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Die Katze

Titel: Die Katze Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Joy Fielding Kristian Lutze
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das nichts anging, und sie abermals daran zu erinnern, dass sie keine Freundinnen waren, die gemeinsam in Erinnerungen über Fragen der Intimhygiene schwelgten. Sie war hier, um ein Buch zu schreiben, wenn möglich einen Bestseller. Ein Werk von Substanz und Gewicht, das in die Bestsellerlisten schießen und ihre Kritiker ein für allemal verstummen lassen würde.
    Aber vielleicht bedurfte es dafür gerade einer Freundin. Wenn sie ein paar Vertraulichkeiten mit Jill austauschen musste, damit jene sich öffnete und ihre schrecklichen Geheimnisse preisgab, dann sollte es so sein. Charley überlegte. »Mit zwölf«, sagte sie schließlich.
    »Ja? Hatten Sie starke Krämpfe?«
    »Ich weiß es nicht mehr.« Charleys erste Periode war vor allem deswegen denkwürdig, weil niemand da gewesen war, der ihr damit hätte helfen können. Ihre Mutter war irgendwo in Australien, ihr Vater in seinem Arbeitszimmer eingeschlossen, und ihre Schwestern waren noch jünger und naiver als sie. Freundinnen, denen sie sich hätte anvertrauen können, hatte sie auch keine, und ihre damalige Haushälterin nannte ihre Regel immer geheimnisvoll »den Fluch«. Das Wenige, das Charley über diese Angelegenheiten wusste, hatte sie aus dem Biologieunterricht und aus Schulbüchern. Dort klang das Ganze furchtbar klinisch und kalt, während sie eigentlich nur wollte,
dass sie jemand in den Arm nahm und ihr erklärte, dass alles gut werden würde und die Welt der Erwachsenen, die sie nun betreten würde, kein so furchterregender Ort war. Ein wenig Sensibilität hätte ihr gutgetan, dachte sie, Jills Formulierung borgend.
    »Sie haben so einen komischen Gesichtsausdruck«, sagte Jill. »Woran haben Sie gedacht?«
    Charley schüttelte den Kopf. »Ich habe gerade daran gedacht, wie ich zum ersten Mal einen Tampon benutzt habe«, wich sie aus. »Ich wusste nicht, dass man die Pappe abmachen musste.«
    »Autsch«, sagte Jill, und sie lachten beide.
    »Das war lange vor den Plastikverpackungen. Aber wir sprachen von Wayne«, lenkte Charley Jill wieder zurück zum eigentlichen Thema.
    »Ich fand ihn so cool«, sagte Jill. »Er war nicht besonders groß. Wahrscheinlich kleiner als Sie. Wie groß sind Sie eigentlich?«
    »1,70 Meter.«
    »Mehr nicht? Sie sehen größer aus.«
    »1,70«, wiederholte Charley.
    »Dann muss Wayne etwa 1,65 Meter groß gewesen sein, was für einen Typen ziemlich klein ist, aber das war mir egal. Ich meine, ich bin auch nicht besonders groß, falls Ihnen das noch nicht aufgefallen ist.« Sie stieß ein Lachen aus, das eher einem nervösen Zwitschern glich. »Und es war nett, einen Freund zu haben, der nicht immer so bedrohlich über mir aufragte.«
    »Wie Ethan?«
    »Ja. Wie Ethan.« Sie seufzte.
    Charley notierte den Seufzer in ihrem Notizbuch. »Wie alt war Wayne?«
    »Achtzehn.«
    »Schon etwas älter.«
    »Ich mochte sie immer gern älter.«

    »Sie?«
    »Meine Männer«, sagte Jill mit einem breiten Lächeln.
    Von einem tiefen Seufzer zu einem breiten Lächeln , notierte Charley. »Und wie war Wayne?«
    »Er war echt nett. Sie werden’s nicht glauben, aber er war der Sohn eines Predigers. Wie in dem alten Song, wie ging der noch? › The only man who could ever reach me …‹«, sang sie. »Das war er. Der Sohn unseres Pastors. Ich glaube, er dachte, er könnte mich retten oder so.«
    »Wovor sollte er Sie denn retten?«
    »Vor dem, was in meinem Leben passierte.«
    »Zum Beispiel?«
    »Er wusste, dass mein Vater uns verprügelt hat.«
    »Wusste er auch von Ethan?«
    »Von Ethan und Pammy, meinen Sie?«
    »Von Ethan und Ihnen«, verbesserte Charley sie. Es entstand ein kurzes Schweigen. Charley hörte das leise Surren des Bandes in dem winzigen Rekorder. »Erzählen Sie mir von Ethan«, drängte sie sanft.
    »Ich hab Ihnen doch gesagt, dass ich noch nicht darüber reden will.«
    »Ich glaube, das wollen Sie doch.«
    »Nun, dann irren Sie sich«, fauchte Jill, stand auf und begann, in dem engen Raum hin und her zu laufen. »Wollen Sie jetzt was über Wayne hören oder nicht?«
    »Ja. Natürlich.«
    Jill atmete tief ein und setzte sich wieder auf ihren Stuhl. Sie löste das Gummiband und zog ihre Haare am Hinterkopf zu einem so festen Knoten zusammen, dass es ihre Stirn spannte und die Augenbrauen nach oben zog. Als sie schließlich zu sprechen begann, klang ihre Stimme seltsam hart. »Wayne war wie gesagt nicht besonders groß und auch nicht besonders hübsch. Er hatte einen Bürstenschnitt und Pickel im Gesicht, aber, ich

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