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Die Katze im Taubenschlag

Die Katze im Taubenschlag

Titel: Die Katze im Taubenschlag Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Agatha Christie
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nur der Stellung deines Vaters und dem Einfluss von Tante Rosamund, dass du nach Meadowbank kommst. Wenn du, wider Erwarten, je die Ehre haben solltest, von der Königin zum Lunch eingeladen zu werden, kann es dir nur nützen zu wissen, wie du dich dann zu benehmen hast.«
     
    Nachdem Andrew Ball, der keine feste Adresse besaß, wegen Einbruchs zu drei Monaten Gefängnis verurteilt worden war, stand Derek O’Connor, der bescheiden im Hintergrund des Gerichtssaales gesessen hatte, auf, um ein Gespräch nach London anzumelden.
    »Man hat absolut nichts bei dem Burschen gefunden«, erklärte Derek am Telefon.
    »Wer ist es? Kennen wir ihn?«
    »Er gehört, glaube ich, zur Gecko-Bande. Ein eher kleines Licht, aber sehr gründlich, wie man mir sagte.«
    »Und er hat sich verurteilen lassen, ohne mit der Wimper zu zucken?«, fragte Colonel Pikeaway grinsend am anderen Ende der Leitung.
    »Ja, wie ein Lamm. Er spielte die Rolle des arroganten Schnösels aus gutem Hause, der irgendwie auf die schiefe Bahn geraten ist. Niemand wäre auf den Gedanken gekommen, ihn mit einer internationalen Organisation in Zusammenhang zu bringen. Und darin liegt sein Wert.«
    »Aber er hat nichts gefunden«, stellte Colonel Pikeaway nachdenklich fest. »Auch Sie haben nichts gefunden. Es sieht so aus, als hätten wir uns geirrt, und Rawlinson hat gar nichts im Gepäck seiner Schwester versteckt.«
    »Andere Leute scheinen auf dasselbe Pferd gesetzt zu haben.«
    »Das ist schon richtig, aber vielleicht wollte man uns absichtlich auf eine falsche Spur lenken.«
    »Mag sein. Gibt es noch andere Möglichkeiten?«, fragte O’Connor.
    »Natürlich – viele. Der gesuchte Gegenstand mag noch in Ramat sein, vielleicht wird er irgendwo im ›Ritz Savoy‹ versteckt. Oder Rawlinson hat ihn vor dem Abflug jemandem übergeben, vielleicht auf dem Flugplatz… Oder er war doch im Besitz von Mrs Sutcliffe, ohne dass sie davon wusste. Es ist sogar möglich, dass sie ihn ahnungslos ins Meer geworfen hat… Vielleicht wäre das für alle Beteiligten die beste Lösung«, fügte er nachdenklich hinzu.
    »Aber es handelt sich doch um enorme Werte, Colonel!«
    »Auch das Leben eines Menschen ist eine Menge wert«, sagte Colonel Pikeaway.

5
     
    J ulia Upjohn an ihre Mutter:
     
    Liebe Mummy,
    ich habe mich schon gut eingelebt, und es gefällt mir hier. Ich habe mich mit einem Mädchen angefreundet, das auch erst in diesem Jahr hergekommen ist; es heißt Jennifer. Wir sind beide wild auf Tennis, und sie spielt ziemlich gut. Ihr Aufschlag ist fabelhaft, wenn er kommt, aber sie haut oft daneben – angeblich, weil ihr Tennisschläger verbogen ist, und zwar von der furchtbaren Hitze im Persischen Golf. Sie war dort, als diese Revolution ausbrach, aber es soll nicht sehr interessant gewesen sein. Sie hat so gut wie nichts gesehen.
    Miss Bulstrode ist sehr nett, manchmal kann sie allerdings auch furchtbar streng sein. Aber die Neuen behandelt sie meistens ganz gut. Ihr Spitzname ist »Der Bulle«, oder einfach kurz »Bully«. Englische Literatur haben wir bei Miss Rich; sie ist großartig. Sie hat ein merkwürdiges Gesicht, eigentlich gar nicht schön, aber wenn sie uns Shakespeare vorliest, verändert es sich völlig. Sie ist sehr dramatisch. Neulich sprach sie über Jago, und sie erklärte uns, wie furchtbar die Qualen der Eifersucht seien und wie man leide, bis man halb wahnsinnig werde und dem Menschen, den man liebt, wehtun möchte. Uns allen wurde es ganz sonderbar, bis auf Jennifer, die sich durch nichts aus der Ruhe bringen lässt.
    Außerdem haben wir auch Erdkunde bei Miss Rich, und o b wohl ich Erdkunde sonst langweilig finde, macht es mir bei Miss Rich richtig Spaß. Kunstgeschichte haben wir bei Miss Laurie. Sie kommt zweimal in der Woche her, und manchmal fährt sie mit uns nach London, um Galerien zu besuchen. Französisch haben wir bei Mademoiselle Blanche, die nicht sehr gut mit uns auskommt. Sie wird niemals wütend, sondern zeigt sich höchstens gelangweilt. Sie sagt dann: »Enfin, vous m’ennuiez, mes enfants!«
    Unsere Turnlehrerin, Miss Springer, ist scheußlich. Sie hat r o tes Haar und einen unangenehmen Körpergeruch, besonders wenn ihr heiß ist. Dann gibt’s noch Miss Chadwick, Chaddy genannt, die die Schule mitgegründet hat. Sie gibt Mathematik und ist streng aber ganz nett.
    Ach ja, und dann gibt’s noch Miss Vansittart, bei der wir Deutsch und Geschichte haben. Sie erinnert mich an Miss Bulstrode, aber sie ist nicht halb so

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