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Die Katze

Titel: Die Katze Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Joy Fielding Kristian Lutze
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fragte er.
    »Sie essen, sie schlafen, und sie bekommen im Durchschnitt zwölf Jahre mehr, als sie ihren Opfern gegönnt haben. Das klingt für mich nicht so übel.«
    »Sie verbringen auch fast die gesamte Zeit in ihrer Zelle und werden stündlich kontrolliert. Jedes Mal, wenn sie ihre Zellen verlassen, werden sie mit Handschellen gefesselt, Sport und Duschen ausgenommen, was ihnen jeden zweiten Tag erlaubt ist.«
    »Bei Jill hat es sich so angehört, als hätte sie schon viele neue Freundinnen kennengelernt«, spottete sie.
    »Das war wahrscheinlich vor ihrer Verlegung in den Todestrakt. Sie werden vermutlich überrascht sein, Charley, aber Jill Rohmer ist ein Mädchen, das man leicht gernhaben kann.«
    Charley war sich nicht sicher, was sie mehr aus dem Konzept brachte - die Vorstellung, dass man eine verurteilte Kindesmörderin gernhaben könnte, oder die Art, wie Alex ihren Vornamen verführerisch über die Zungenspitze rollen ließ. »Ja, soweit ich weiß, waren die Opfer ganz hin und weg von ihr«, sagte sie in dem Bemühen, den beunruhigenden Gedanken in Schach zu halten.
    »Ich bitte Sie lediglich, die Sache unvoreingenommen anzugehen.«
    Im selben Moment ging die Tür auf, und Jill Rohmer betrat den Raum.

KAPITEL 9
    Jill war kleiner, als Charley erwartet hatte; vielleicht 1,55 Meter mit dunkelblonden, zu einem Pferdeschwanz gebundenen Haaren und schüchtern niedergeschlagenen, braunen Augen, schmalen geschwungenen Lippen in einem sympathischen herzförmigen Gesicht. Auf eine durchschnittliche Art unbestreitbar hübsch. Nichts war zu groß oder zu klein, nichts stach irgendwie hervor. Vielleicht mit Ausnahme des grell orangefarbenen T-Shirts, das sie als eine Insassin des Todestrakts auswies.
    Charley war selbst überrascht, aber das erste Wort, das ihr einfiel, als Jill durch die Tür kam, war süß . Eher Betty als Veronica . Auf jeden Fall völlig unbedrohlich. Fast ein wenig gewöhnlich. Jedenfalls deutete nichts an ihrer Erscheinung auf das Monster hin, das sich dahinter verbarg. Mit ihren zarten Knochen und ihrer zerbrechlichen Gestalt sah Jill Rohmer vielmehr selber aus, wie man sich das unschuldige Opfer eines kaltblutigen Mörders vorstellte. Wenn Charley sie auf der Straße gesehen und ihr Alter hätte schätzen sollen, hätte sie »sechzehn« gesagt. Knapp.
    »Hi«, sagte Jill leise.
    Selbst ihre Stimme klang kindlich, dachte Charley. Kein Wunder, dass es ihr so leicht gefallen war, das Vertrauen anderer Menschen zu gewinnen.
    »Jill Rohmer, das ist Charley Webb«, stellte Alex sie einander vor, so wie Charley am Morgen Glen McLaren ihrem Sohn vorgestellt hatte. »Charley Webb … Jill Rohmer.«

    »Ich freue mich wirklich sehr, Sie persönlich kennenzulernen«, sagte Jill und streckte ihre Hand aus.
    »Hallo«, erwiderte Charley und tat, als würde sie die Hand nicht bemerken.
    »Ich bin schon seit Jahren ein Fan von Ihnen«, sagte Jill und zog die Hand wieder zurück. »Sehr nett, dass Sie die weite Fahrt hierher gemacht haben.«
    »Ihr Anwalt ist gefahren.«
    »Danke, Alex«, flüsterte Jill und starrte zu Boden. »Ich weiß, wie beschäftigt du bist.«
    »Warum setzen wir uns nicht?« Alex zog sich einen Stuhl heran und nahm Platz.
    Charley setzte sich auf den Stuhl neben ihm und beobachtete, wie Jill sich auf den einsamen Platz auf der anderen Seite des Tisches sinken ließ und steif die Hände im Schoß faltete.
    »Sie sind sogar noch hübscher als auf Ihrem Foto in der Zeitung«, erklärte sie Charley.
    »Sie auch«, antwortete Charley widerwillig. Dass sie einen Menschen, der drei Kinder brutal ermordet hatte, attraktiv finden konnte, bereitete ihr Unbehagen.
    Sofort leuchtete Jills Miene auf, mit der rechten Hand zwirbelte sie nervös ihren Pferdeschwanz auf. »Danke. Wir dürfen hier drinnen kein Make-up tragen. Nicht mal die Haare färben.«
    »Ihre Haare sind doch okay.«
    »Ich glaube, ein bisschen heller würde besser aussehen. So wie Ihre Haarfarbe.«
    »Ich weiß nicht«, sagte Charley und staunte über die Alltäglichkeit ihrer Unterhaltung. »Die Farbe steht Ihnen.«
    »Wirklich? Na, okay, das ist gut. Ist Ihre Farbe Natur? Sieht auf jeden Fall natürlich aus.«
    »Na ja, ein bisschen hab ich nachgeholfen«, gab Charley zu.
    »Echt? Das würde man nie glauben.«
    »Vielen Dank.«

    »Meine Damen«, unterbrach Alex sie. »So faszinierend diese Unterhaltung unbestritten ist, denke ich doch, wir haben wichtigere Themen zu besprechen.«
    Jill senkte sofort den Kopf und errötete

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