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Die Katze

Titel: Die Katze Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Joy Fielding Kristian Lutze
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eilig hinaus.
    »Alles in Ordnung?«, fragte Charley ihren Bruder, sobald sie verschwunden waren.
    Bram schüttelte den Kopf. »Mit einem Drink würde es mir viel besser gehen.«
    »Vielleicht solltest du deinen Sponsor anrufen.«
    »Hast du je einen solchen Haufen Mist gehört?«
    »Ich weiß nicht. Vielleicht wäre ein Therapeut keine so schlechte Idee. Wir könnten alle zusammen hingehen.«
    »Vielleicht sollte ich lieber verschwinden, bevor unsere Kummerkastentante zurückkommt.« Er ging eilig zur Tür.
    »Bram...«
    »Und keine Sorge wegen Disney World. Ich habe nicht die Absicht, mitzukommen und allen den Spaß zu verderben. Es ist sowieso nicht mein Ding.« Er legte die Hand auf den Türknauf.
    »Bram...« Diesmal war es die Stimme seiner Mutter, die ihn aufhielt. Widerwillig ließ Bram den Knauf los und drehte sich langsam um. »Bitte«, sagte Elizabeth. »Ich muss dir etwas sagen.«
    »Entschuldigung angenommen«, verkündete Bram vorauseilend. »Kann ich jetzt gehen?«
    »Ich will mich nicht noch mal entschuldigen.« Elizabeth straffte die Schultern, faltete die Hände und atmete tief ein, als müsse sie eine Rede vor einem überfüllten Auditorium halten.
    »Also«, sagte Bram. »Du hast etwas zu sagen? Dann spuck es aus.«

    Charley sah, wie ihre Mutter noch einmal tief durchatmete. Den nächsten Atemzug tat sie mit ihr gemeinsam. Eine Ewigkeit schien zu verstreichen, bevor ihre Mutter weitersprach.
    »Ich weiß, dass du mir nicht glaubst, aber ich kann deinen Schmerz wirklich verstehen.«
    »Natürlich.«
    »Und ich verstehe auch deine Wut. Sie findet sogar mein Mitgefühl. Was ich getan habe, war schrecklich, nach Australien wegzulaufen, dich und deine Schwestern in diesem Haus allein zu lassen. Und das werde ich bis zu meinem Tod bereuen.«
    »Das sagtest du schon.«
    »Aber an all dem kann ich jetzt nichts mehr ändern«, fuhr Elizabeth unbeirrt fort. »Was geschehen ist, ist geschehen. Ich habe damals eine Entscheidung getroffen, und ob richtig oder falsch, ich kann sie nicht rückgängig machen. Vielleicht bin ich sogar tatsächlich so egoistisch und furchtbar, wie du offenbar glaubst. Vielleicht habe ich mich fahrlässig all der schrecklichen Dinge schuldig gemacht, die du mir vorwirfst. Aber man kann seiner Mutter nicht ewig die Schuld geben. Irgendwann muss man auch selbst Verantwortung für das eigene Leben übernehmen. Du bist nicht mehr zwei Jahre alt, Bram. Du bist erwachsen, und was heute mit dir geschieht, liegt in deiner Hand. Du kannst dich in die Vergangenheit flüchten und dich besinnungslos saufen und kiffen, und es ändert trotzdem nichts an dem, was passiert ist. Es wird Zeit, nach vorne zu blicken und dir ein eigenes Leben aufzubauen. Mit mir oder ohne mich. Ich habe dir keine Wahl gelassen, als ich dich vor all den Jahren verlassen habe. Aber jetzt hast du eine. Ich wünsche mir mehr als alles auf der Welt, ein Teil deines Lebens zu sein. Aber ich kann mich nicht ewig weiter entschuldigen. Das tut uns beiden nicht gut.«
    »Willst du mir sagen, du hast es vermasselt, aber das ist jetzt mein Problem? Willst du mir das sagen?«
    »Ich weiß, dass das nicht gerecht ist...«

    »Na, das siehst du jedenfalls richtig. Willst du mir sonst noch was sagen?«
    »Nur dass ich dich liebe.«
    Bram nickte und ballte die Fäuste. »Okay. Kann ich jetzt gehen?«
    »Bitte, Bram«, mahnte Charley ihn, als sein Bruder die Haustür öffnete. »Mach keine Dummheiten.«
    »Ciao, Charley. Danke für das Essen.« Er ging hastig zu dem nichtssagenden weißen Mietwagen, der an der Ecke parkte. »Und herzlichen Glückwunsch zum Geburtstag«, rief er, stieg ein und winkte ihr im Losfahren noch einmal zu. »Für den Fall, dass wir uns nächste Woche nicht sehen.«
     
    Es war kurz vor zwölf, als Charley ins Bett ging und das Telefon zur Hand nahm. Er würde noch wach sein, dachte sie. Er blieb immer lange auf und war bis weit nach Mitternacht mit seiner Lektüre beschäftigt. Sie hatte überlegt, ihn anzurufen, seit ihre Mutter gegangen war, Elizabeths Worte noch im Ohr, wie Steinchen, die an ein Fenster geworfen werden. Ich habe damals eine Entscheidung getroffen... ich kann sie nicht rückgängig machen… Vielleicht habe ich mich fahrlässig all der schrecklichen Dinge schuldig gemacht, die du mir vorwirfst... Irgendwann muss man auch selbst Verantwortung für das eigene Leben übernehmen… Du bist erwachsen, und was heute mit dir geschieht, liegt in deiner Hand... Du kannst dich in die Vergangenheit

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