumen, und ich begann einen von ihnen zu
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