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Die Katze

Titel: Die Katze Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Joy Fielding Kristian Lutze
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dass er noch nie so schön ausgesehen hatte. Und noch nie so verängstigt.
    Was sollte sie tun? Die beiden einander vorstellen? Bram,
das ist deine Mutter. Mutter, das ist dein Sohn. Sie fragte sich, ob er überhaupt registrierte, dass weder Anne noch Emily gekommen waren, und als er den Mund aufmachte, spürte sie, wie ihr Herz einen Schlag aussetzte aus Angst davor, was er sagen würde.
    »Entschuldigt die Verspätung.« Bram mied den festen Blick seiner Mutter und sah Charley direkt an. »Es riecht wunderbar. Ist noch was für mich übrig?«
    Elizabeth war sofort auf den Beinen. »Ich hol dir einen Teller«, sagte sie, ohne den Blick von ihrem Sohn zu wenden.
    Charley zog einen weiteren Stuhl an den Tisch, nahm die Hand ihres Bruders und setzte sich neben ihn, wobei sie nicht wusste, wer von ihnen heftiger zitterte.
     
    »Okay, Kinder, Schlafenszeit. Sagt allen gute Nacht«, verkündete Charley um kurz nach acht. Das Abendessen war vorüber, der Nachtisch serviert worden, und Bram trank in aller Ruhe seine dritte Tasse Kaffee. Weder er noch seine Mutter hatten die Pfirsich-Tarte angerührt.
    James umarmte seine Mutter und seine Großmutter, bevor er Alex hoffnungsvoll ansah. »Fährst du wirklich mit uns nach Disney World?«
    Alex blickte zu Charley und zog fragend eine Braue nach oben. Wenn man sie nicht besiegen kann... dachte sie und signalisierte lächelnd ihre Zustimmung.
    »Jippie!«, rief James. »Wir fahren nach Disney World! Wir fahren nach Disney World!«
    »Gute Nacht, James«, sagte Alex. »Nacht, Franny.«
    »Gute Nacht, Alex«, sagte Franny schüchtern. »Hat mich gefreut, dich kennenzulernen.«
    »Ganz meinerseits.«
    »Kann Onkel Bram uns eine Geschichte vorlesen?« James zerrte bereits an Brams Arm.
    Bram leistete keinerlei Widerstand. Beim Essen hatte er
kaum etwas gesagt, außer zu den Kindern und gelegentlich zu Alex, dessen Anwesenheit zweifelsohne als Puffer diente, lang gehegten Groll in Schach zu halten. Die einzige Worte, die Bram direkt an seine Mutter gerichtet hatte, ohne sie anzusehen, war die Frage, wie es ihr gehe. Sie hatte mit einem schlichten »gut« geantwortet. Als sie es gewagt hatte hinzuzufügen, dass sie unendlich dankbar für sein Kommen sei, hatte Bram gemurmelt, dass er seine Nichte und seinen Neffen immer gern sehe, und dann für den Rest des Essens mit James herumgealbert. »Ich denke, eine oder auch sechs Geschichten kann ich euch vorlesen«, sagte er jetzt und ließ sich von James den Flur hinunterzerren.
    »In zwanzig Minuten wird das Licht ausgemacht«, rief Charley ihnen nach.
    »Es sind wirklich großartige Kinder«, erklärte Alex ihr.
    »Charley ist eine wunderbare Mutter«, sagte Elizabeth.
    »Und Sie sind eine wunderbare Köchin. Nochmals vielen Dank für ein unvergessliches Essen«, erwiderte Alex.
    »Das klingt verdächtig nach Abschied. Du willst doch nicht etwa schon gehen, oder?«, fragte Charley, als Alex aufstand.
    »Doch, es ist wahrscheinlich besser.« Er nahm ihre Hand und führte sie zur Haustür. »Ich vermute, ihr drei habt viel zu bereden.«
    »Glaubst du wirklich, das ist klug?«
    Er küsste sie sanft auf den Mund. »Ich glaube, es ist Zeit«, sagte er.

KAPITEL 30
    »Okay, Bram, ich glaube, das waren jetzt für einen Abend genug Geschichten.«
    Eine halbe Stunde später stieß Charley die Tür zum Kinderzimmer auf, das zu ihrer Überraschung im Dunkeln lag. Als ihre Augen sich daran gewöhnt hatten, sah sie, dass ihre Kinder schliefen und Bram auf der Kante von Frannys Bett saß und leeren Blickes auf ein Buch auf dem Boden starrte.
    »Bei Geschichte Nummer drei sind sie eingeschlafen«, sagte er leise, ohne Charley anzusehen.
    »Wie lange ist das her?«
    »Zehn Minuten, eine Viertelsunde.«
    »Und seitdem sitzt du einfach da?«
    »Ich habe das Licht ausgemacht.«
    »Und dann hast du dich wieder hingesetzt«, stellte Charley fest.
    »Ja. Es ist schön hier. Still. Nicht so voll. Habe ich eben jemanden gehen hören?«
    »Alex.«
    »Falsche Antwort.«
    »Sie geht nirgendwohin, Bram.«
    »Hättest du nicht ein paar Reiseprospekte auslegen können? Oder ein paar schöne Bildbände über Australien, damit sie Heimweh kriegt?«
    »Sie ist zu Hause.«
    »Vorerst.«

    »Sie lebt seit zwei Jahren wieder hier«, erinnerte Charley ihn.
    »Genau so alt, wie ich war, als sie gegangen ist. Darin liegt vermutlich eine nette Symmetrie.«
    »Es tut ihr wirklich leid.«
    »Mir auch.« Bram atmete tief ein, als mühe er sich mit einer schweren Last ab. »Sie ist

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