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Die Katze

Titel: Die Katze Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Joy Fielding Kristian Lutze
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enttäuscht. »Ich auch nicht. Er ist vermutlich sehr beschäftigt.«
    »Offensichtlich.«
    »Wie finden Sie ihn?«, fragte Jill.
    Charley zuckte die Achseln. »Er scheint ganz nett zu sein.«
    »Er ist ein großartiger Anwalt.«
    »Ja, ich habe das Prozessprotokoll gelesen. Unter den Umständen hätte niemand Sie besser verteidigen können.«
    »Unter welchen Umständen?«
    »In Anbetracht der bedrückenden Beweislast gegen Sie.«
    Jill verzog die Lippen zu einem Schmollen, bevor sie sofort wieder in ein breites Lächeln ausbrach. »Finden Sie ihn süß?«
    »Was?«
    »Alex. Finden Sie ihn süß?«
    »Das ist mir noch nicht direkt aufgefallen«, log Charley.
    »Also, ich finde ihn süß. Ich meine, er ist ein bisschen konservativ und hat in ein paar Jahren wahrscheinlich eine Glatze, aber …«
    »Jill …«, unterbrach Charley sie.
    »Tut mir leid«, sagte Jill, als wäre sie es gewohnt, sich zu entschuldigen,
bevor sie überhaupt wusste, was sie falschgemacht hatte.
    »Wir sind keine Freundinnen«, erinnerte Charley sie. »Ich bin nicht gekommen, damit wir uns nett über Jungs unterhalten können.«
    »Ich weiß. Es tut mir leid.«
    »Es ist bloß, dass wir nur ein paar Stunden haben, und die möchte ich nicht verschwenden.«
    »Das verstehe ich.«
    »Wir haben viel Stoff zu besprechen.«
    »Tut mir leid. Wir können jetzt anfangen. Es tut mir wirklich leid.«
    »Es muss Ihnen nicht leid tun.«
    »Richtig. Tut mir leid.«
    Charley seufzte und drückte auf Aufnahme. »Warum fangen wir nicht mit dem Brief an, den Sie mir letzte Woche geschrieben haben.«
    »War er okay? Hatten Sie sich das so vorgestellt?«
    »Er war sehr informativ, ja.«
    »Gut. Ich wollte mit weiteren Briefen warten, bis ich weiß, ob es Ihnen gefällt.«
    »Es geht nicht darum, ob es mir gefällt oder nicht …«
    »Nein, natürlich nicht. Das habe ich nicht gemeint. Ich meinte … es tut mir leid.«
    »Ich weiß, was Sie gemeint haben.«
    Jill seufzte erleichtert. »Gut.«
    »In Ihrem Brief haben Sie angedeutet, dass Sie sexuell missbraucht wurden«, entschied sich Charley, direkt auf den Punkt zu kommen, anstatt alles, was Jill ihr geschrieben hatte, noch einmal durchzugehen.
    »Ich habe nicht gesagt, dass ich missbraucht wurde«, protestierte Jill vehement. »Ich habe gesagt, dass Pam missbraucht wurde.«
    Charley zog den Brief aus ihrer Handtasche und suchte
den Absatz. »›Ich wusste nicht, wie man vom Kitzeln bluten konnte, und ich wollte es vermutlich auch nicht wissen‹«, las sie. »›Ich sollte es ohnehin früh genug erfahren.‹ Was genau soll das bedeuten?«
    »Ich weiß nicht.«
    »Was soll das heißen, Sie wissen es nicht?«, drängte Charley weiter. »› Ich sollte es ohnehin früh genug erfahren .‹«
    »Ich möchte jetzt nicht darüber reden.« Jill verschränkte die Arme vor der Brust und starrte auf die Wand.
    »Warum nicht?«
    »Es ist noch zu früh.«
    »Wofür zu früh?«
    »Um auf diese Sachen einzugehen. Ich habe das Gefühl, Sie kennen mich noch nicht gut genug.«
    »Wollen Sie damit sagen, dass Sie mir nicht vertrauen?«
    »Ich vertraue Ihnen«, beharrte Jill. »Es ist bloß ein bisschen so wie Sex gleich bei der ersten Verabredung, verstehen Sie, bevor man wirklich bereit dazu ist. Sie müssen mich erst zum Essen ausführen, mir vielleicht ein paar Drinks spendieren.« Sie verdrehte die Augen und steckte die Zunge heraus wie ein verspieltes Kind.
    »Sie wollen umworben werden?«, sagte Charley ungläubig und fragte sich nicht zum ersten Mal, was sie hier eigentlich tat.
    »Ich sage nur, dass ich es nett fände, wenn Sie ein bisschen sensibel vorgehen«, antwortete Jill, wieder ganz ernste junge Frau und kein verspieltes Kind mehr.
    Charley nickte. »Ich wollte nicht unsensibel sein.«
    »Das Ganze war bloß eine eher schmerzhafte Zeit in meinem Leben.«
    »Bestimmt.«
    »Ich rede nicht gern darüber.«
    »Worüber möchten Sie denn reden?«, fragte Charley, vorsichtig den Rückzug antretend. Vielleicht war der direkte Ansatz
doch nicht der klügste. Vielleicht war es besser, Jill die Zügel zu überlassen und ihr auf dem Weg zu folgen, auf dem sie vorangehen wollte.
    »Ich weiß nicht. Wie wär’s mit Wayne?«
    »Okay. Erzählen Sie mir von Wayne.«
    »Er war mein erster richtiger Freund.«
    »Wie alt waren Sie?«
    »Vierzehn. Daran kann ich mich erinnern, weil ich gerade meine erste Periode bekommen hatte. Wie alt waren Sie, als Sie Ihre erste Regel hatten?«
    Charley dachte daran, Jill zu erklären, dass sie

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