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Die Katze, die hoch hinaus wollte: Roman

Die Katze, die hoch hinaus wollte: Roman

Titel: Die Katze, die hoch hinaus wollte: Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lilian Jackson Braun
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peitschenden Schwanz und einen sich windenden Körper gleichzeitig in den Tragekorb manövrieren. Frustriert gab er es auf und genehmigte sich eine Portion Eis. Als er ein paar Minuten später zurückkam, saßen beide Tiere zufrieden aneinandergekuschelt im Korb.
    »Katzen!« knurrte Qwilleran. »KATZEN!«
    Er ging mit dem Korb hinaus und drückte nach dem Aufzug.
    »Kein Gekreische, wenn der Aufzug fährt«, warnte er Yum Yum. »Du weißt, was das letzte Mal passiert ist.« Er hielt den Atem an, bis Old Green sicher im Erdgeschoß ankam.
    »Auf Wiedersehen, Kätzchen!« rief Mrs. Tuttle und sah von ihrer Strickerei auf, als sie an dem kugelsicheren Fenster vorbeigingen.
    Die beiden alten Frauen in den gesteppten Bademänteln steckten wie üblich die Köpfe zusammen, machten ein griesgrämiges Gesicht und jammerten. »Ziehen Sie aus?« krächzte eine von ihnen mit Grabesstimme.
    »Nein, wir gehen nur zum Tierarzt«, erwiderte er. Auch das sollte sich nicht bewahrheiten.
    Auf dem Zwinger Boulevard wehte eine frische Brise; sie brauste um das Casablanca und pfiff durch den Katzenkorb, und Qwilleran zog die Jacke aus und legte sie über den Korb. So schnell wie möglich ging er über den Parkplatz und wich dabei den Schlaglöchern aus. Erst als er etwa die Hälfte dieses Hindernislaufes hinter sich gebracht hatte, blickte er auf und sah, daß der Abstellplatz Nummer achtundzwanzig leer war. Die blaue Pflaume war verschwunden.

 
    Qwilleran raste zurück ins Haus; die beiden verwirrten Katzen purzelten im Tragekorb herum. »Mrs. Tuttle!« rief er an ihrem Tisch. »Mein Auto ist weg! Es ist gestohlen worden!«
    »Ach, du liebe Zeit!« sagte sie, nicht so fassungslos, wie sie seiner Meinung nach hätte sein sollen. »Haben Sie Ihre Türen abgesperrt? Einem unserer Mieter sind Kassetten gestohlen worden, aber der hat die Autotüren nicht – «
    »Ich sperre immer alle Türen ab!«
    »War es ein neues Auto?«
    »Nein, aber es war in ausgezeichnetem Zustand.«
    Rupert, der den Wirbel hörte, schlenderte herüber und lehnte sich an den Tisch. »Zahlt sich nicht aus, ein schönes Auto zu kaufen.«
    Mrs. Tuttle erbot sich, die Polizei anzurufen.
    »Lassen Sie nur«, sagte Qwilleran verärgert. »Ich gehe hinauf und rufe selbst an. Ich wollte es Ihnen nur sagen.« Obwohl er in keiner Weise an der blauen Pflaume hing, hatte er doch etwas dagegen, daß man den Wagen stahl.
    Als er in Old Green nach oben fuhr, sagte er zu den Insassen des Tragekorbs: »Ihr beide werdet euch über diese Entwicklung freuen. Jetzt braucht ihr nicht zum Doktor zu gehen.«
    Er rief beim Tierarzt an und sagte seinen Termin ab. »Mein Auto ist gestohlen worden«, erklärte er.
    »Mir sind schon zwei gestohlen worden«, tröstete ihn die Sprechstundenhilfe. »Jetzt fahre ich eine alte Schrottmühle.«
    Danach rief er in der nächsten Polizeistation an. Ein gelangweilter Sergeant nahm seine Meldung auf und sagte, sie würden versuchen, einen Beamten zu ihm zu schicken.
    Dann rief er Mary an und teilte ihr die Neuigkeit mit.
    »Das tut mir leid«, sagte sie. »Ich selbst habe kein Auto mehr. Ich nehme mir ein Taxi oder miete einen Wagen, wenn ich ein Fahrzeug brauche.«
    »Sie schicken einen Polizisten her.«
    »Verlaß dich nicht allzusehr darauf, Qwill.«
    Plötzlich hatte er einen Riesenhunger. Er fütterte rasch die Katzen und fuhr mit Old Red hinunter, um zum Abendessen zu gehen. Als der Aufzug im vierten Stock anhielt, stieg Yazbro zu. Er sah Qwilleran mit zusammengekniffenen Augen an; ein feindseliger Schimmer in seinem Blick verriet, daß er ihn erkannte.
    »Mir ist gerade mein Auto gestohlen worden«, sagte Qwilleran, um sich sein Mitgefühl zu sichern.
    Yazbro brummte irgend etwas Unverständliches.
    »Es stand auf Nummer achtundzwanzig, neben Ihrem Abstellplatz. War es noch dort, als Sie heute morgen wegfuhren?«
    »Hab’ nicht geschaut.«
    Qwilleran ging auf ein zeitiges Abendessen ins Delikatessengeschäft. Er wollte nur einen Teller Hühnersuppe mit Grießklößen, ein fünf Zentimeter dickes Pastramisandwich, eine Portion Reispudding und etwas Zeit, um sich darüber klarzuwerden, was er vom Großstadtleben hielt. Der Presseclub war nicht mehr das, was er mal war. Die Leute beim Daily Fluxion waren alle neu und uninteressant. Es gab niemanden, in dessen Gesellschaft er sich auch nur halb so wohlfühlte wie in der von Polly Duncan und Arch Riker, ganz zu schweigen von Larry Lanspeak, Polizeichef Brodie, Junior Goodwinter, Roger MacGillivray

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