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Die Katze, die hoch hinaus wollte: Roman

Die Katze, die hoch hinaus wollte: Roman

Titel: Die Katze, die hoch hinaus wollte: Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lilian Jackson Braun
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Zimmerrennbahn, wobei er immer schneller wurde und schließlich über den Cocktailtisch segelte und die Kassetten in alle Richtungen davonflogen.
    »Mein Gott! Der ist ja der reinste Tornado!« sagte Jupiter, während er seine Sammlung auflas.
    »Tut mir leid, er ist aus irgendeinem Grund heute abend überdreht... Koko! Benimm dich, oder du verschwindest aus diesem Zimmer!«
    Der Kater sprang auf die Bar und setzte sich zwischen die Flaschen und Karaffen, wo er den Besucher überwachen konnte, und der Abend verlief eine Zeitlang ereignislos.
    Jupiter spielte ein Programm, das von Bebop über Swing, Chicago-Jazz, Big Band, Dixieland und Blues bis zu Ragtime reichte. Nach seinem dritten Glas gab er zu einer Aufnahme die pantomimische Imitation eines Bebop-Schlagzeugers zum besten, und bei der hemmungslosen Darstellung vergrub sich Koko unter dem Teppich.
    »Was macht er denn jetzt?« wollte der Mann wissen.
    »Dieser Teppich verdeckt den Blutfleck an der Stelle, wo Dianne Bessinger gestorben ist.«
    »Im Ernst?«
    »Ich glaube, es war am Labor-Day-Wochenende. Wie lange wohnen Sie schon hier?«
    »Ich bin... warten Sie mal... am Memorial-Day-Wochenende eingezogen.«
    »Haben Sie Dianne oder Ross kennengelernt?«
    »Nein, sie sind nie in die Bar gekommen, und ich stehe nicht auf dieses Zeug.« Jupiter deutete mit einer Armbewegung auf die Wände der Galerie.
    Qwilleran sagte: »Seit ich in diese Wohnung gezogen bin, habe ich ein paar Entdeckungen gemacht, die mich den Mord in einem neuen Licht sehen lassen. Wußten Sie, daß es in der Stadt prominente Leute gibt, die von Diannes Tod profitieren würden?«
    »Im Ernst?«
    »Das ist eine Tatsache.«
    Jupiter sagte, er hätte gerne noch einen Drink, und nachdem er ihm nachgeschenkt hatte, sagte Qwilleran: »Außerdem habe ich zufällig auch Beweise dafür, daß Ross Dianne nicht umgebracht hat.«
    »Sie machen Witze!« Koko war auf die Sofalehne zurückgekehrt und schnüffelte wieder die Haare des Barkeepers ab. Sein Nacken rötete sich. Er fegte den Kater weg wie eine lästige Fliege.
    »Ja, für mich besteht kein Zweifel daran, daß es ein abgekartetes Spiel war. Und ich habe sogar morgen einen Termin im Morddezernat – um meine Informationen der Polizei zu übergeben.«
    »Wie haben Sie es herausgefunden?« Vom Wodka hatte Jupiters Gesicht denselben Farbton wie sein Schurrbart angenommen.
    »Ich bin von Natur aus neugierig und habe ein wenig Erfahrung in der Verbrechensermittlung. Einige Mieter haben Schreie gehört, bevor Ross auf Yazbros Auto landete. Diannes Mörder hat den Künstler über die Brüstung gestoßen, nachdem er ihn ans dunkle Ende der Terrasse gezerrt hat.« Qwilleran beobachtete seinen Gast scharf und sah, daß seine Hand in die Pullovertasche glitt. »Wollen Sie noch etwas Eis?« fragte er und ging mit seinem eigenen Glas zur Bar. Hinter dem massiven Möbelstück fühlte er sich sicher und fuhr fort: »Aber was den Ausschlag gibt: Sehen Sie das Dachfenster da oben? Es war jemand auf dem Dach, als es passierte. Es gab einen Zeugen!«
    Jupiter rappelte sich auf. Qwilleran dachte, der ist blau! Auf unsicheren Beinen ging der Mann zur Bar und blieb auf dem Teppich stehen, die Hand noch immer in der Tasche. Wortlos standen sie einander gegenüber und sahen sich über die Bar hinweg an, bis das Klirren von Glas die drückende Stille unterbrach und irgend etwas zwischen ihnen auf die Theke fiel. Koko war durch die Luft geflogen und landete mit einem Katzenbuckel, gesträubtem Schwanz, angelegten Ohren und entblößten Fangzähnen auf der Bar.
    Jupiter nutzte die Ablenkung aus; er schlich um das Ende der Bar und zog ein kleines, röhrenähnliches Ding aus der Tasche. Als er es hochhob, machte es klick, und eine Messerklinge schoß heraus. Ohne das Messer aus den Augen zu lassen, packte Qwilleran eine Flasche am Hals. Einen langen Augenblick standen sie einander reglos gegenüber. Da schoß ein verschwommener Fellfleck zwischen den beiden Männern hindurch und landete auf der Schulter des Angreifers. Ein peitschenartiger Schwanz schnalzte zweimal. Ein Schmerzensschrei ertönte, und der Mann legte eine Hand auf die Augen. Die andere Hand fuhr unsicher in der Luft herum, und Qwilleran schlug fest auf das Messer. Dann ließ er die Flasche auf Jupiters Kopf niedersausen. Als der zu Boden ging, stieß Qwilleran das Messer mit dem Fuß weg und stellte sich mit der Flasche über ihn.
    Die Glastüren wurden aufgestoßen! Zwei Gestalten erschienen auf der Galerie über

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