Die Katze
zu erinnern, dass
sie an der Ermordung von drei unschuldigen Kindern beteiligt war. Doch ganz plötzlich nehmen ihre Augen diesen seltsamen Ausdruck an, als würde sie schon mal Maß nehmen für Ihren Sarg, und dann traut man ihr alles zu.«
»Klingt faszinierend.«
»Ich weiß nicht. Vielleicht hat ihr Anwalt recht. Er denkt, dass ich nicht die Richtige für das Projekt bin.«
»Dann irrt er sich«, sagte Glen. »Und wem glauben Sie eher - irgendeinem überbezahlten Anwalt mit einer Handvoll imposanter Diplome oder einem Möchtergern-Gauner mit einem liebenswerten weißen Hündchen? Wenn Sie mich fragen, ist die Sache ziemlich klar.«
Charley lachte und spürte, wie sich der kleine Hund noch enger an ihren Hals schmiegte. »Sind Sie sicher, dass es dem Hund gut geht?«
»Was denken Sie denn? Er ist im siebten Himmel. Welcher Mann wäre das nicht?«
Charley machte einen Schritt zurück, als wollte sie sich von dem Kompliment distanzieren, von dem Mann, der mit jeder Begegnung attraktiver wurde, gar nicht zu reden. War die Geschichte mit dem Hund bloß eine List, um sie zu entwaffnen, ein Trick, sie zu verführen und dann abzuservieren, um sich dafür zu rächen, was sie in ihrer Kolumne über ihn geschrieben hatte? Bloß weil sie nicht auf Racheficks stand, musste er das ja nicht genauso sehen. »Nun, viel Spaß mit Ihrem Sohn.«
»Danke. Den werde ich haben.«
»Rufen Sie mich an, sobald Sie wieder da sind. Zwecks der Übergabe von Bandit«, fügte sie eilig hinzu.
»Das mache ich. Tschüss, Bandit.« Er ging um Charley herum, um dem Hund einen Kuss auf die Stirn zu geben. »Passen Sie auf sich auf«, sagte er zu Charley.
Charley ertappte sich bei der Erwartung, ebenfalls einen Kuss auf die Stirn zu bekommen, und war beinahe enttäuscht, als Glen lediglich ihren Arm tätschelte, bevor er in seinen Wagen
stieg und losfuhr, die linke Hand winkend aus dem Fenster gestreckt. Als er am Ende der Straße abbog, setzte Charley Bandit ins Gras, zuckte die Schultern und sagte: »Was soll’s? Mach Geschäft .«
Der Hund schnupperte ein paar Sekunden, fand ein Stück Rasen, das ihm zusagte, hob das Bein und pinkelte prompt.
»Verblüffend.« Als Charley den Hund gerade wieder in die Arme nahm, öffnete Gabe Lopez seine Haustür und starrte wütend in ihre Richtung. »Guten Morgen, Mr. Lopez«, rief sie, entschlossen, einen neuen Anlauf zu machen, und winkte mit der freien Hand.
»Sorgen Sie dafür, dass der Köter nicht in meinen Vorgarten läuft«, knurrte er, schloss die Tür und verschwand wieder in seinem Haus.
KAPITEL 17
Von : Ein neuer Fan
An : Charley@Charley’ sWeb.com
Betreff : Tolle Kolumne!
Datum : Montag, 12. Februar 2007, 09.06.24 EST
Liebe Charley,
wow! Was für eine Kolumne in der Zeitung gestern! Ich konnte es kaum erwarten, heute Morgen zur Arbeit zu gehen, um mich dafür zu bedanken. Als Sozialarbeiterin fand ich, dass Sie Ihre entscheidenden Argumente sehr gut begründet haben. Meine Kollegen und ich haben schon viel zu lange über die Frage Veranlagung oder Erziehung diskutiert und sind letztendlich zu dem Konsens gekommen: Welchen Unterschied macht das? Wichtig sind weniger Ursachen als vielmehr Ergebnisse. Was wir brauchen, ist nicht Streit, sondern Toleranz! Wenn wir alle unsere jeweiligen Unterschiedlichkeiten besser akzeptieren und respektieren würden, gäbe es so etwas wie Kindesmisshandlung vielleicht gar nicht.
Mit freundlichen Grüßen
Kara Stephenson
Von : Charley Webb
An: Kara Stephenson
Betreff : Danke
Datum : Montag, 12 Februar 2007, 09:08:16 EST
Liebe Kara,
vielen Dank für Ihre nette Mail. Es ist schön, geschätzt zu werden. Ich hoffe, Sie werden meine Kolumne weiter mit Freude lesen.
Herzlich
Charley Webb
Von : Alarmiert
An : Charley@Charley’ sWeb.com
Betreff : Ihre letzte Kolumne
Datum : Montag, 12. Februar 2007, 09:14:02 EST
Liebe Charley Webb,
ich habe Ihre Kolumne stets mit einer Mischung aus Schadenfreude und Beklommenheit gelesen. Wen würden Sie heute wohl aufspießen und warum? Was haben Sie nun wieder mit Ihrem Körper veranstaltet? Was für Gedanken schwirren gerade in Ihrem hübschen kleinen Köpfchen herum? Stellen Sie sich daher meinen Verdruss nach der Lektüre Ihrer jüngsten Kolumne vor, die nicht nur Gedanken anregend, sondern auch gedankenvoll war. Ich hoffe, das bedeutet nicht, dass Sie Ihre selbstsüchtigen, Pardon, selbstlosen Studien zu Themen wie Intimwaxing oder Passion Partys aufgeben und sich nun
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