Die Katze im Taubenschlag
interessant. Ausländerinnen haben wir hier haufenweise: zwei Italienerinnen, mehrere Deu t sche, eine sehr lustige Schwedin (eine Prinzessin oder so was) und ein Mädchen, das halb türkisch und halb persisch ist. Sie b e hauptet, dass sie mit Prinz Ali Yusuf verlobt war, der im Flu g zeug abgestürzt ist. Jennifer sagt, es sei nicht wahr, Shanda gla u be das nur, weil er ein Vetter zweiten Grades war und weil Ve t tern und Kusinen in Persien oft heiraten. Ali Yusuf soll in Wirklichkeit eine andere geliebt haben. Jennifer weiß eine ganze Menge, aber meistens behält sie es für sich. Du wirst nun wohl bald deine Reise antreten, nicht wahr? Vergiss nicht wieder de i nen Pass, Mummy, und den kleinen Verbandkasten!
Gruß und Kuss, Julia.
Jennifer Sutcliffe an ihre Mutter:
Liebe Mum,
es ist gar nicht so schlimm hier. Mir gefällt es besser, als ich e r wartet hatte. Das Wetter ist schön. Wir sollen einen Aufsatz ü ber den Charakterunterschied zwischen Desdemona und Julia schreiben. Mir fällt leider nicht viel ein. Könnte ich einen neuen Tennisschläger bekommen? Ich weiß, dass meiner erst im Herbst neu bespannt worden ist, aber irgendwas stimmt nicht mit ihm. Vielleicht ist er verbogen. Ich möchte ganz gern Griechisch lernen. Darf ich? Ich liebe Sprachen. Nächste Woche fahren wir nach London, um das Ballett Schwanensee zu besuchen. Das Essen ist sehr gut. Gestern gab es Huhn, und zum Tee bekommen wir selbst gebackenen Kuchen. Mehr fällt mir im Augenblick nicht ein. Ist bei euch wieder mal eingebrochen worden?
Deine dich liebende Tochter Jennifer.
Margaret Gore-West, eine der älteren Schülerinnen, an ihre Mutter:
Liebe Mummy,
ich kann dir nicht viel Neues berichten. Ich fange jetzt bei Miss Vansittart mit Deutschstunden an. Einem Gerücht zufolge wird sich Miss Bulstrode zur Ruhe setzen. Miss Vansittart soll ihre Nachfolgerin werden. Aber das wird schon seit über einem Jahr behauptet, und ich glaube nicht recht daran. Ich erkundigte mich bei Miss Chadwick danach, und sie fuhr mir über den Mund und sagte, ich sollte diesen Klatsch nicht für bare Münze nehmen. Am Dienstag haben wir Schwanensee gesehen. Es war ein Traum! Prinzessin Ingrid ist süß, blond und blauäugig – aber sie trägt eine Zahnspange. Die beiden neuen Deutschen sprechen sehr gut Englisch. Miss Rich, die während des letzten Schuljahrs nicht hier war, ist zurückgekommen. Unsere neue Turnlehrerin, Miss Springer, ist allgemein ziemlich unbeliebt, aber sie gibt großartigen Tennisunterricht. Eine von den Neuen, Jennifer Sutcliffe, spielt ausgezeichnet, obwohl ihre Rückhand noch etwas schwach ist. Sie hat sich sehr mit einer anderen Neuen angefreundet, die Julia U p john heißt. Die beiden sind unzertrennlich.
Bitte vergiss nicht, dass am 19. das Turnfest stattfindet und dass du versprochen hast, am 20. mit mir auszugehen!
Grüße und Küsse von deiner Margaret.
Ann Shapland an Dennis Rathbone:
Lieber Dennis,
ich bekomme erst am Ende der dritten Woche des neuen Schu l jahrs Urlaub, aber dann würde ich gern einen Abend mit dir verbringen. Es wird entweder ein Sonnabend oder ein Sonntag sein. Ich sage dir noch rechtzeitig Bescheid. Es macht mir Spaß, in einer Schule zu arbeiten, aber ich bin heilfroh, dass ich keine Lehrerin bin. Allein die Vorstellung macht mich ganz krank.
Auf bald, Ann.
Miss Johnson an ihre Schwester:
Liebe Edith,
hier ist alles wie gewöhnlich. Das Sommerhalbjahr ist immer b e sonders angenehm. Der Garten sieht wunderschön aus, und wir haben einen starken jungen Hilfsgärtner, der den alten Briggs nach Kräften unterstützt.
Miss Bulstrode hat bisher nicht wieder erwähnt, dass sie die Le i tung der Schule aufgeben will, und ich hoffe sehr, dass sie es sich anders überlegt hat. Miss Vansittart wäre bestimmt kein gleic h wertiger Ersatz.
Ich würde, falls sie Schulvorsteherin werden sollte, meinen Posten höchstwahrscheinlich aufgeben.
Herzliche Grüße an dich und die Kinder, ebenfalls an Oliver und Kate.
Viele Grüße, Elsbeth.
Mademoiselle Angele Blanche an René Dupont:
Postlagernd, Bordeaux
Lieber René,
ich kann nicht behaupten, dass ich mich hier amüsiere. Die Mä d chen wissen sich nicht zu benehmen und erweisen mir nicht den gebührenden Respekt.
Ich halte es jedoch für besser, mich nicht bei Miss Bulstrode zu beschweren; sie ist mit Vorsicht zu genießen! Bisher habe ich nichts Interessantes zu
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