Die Katze, die hoch hinaus wollte: Roman
und einem Dutzend anderen Leuten. Das Casablanca selbst war eine Katastrophe, und die Gräfin würde nie einwilligen, an den Klingenschoen-Fonds zu verkaufen. Und daß sein Auto gestohlen worden war, war der Tropfen, der das Faß zum Überlaufen brachte.
Selbst die Aussicht, ein Buch über das Casablanca zu schreiben, verlor langsam ihren Reiz. Im Augenblick hatte er nur noch einen Grund zu bleiben. Er wollte mit Lieutenant Harnes zu Mittag essen, sobald der Kriminalbeamte wieder in der Stadt war. Er wollte ihm berichten, was Koko alles entdeckt hatte: Zuerst den Blutfleck, dann das Armband und schließlich das Geständnis an der Wand. Er würde ihm erzählen, wie der Kater die genaue Stelle gefunden hatte, an der der Künstler angeblich von der Terrasse gesprungen war. Dann würde er seine Theorie vorbringen, daß gewisse Leute ein spezielles Interesse am Casablanca hatten und zu verbrecherischen Mitteln griffen, um den Weg für das Gateway Alcazar freizumachen: Sie töteten die Frau, die das Casablanca erben sollte, und warfen ihren Liebhaber von der Terrasse, nachdem sie beide unter Drogen gesetzt hatten. Doch bei dem Versuch, den Mord Ross anzuhängen, hatten sie sein Geständnis mit einer unglaubwürdigen Unterschrift signiert und den Namen Dianne falsch geschrieben. Außerdem hatte eine Mieterin Schreie gehört, als Ross hinabstürzte. Als Journalist hatte Qwilleran Selbstmörder gesehen, die sich von hohen Gebäuden und Brücken stürzten, und sie waren in ihrer Verzweiflung stets lautlos gesprungen.
Langsam ging er nach Hause. Die zerbröckelnden Stufen an der Eingangstür waren eine Schande, fand er, die Eingangshalle war grauenvoll und Old Red eine Beleidigung für die menschliche Würde. Koko begrüßte ihn wie üblich an der Tür und trottete wie üblich zur Bibliothek, wo er wie üblich seinen Posten auf dem Van-Gogh-Band bezog und seinen Schwanz wie einen Korkenzieher kringelte.
»Was willst du mir denn sagen?« fragte ihn Qwilleran. »War das Vincents Lieblingsplätzchen?« Ihm kam der Gedanke, daß Vincent vielleicht den Mord beobachtet hatte, und er verspürte ein irrationales Bedürfnis, der Bessinger-Todd-Galerie noch einen Besuch abzustatten.
Als er anrief, meldete sich sofort jemand. »Ist die Galerie noch offen?« fragt er. »Hier ist Jim Qwilleran vom Casablanca.«
»Ich habe gerade abgeschlossen. Hier ist Jerry Todd. Was kann ich für Sie tun?«
»Ich hatte noch keine Gelegenheit, mit Ihnen über Sachen für meine Scheune zu sprechen, und ich reise vielleicht bald ab.«
»Wenn Sie herüberkommen wollen, warte ich auf Sie«, schlug der Kunsthändler vor.
»Ich bin gleich da.« Qwilleran lief zu Fuß hinunter; das erschien ihm schneller und leichter, als mit dem Aufzug zu fahren. Er hielt ein Taxi an und war binnen Minuten in der Galerie.
Todd sperrte die Tür auf. »Das war schnell.«
»Wie ich sehe, haben Sie schon viele Arbeiten verkauft seit Freitagabend«, sagte Qwilleran, als er die leeren Wände sah.
»Eine sehr erfolgreiche Vernissage«, sagte der Händler fröhlich und hielt sich auf seine merkwürdige Art die Nase zu. »Die Pizza-Esser, Die Wing-Ding-Esser und Die Hot-dog-Esser gingen alle an denselben Käufer, eine Fast-food-Kette. Die wollten sie für ihre Firmenzentrale. Sie wird ein ganzes Stockwerk im Gateway Alcazar einnehmen. Haben Sie bei der Vernissage etwas gesehen, das Ihnen gefallen hat?«
»Nichts Passendes für eine Scheune, um die Wahrheit zu sagen.«
»Vielleicht sollten Sie zeitgenössische Wandteppiche in Betracht ziehen, wenn Sie viele Holzflächen haben. Wir haben eine Künstlerin, die abstrakte Webteppiche mit Naturmotiven herstellt. Ich kann Ihnen Bilder von ihren Arbeiten zeigen.« Er holte ein Album mit Farbdias.
Qwilleran, der in Wirklichkeit gar nicht vorhatte, seine Scheune umzubauen, war fasziniert. »Wie groß sind sie?«
»Sie macht Auftragsarbeiten, zum Beispiel einige riesige Wandteppiche für Hotelfoyers. Man würde es nicht glauben, aber sie ist eine winzig kleine Frau. Hier ist ein Foto von ihr.«
Die Künstlerin hatte ein spitzbübisches Koboldgesicht, das Qwilleran gefiel. »Ihr Vorschlag ist wirklich überlegenswert«, sagte er. »Ich werde mich bei Ihnen melden, wenn ich mit meinem Architekten gesprochen habe.«
»Architekten haben viel für ihre Wandteppiche über. Sie sind eher eine Ergänzung als eine Konkurrenz für die Architektur, und sie hat einen außergewöhnlichen Blick für Dimensionen. Sie hat ein sehr gutes Gefühl
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