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Die Kaufmannstochter von Lübeck

Die Kaufmannstochter von Lübeck

Titel: Die Kaufmannstochter von Lübeck Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Conny Walden
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mir schon gleich am Anfang aufgefallen. Du benutzt Seife, und die ist nicht billig. Dass ihr keine geflohenen Leute vom Land seid, riecht man auf ein paar Schritt Entfernung!«
    »Kommen wir zurück zu dem Schiff nach Helsingborg«, erinnerte ihn Johanna.
    »Du weißt schon, dass im Moment kein Hansekaufmann so dumm wäre, den Öresund befahren zu wollen.«
    »Natürlich.«
    »Dementsprechend ist das Schiff, das ich dir anbieten kann, auch kein richtiges Schiff.«
    »Sondern?«
    »Man könnte es ein größeres Boot nennen. Es hat keine Aufbauten, und sein Besitzer fährt zunächst an die Rügenküste. Dann segelt er weiter nach Seeland, zur Schonenküste und danach nach Helsingborg.«
    »Wem gehört das Boot?«
    »Linus de Groot. Das ist einer der Holländer, die sich in der Gegend von Göteborg angesiedelt haben. Es wird keine gemütliche Reise, Linus verlangt einen hohen Preis, und ich habe ihm auch nicht gesagt, dass er eine Frau mitnehmen soll, was er vielleicht prinzipiell ablehnt.«
    »Wo finde ich diesen Linus de Groot?«
    »Du? Gar nicht. Ich verhandele mit ihm. Lass mir etwas Silber für eine Anzahlung hier. Und noch was: Er wird auf gar keinen Fall auf dich warten. Du wirst bereitstehen müssen, wenn es losgeht.«
    »Das werde ich«, versprach Johanna.
    Die Entscheidung war nun gefallen. Eine Entscheidung, von der es wohl kein Zurück mehr geben würde.

Z weiunddreißigstes K apitel

    Dem Herzen folgen
    Helsingborg, Wochen später.
    Kaum Schiffe lagen in dem unter dänischer Herrschaft stehenden Hafen. Der Krieg war der Feind des Handels – und mittlerweile war auch längst Krieg erklärt worden. Die Hanse und der König von Schweden gegen Waldemar von Dänemark, der wohl immer noch auf Suche nach Verbündeten war. Seine guten Beziehungen zum Kaiser schienen doch nicht gut genug zu sein, um ihn zu einem Eingreifen zu seinen Gunsten bewegen zu können.
    Johanna war nach einer langen, unbequemen Reise auf einem winzigen Schiff, das zudem noch den holländischen Namen »De Notedop« – »Die Nussschale« – trug, in Helsingborg angekommen. Noch Tage, nachdem sie festes Land betreten hatte, war ihr oft schwindelig gewesen, und sie hatte das Gefühl gehabt, der Boden unter ihren Füßen würde schwanken.
    In der Nähe des Hafens war sie in einem Gasthaus untergekommen, dessen Ausstattung noch um einiges einfacher war als bei dem blinden Jelmer in Stralsund. Die Stadt selbst war von keiner Schutzmauer umgeben. Dafür gab es eine hochgerüstete, massive Festung, in die sich die Bewohner bei Gefahr zurückziehen konnten. Sie hatte imposante Ausmaße, und ihre Türme dienten nicht zuletzt der Überwachung des Öresunds. Schließlich sollte kein Schiff passieren, ohne den fälligen Zoll zu entrichten.
    Da man die Zimmertür im Gasthaus nicht abschließen konnte, gewöhnte Johanna sich an, alles, was sie zurzeit besaß, bei sich zu tragen. Viel war das ohnehin nicht. Abgesehen von ihrer Kleidung passten die wenigen Dinge, die sie mit sich führte, in eine Tasche, die sie an einem Riemen um die Schultern trug. Außerdem hatte sie Münzen in ihren Hüftgürtel eingenäht und auch einige in ihren Stiefeln versteckt. Man konnte ja nie wissen. Auch wenn sie sehr einfach gekleidet war und ihre Sachen während der Fahrt mit der »Notedop« stark gelitten hatten, war trotzdem nicht ausgeschlossen, dass jemand sie überfiel, um sie auszurauben.
    Die vorherrschende Sprache auf den Märkten der Stadt war Plattdeutsch. Und selbst diejenigen mit anderer Muttersprache verstanden es und konnten sich verständlich machen. Auf jeden Fall gab es keine Verständigungsschwierigkeiten. Zu oft hatten Hansekaufleute in der Stadt angelegt, ihre Waren dort verkauft oder sich sogar dort angesiedelt.
    Johanna erkundigte sich bei einigen Kaufleuten nach Frederik und beschrieb ihn so gut wie möglich.
    »Es sind viele Kriegsleute hier in Helsingborg«, meinte einer, ein Holländer, wie sich herausstellte. »Einen einzelnen Mann hier zu finden wird nicht ganz leicht, andererseits gibt es nun wirklich größere Städte als Helsingborg. Vielleicht lauft Ihr ihm zufällig über den Weg.«
    »Ja, man sollte auf den Herrn vertrauen«, antwortete Johanna.
    »Seid Ihr sicher, dass dieser Mann noch in Helsingborg ist?«
    »Sicher bin ich nicht.«
    »Vielleicht ist er ein paar Meilen weitergezogen – nach Ellenbogen zum Beispiel.«
    »Wie heißt dieser Ort?«
    »Ellenbogen. So nennen die Hanseleute ihn, weil ein Vorgebirge den Hafen wie ein

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