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Die Kaufmannstochter von Lübeck

Die Kaufmannstochter von Lübeck

Titel: Die Kaufmannstochter von Lübeck Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Conny Walden
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Ellenbogen schützt. Die Einheimischen nennen das Dorf, glaube ich, Malmö oder so ähnlich. Aber ich bin mir nicht sicher, ob ich das richtig ausspreche.« Der Holländer zuckte mit den Schultern. »Wenn der Kerl, den Ihr sucht, Euch nicht spätestens nach einer Woche über den Weg gelaufen ist, dann solltet Ihr mal in Ellenbogen nach ihm fragen.«
    »Ich danke Euch.«
    Johanna sah sich auch in der Festung um. Sie glich einer Stadt in der Stadt. Ein Vogt des Königs von Dänemark residierte hier und regierte von hier aus das Umland. Und das hieß wohl vor allem, dass er die Steuern eintrieb und dafür sorgte, dass der Sundzoll von den Schiffen eingetrieben wurde, die die Meerenge passierten. Auf der Festung gab es eine Kirche, die größer war als jene, die Johanna in der Stadt gesehen hatte. Unübersehbar waren die Katapulte, die überall aufgebaut und kriegsfertig gemacht wurden. Gewaltige Springalds, die riesenhaften Armbrüsten glichen und mit balkendicken Pfeilen, nicht selten vorne mit Eisen verstärkt, bestückt wurden. Von der Festung aus konnten solche Geschosse Schiffe treffen, die sich vom Öresund aus näherten. Für die Trebuchets wurde mit zahlreichen Ochsenkarren die passende Munition herangefahren. Diese Schleudern wurden mit Gesteinsbrocken bestückt. Manche der Brocken waren so schwer, dass sie gerade noch von einem halben Dutzend Männern gehoben und in die Schleuderpfanne gelegt werden konnten.
    Außerdem fiel die große Zahl an Waffenknechten auf.
    Vielleicht finde ich Frederik hier irgendwo , dachte sie. Nun, da man ihn ja ohnehin für einen Verräter und Feind der Hanse hielt, war es vermutlich das Sinnvollste für ihn, sich den Dänen anzuschließen, auch wenn die seiner Familie so schlimm mitgespielt hatten.
    Überall schaute sich Johanna um. Manchmal sah sie einen Edelmann im gleichen Alter und ebenfalls hellhaarig – dann glaubte sie schon, Frederik vor sich zu sehen, und fühlte, wie ihr Herz wie wild zu schlagen begann. Aber die Ernüchterung folgte zumeist recht schnell. Hellhaarige Männer, deren Kleidung der ähnelte, wie Frederik von Blekinge sie zu tragen pflegte, gab es hier nicht wenige.
    Im Hof der Festung übten Bogenschützen sich in ihrer Kunst. Es war offensichtlich, dass man sich für den kommenden Krieg vorbereitete und damit rechnete, dass auch Helsingborg ein Angriffsziel sein konnte, denn schließlich war ja der Sundzoll ein Stein des Anstoßes gewesen.
    »He, du!«, sprach eine Männerstimme Johanna plötzlich an.
    Sie drehte sich um.
    Es war ein Waffenknecht, er trug Harnisch und Schwert.
    »Was wollt Ihr?«, fragte Johanna.
    Aber ihr Gegenüber verstand sie nicht. Er redete sie in der Sprache der Dänen an und gestikulierte dabei aufgeregt mit den Händen. Johanna bemerkte, dass weitere Waffenknechte einige der grell geschminkten Hübschlerinnen zusammengetrieben hatten. Und ehe Johanna sich’s versah, wurde sie ebenfalls gepackt und abgeführt. Sie wurde gestoßen, und Johanna sah schnell ein, dass es wenig Sinn hatte, sich zu wehren. Ein großes Geschrei begann. Die schrillen Stimmen der Hübschlerinnen waren ohrenbetäubend. Aber das nützte ihnen nichts. Dutzende von Waffenknechten hatten sie umringt. Der Livree nach, die sie trugen, waren es keine zusätzlich angeworbenen Söldner, sondern Angehörige der Stadtwache. Ihre Stimmen waren bald genauso aufgebracht und ärgerlich wie jene der Frauen.
    Johanna wurde mit den anderen Frauen durch eine Tür gedrängt. Ein dunkler Gang lag vor ihnen, man konnte kaum die Hand vor den Augen sehen. Auch wenn Johanna kein Wort von dem, was gerufen und geschrien wurde, verstand, hatte sie inzwischen doch begriffen, wohin es ging: geradewegs in ein Kerkergewölbe. Die sahen wohl überall gleich aus.
    Man trieb die Frauen in eine Zelle, die kaum für die Hälfte von ihnen genügend Platz geboten hätte. Die Tür fiel ins Schloss, die Riegel wurden vorgeschoben.
    Ein paar der Frauen riefen unflätige Schimpfwörter, die sich schon durch den Ton, in dem sie hervorgestoßen wurden, nahezu selbst erklärten und Johanna nicht übersetzt zu werden brauchten.
    Die Wächter gingen schließlich davon. Es wurden weitere Türen verschlossen, und die Frauen blieben in der engen Zelle zurück. Der Boden war notdürftig mit Stroh bedeckt. Es gab ein kleines, vergittertes Fenster, durch das etwas Licht drang. Es war so hoch, dass eine der Frauen auf die Schultern der anderen hatte steigen müssen, um es zu erreichen.
    Johanna schob ihre

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