Die Katze
vorbeigekommen bist«, flüsterte Charley wie ein Echo von Bram, schloss die Tür und wandte sich wieder ihrer Tochter zu.
»Warum kann dich niemand leiden?«, fragte Franny.
»Was? Wer sagt, dass mich niemand leiden kann?«
»Alle schreien dich immer nur an.«
»Nein, das stimmt nicht.«
Franny wirkte skeptisch. »Ich habe gehört, wie Elise mit Daddy geredet hat.«
Charley kniete vor ihrer Tochter und strich ein paar Strähnen aus ihrer Stirn. »Was hat sie gesagt?«
»Sie hat gesagt, du interessierst dich nur für dich selber.« Tränen schimmerten in Frannys Augen, als spürte sie, dass schon die bloße Wiederholung dessen, was Rays Frau gesagt hatte, ihrer Mutter gegenüber illoyal war.
»Und was hat sie noch gesagt?«
»Dass du ›unsagbar egoistisch‹ bist.«
»Wow. Unsagbar.«
»Was bedeutet das?«
Charley dachte einen Moment lang nach. »Das bedeutet, dass
man ihrer Meinung nach gar nicht mit Worten ausdrücken kann, wie sehr ich immer nur an mich selbst denke.«
»Aber das stimmt doch nicht, oder?«
»Nein«, pflichtete Charley ihrer Tochter bei. Oder etwa doch?
»Bist du wirklich ein starkes Stück?«
Charley lachte. »Ich bin wohl eher Stückwerk. Das kommt der Sache näher, Schätzchen.«
»Was bedeutet denn das?«
»Das bedeutet, dass ich immer noch die eine oder andere Macke habe, aber ich arbeite dran«, sagte Charley lächelnd.
Franny sah ihre Mutter verwirrt an. »Ich finde nicht, dass du unsagbar egoistisch bist«, meinte sie dann.
»Danke, Schätzchen. Das ist wirklich liebenswürdig.«
»Was ist liebeswütig?«, fragte James, der über den Flur gerannt kam und sich mit solcher Wucht gegen seine Mutter und seine Schwester warf, dass alle drei auf dem Boden landeten.
Charley zog ihre beiden Kinder rasch auf ihren Schoß. »Meine beiden wunderschönen Engel sind ›liebeswütig‹.«
»Ich bin kein Engel, Dummi«, sagte James lachend.
»Er ist auch ein kleines Stückwerk«, erklärte Franny mit einem schüchternen Lächeln.
»Ich liebe euch beide so sehr«, verkündete Charley und küsste sie abwechselnd, bis sie genug hatten und sich ihrer Umarmung entwanden.
»Wie sehr?«, quiekte James und rannte rückwärts den Flur hinunter.
Charley breitete die Arme aus und streckte ihre Finger, so weit sie konnte. »So sehr.« Gleichzeitig lachend und weinend sah sie ihren Kindern nach, die wieder in ihrem Zimmer verschwanden. Unsagbar, dachte sie.
Eine Stunde später klingelte es. »Gütiger Gott«, murmelte Charley. »Was ist jetzt wieder?« Vorsichtig näherte sie sich der Haustür. »Wer ist da?«
»Glen McLaren.«
Charley öffnete die Tür. Er sah wirklich aus wie ein Gangster, dachte sie unwillkürlich, als sie ihn sah. War er gekommen, ihre Dankesschuld einzutreiben? Und was genau erwartete er? »Na, das ist aber eine Überraschung.«
»Keine unangenehme, hoffe ich. Komme ich ungelegen?«
Korrekter Gebrauch der doppelten Verneinung, registrierte sie und trat zur Seite, um ihn hereinzulassen. »Kaffee?«, fragte sie, obwohl sie den frisch aufsetzen müsste, weil sie nach Lynns Besuch drei Tassen hintereinander in sich hineingekippt und sich dabei den Gaumen verbrannt hatte.
»Nein danke.« Er machte keinerlei Anstalten, weiter als bis in den Hausflur zu kommen, und sein Blick zuckte immer wieder zu seinem auf der Straße geparkten silbernen Mercedes. »Wo ist James?«
»Er spielt mit seiner Schwester Monopoly«, sagte Charley und wies mit dem Kopf in Richtung Kinderzimmer. »Soll ich ihn rufen?«
»Nein. Ich bin Ihretwegen hier.« Wieder blickte er sich zu seinem Wagen um. Hatte er Angst, dass jemand ihn mutwillig beschädigen könnte?
»Oh?«
»Ich hatte gehofft, den Gefallen einzulösen, den Sie mir schulden.«
Charley blickte nervös zum Kinderzimmer. »Jetzt?«
»Jetzt scheint mir ein guter Zeitpunkt.«
»Was genau hatten Sie sich denn vorgestellt?«
»Mögen Sie Hunde?«, fragte Glen.
»Hunde?«
»Genauer gesagt, einen kleinen weißen Köter namens Bandit, der nicht haart und kläfft, stubenrein ist und todunglücklich
wäre, wenn er die nächsten drei Wochen in einem Tierheim verbringen müsste.«
»Sie haben einen kleinen weißen Hund namens Bandit?«
»Das Geschenk einer irregeleiteten ehemaligen Freundin.«
»Natürlich.«
»Aber ich verspreche, dass er perfekt erzogen ist und keinen Ärger machen wird.«
»Sie bitten mich, drei Wochen auf Ihren Hund aufzupassen?«
»Ich fahre nach North Carolina, um bei meinem Sohn zu bleiben, während seine
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