Die Katze
auch auf keine ihrer Nachrichten reagiert.
»Ich habe so viel eingekauft.«
»Das sehe ich.«
Elizabeth lächelte traurig, ihre Unterlippe zitterte. »Was ist mit dem jungen Mann, mit dem du dich triffst? Meinst du, er würde gern mein berühmtes Hühnchen probieren?«
Charley wollte Nein sagen - hatte sie nicht entschieden, dass es noch zu früh war, Alex ihrer Familie vorzustellen? -, aber dann dachte sie, was soll’s. Alex’ Anwesenheit könnte den Abend davor retten, in einem kompletten Desaster zu enden. Also rief sie ihn an und erklärte ihm, was passiert war.
»Wann soll ich da sein?«, lautete seine prompte Antwort.
»Er kommt um halb sieben«, erklärte Charley ihrer Mutter.
»In diesem Fall«, sagte Elizabeth, rappelte sich hoch und blickte auf die Uhr an der Mikrowelle, »sollten wir wohl besser loslegen.«
»Das war höchstwahrscheinlich das beste Hühnchen, das ich in meinem ganzen Leben gegessen habe«, sagte Alex, als er sich den letzten Bissen von seinem Teller in den Mund stopfte.
»Und definitiv der beste Wein«, erwiderte Elizabeth. »Vielen Dank, dass Sie ihn mitgebracht haben.«
»Kann ich mal probieren?«, fragte James.
»Ich denke, du solltest noch eine Weile bei Milch bleiben«, erklärte Charley ihrem Sohn und lächelte in die Runde, die sich um ihren kleinen Küchentisch versammelt hatte. Ihr Instinkt hatte sie nicht getrogen. Alex einzuladen, war eine hervorragende Idee gewesen. Er verstand sich gut mit den Kindern
und ihrer Mutter und schien zumindest einen Teil ihrer Enttäuschung über Brams Nichterscheinen gelindert zu haben. Im Gegensatz zu seinen Schwestern hatte Bram es nicht einmal für nötig befunden, telefonisch abzusagen. Als ihre Mutter das Essen auftischte, hatte Charley noch einmal bei ihm angerufen und der mittlerweile allzu vertrauten Aufforderung gelauscht, nach dem Piepton eine ausführliche Nachricht zu hinterlassen. Großer Ausführlichkeit hatte es nicht bedurft. Ihre Nachricht war knapp, klar und deutlich: »Arschloch«, hatte sie gesagt und wütend aufgelegt.
»Was ist dein Zeichen?«, wollte James unvermittelt von Alex wissen.
»Mein was?«
»Dein Zeichen«, wiederholte James mit gespielter Verzweiflung. »Franny ist Zwillinge. Grandma und ich sind Stier, Mommy ist Fische.«
»Er hat ein Interesse für Astrologie entwickelt«, sagte Charley.
»Mein Dad heiratet einen Löwen«, sagte James, als ob das alles erklären würde.
»Nun, mal überlegen. Ich habe am fünften November Geburtstag«, sagte Alex. »Was bin ich dann?«
James dachte kurz nach. »Eine Jungfrau. Nein, warte, ein Skorpion.«
»Mommy hat nächste Woche Geburtstag«, verkündete Franny.
»Wirklich?«
»Am zehnten März«, führte sie weiter aus.
»Einer der glücklichsten Tage meines Lebens«, sagte Elizabeth leise.
Charley schossen Tränen in die Augen, und sie unterdrückte den Impuls, ihre Mutter zu umarmen und ihre weichen Wangen zu küssen. Stattdessen stand sie auf und begann, geräuschvoll den Tisch abzuräumen.
»In diesem Fall müssen wir zur Feier des Tages etwas Besonderes unternehmen«, sagte Alex.
»Können wir nach Disney World fahren?« James fing an, auf seinem Stuhl auf und ab zu hüpfen.
»James...«, ermahnte Charley ihn.
»Wir waren noch nie in Disney World«, sagte Franny.
»Franny...«
»Ich auch nicht«, stimmte Elizabeth ein.
»Mutter...«
»Ich auch nicht«, meldete sich Alex zu Wort. »Und dort wollte ich ehrlich gesagt schon immer mal hin.«
»Können wir? Können wir?«, bettelten Franny und James unisono, und Franny hüpfte beinahe so hoch auf ihrem Stuhl wie ihr Bruder.
»Wir könnten Samstagmorgen hinfahren, dort übernachten und Sonntagnachmittag zurückkommen«, sagte Alex.
»Bitte, bitte, bitte.«
»Meine Sekretärin könnte die Buchungen übernehmen«, bot Alex an. »Komm, Charley. Es wird bestimmt ein Spaß.«
»Können wir fahren, Mommy? Bitte. Können wir?«
»Ich weiß nicht...«
»Wohin fahren wir?«, fragte eine Stimme aus dem Flur. Alle Köpfe wandten sich in die Richtung.
»Onkel Bram!« James sprang auf und rannte in den Flur. »Wir fahren nächste Woche zu Mommys Geburtstag nach Disney World! Willst du mitkommen?«
Charley ertappte sich dabei, den Atem anzuhalten, als James ihren Bruder ins Blickfeld zerrte.
Bram trug ein graues Seidenhemd, eine ordentlich gebügelte schwarze Hose und hatte sich seit ihrer letzten Begegnung das dunkle Haar stutzen lassen. Sein Blick war klar und durchdringend. Charley dachte,
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