Die Katze
wichtigeren, indes auch weit weniger unterhaltsamen Themen wie Kindesmisshandlung zuwenden. So sehr Ihnen mein Beifall für Ihr zweifelsohne tiefes soziales Engagement sicher ist, sehne
ich mich doch nach der alten seichteren Charley zurück. Bitte enttäuschen Sie mich nicht noch einmal.
Arnold Lawrence
Von : Charley Webb
An : Arnold Lawrence
Betreff : Bis hierhin vielen Dank
Datum : Montag, 12. Februar 2007, 09:20:20 EST
Lieber alarmierter Arnold,
ich habe Ihren Brief jetzt mehrmals gelesen und weiß immer noch nicht, ob ich mich geschmeichelt oder beleidigt fühlen soll. Natürlich ist es immer nett, für attraktiv gehalten zu werden, aber ich bin bestürzt, dass Sie in mir offenbar wenig mehr als eine dekorative Hülle sehen. Und so sehr es mich freut, dass Sie meine Kolumnen mögen, bin ich doch enttäuscht, dass Sie sie seicht finden. Weil etwas unterhaltsam ist, ist es nicht notwendigerweise Schund, genauso wenig wie der Bericht über ein ernstes Thema den Reporter zu einem bedeutenderen Menschen macht. Seien Sie versichert, dass ich weiter über Themen schreiben werde, die mich interessieren und faszinieren. Wahrscheinlich sind einige davon ernsterer Natur, andere hingegen nicht. Ich werde mich jedenfalls bemühen, auch in Zukunft Stoff zum Diskutieren und Nachdenken zu liefern, und hoffe, dass Sie weiterhin mit der gewohnten Mischung aus Schadenfreude und Beklommenheit darauf warten.
Mit freundlichen Grüßen
Charley Webb
Von : Sheryl Volpe
An : Charley@Charley’ sWeb.com
Betreff : Ein persönlicher Lieblingsärger
Datum : Montag, 12. Februar 2007, 9:32:59 EST
Liebe Charley,
ich lese Sie, seit Sie bei der Post angefangen haben, und finde Ihre Kolumnen aufschlussreich, gut geschrieben und zeitgemäß. Erstaunlicherweise haben Sie sich bis jetzt noch nicht zu einem Thema geäußert - wenngleich Sie es in Ihrer gestrigen Kolumne über den schlagenden Vater gestreift haben -, das mein persönlicher Lieblingsärger ist: Übergewichtige Menschen in Flugzeugen! Gibt es etwas Ärgerlicheres, als den vollen Preis für ein Flugticket zu bezahlen und dann nur einen halben Platz zu bekommen, weil man neben jemandem sitzt, der seinen Appetit nicht zügeln kann und mit seiner Leibesfülle auf den Nachbarsitz überquillt? Das allein hätte mich veranlasst, einen Platztausch zu verlangen! Ich würde sehr gern Ihre Ansichten zu diesem Thema lesen.
Ihre
Sheryl Volpe
Von : Ein verständnisvoller Leser
An : Charley@Charley’ sWeb.com
Betreff : Ihre Mutter
Datum : Montag, 12. Februar 2007, 09:42:13 EST
Liebe arme Charley,
endlich verstehen wir, was Sie zu dem gemacht hat, was Sie sind! Ihre Mutter! Was für eine scheußliche und widerwärtige Frau! Sie braucht zweifelsohne Führung, genau wie Sie, das hilflose
Opfer ihrer amoralischen Indoktrination. Deswegen schmähen gottesfürchtige Menschen allenthalben jene, die den Willen des Herrn pervertieren. Gott selbst hat verfügt, dass diese Degenerierten den Tod finden sollen. Ihre Mutter muss ihren Sünden abschwören, und bis sie das tut, haben Sie keine andere Wahl, als sie zu verleugnen. Ich werde für Ihre Seelen beten.
Gott sei mit Ihnen.
Ein verständnisvoller Leser
Charley dachte noch über eine schlaue Antwort auf die beiden letzten E-Mails nach, als das Telefon auf ihrem Schreibtisch klingelte. »Charley Webb.«
»Hi«, ertönte eine klare, vertraute Stimme.
Charley versuchte hektisch, aber vergeblich, sie mit einem Gesicht zu verbinden.
»Hier ist Emily«, sagte die Anruferin nach einer Pause. »Deine Schwester«, fügte sie klar artikuliert hinzu, als würde sie in ein Mikrofon sprechen.
Sofort sah Charley eine schöne junge Frau mit markanten, vornehmen Gesichtszügen und kinnlangem, glattem blondem Haar vor sich. »Emily! Mein Gott, wie geht’s dir?«
»Sehr gut, danke. Und selbst?«
»Super. Na ja, ich bin ein bisschen müde. Ich habe mich überreden lassen, für ein paar Wochen auf den kleinen Hund eines Freundes aufzupassen, und er soll eigentlich in seinem Körbchen schlafen, aber er hat die ganze Nacht gejault, bis ich ihn schließlich in mein Bett gelassen habe, wo er sich unbedingt ganz eng an mein Bein schmiegen musste, und ich bin es wohl einfach nicht gewöhnt, meinen Schlafplatz mit jemandem zu teilen …« Was war mit ihr los? Sie hatte zwei Jahre lang nicht mit ihrer Schwester gesprochen. Warum plapperte sie von einem verdammten Hund? »Wie geht es dir?«, fragte sie noch einmal.
»Noch immer
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