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Die Kaufmannstochter von Lübeck

Die Kaufmannstochter von Lübeck

Titel: Die Kaufmannstochter von Lübeck Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Conny Walden
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entladen und gestapelt wurden. Der Betrieb in den Werften, die vor allem auf dem nahen pommerschen Festland zu finden waren, hatte sich vermindert. Die Hammerschläge waren nicht mehr das beherrschende Geräusch, das die Stadt umgab. Stattdessen lagen jetzt eine ganze Reihe frisch zu Stapel gelassener Koggen im Hafen, die mit allerlei Kriegsgerät beladen wurden. Es war unübersehbar, dass diese Schiffe keinem friedlichen Zweck dienen und nicht auf Handelsfahrt gehen würden. Rammsporne waren in den Spitzen der Schiffe eingearbeitet worden. Auf manchen waren kleinere Springalds, Trebuchets und andere Katapulte festmontiert worden, und es gab Schießscharten und Brustwehren für Bogen- und Armbrustschützen. Der Handel hingegen schien mehr und mehr zum Erliegen zu kommen, zumindest was Schiffsladungen betraf, die durch den Öresund hätten gebracht werden müssen. Schiffe aus Riga, Danzig oder Schweden waren häufiger zu finden. Johanna bemerkte auch Koggen aus Lübeck, die im Hafen angelegt hatten. Sie zog sich die Kapuze ihres Umhangs tiefer ins Gesicht, was angesichts des freundlicher gewordenen Wetters etwas auffällig war. Aber es war immer noch möglich, dass sie jemand, der sie aus Lübeck kannte, hier sah. Und das wollte sie auf jeden Fall vermeiden.
    Immer wenn sie zum Hafen ging, hielt sie nach einem Schiff Ausschau, das nach Helsingborg fuhr. Der blinde Wirt hatte ihr nicht von einem solchen berichten können, als sie noch in seiner Herberge wohnte. Was sie tun würde, wenn sie tatsächlich auf so ein Schiff stieß, wusste sie nicht. Aber seit ihrer Ankunft in Stralsund nahm der Gedanke immer mehr Gestalt an, dorthin aufzubrechen, wo Frederik war. Oder wo er zumindest zu jener Zeit gewesen war, als er den Brief geschrieben hatte. Niemand konnte ihr garantieren, dass er sich immer noch in der Stadt am Öresund aufhielt. Aber das war zumindest der letzte Anhaltspunkt, und je schneller sie dorthin gelangte, desto leichter war es, Frederiks Spur aufzunehmen, falls er die Stadt bereits wieder verlassen hatte.
    Du musst wahnsinnig sein, so einen Plan auch nur zu erwägen, dachte Johanna. Aber hatte sie nicht schon ganz andere Dinge getan, die man ebenfalls als wahnwitzig hätte bezeichnen können? Schon auf ihre Liebe zu Frederik traf das zu. Und erst recht auf die Hilfe, die sie bei seiner Flucht geleistet hatte.
    Und jetzt wollte sie dem Mann, den sie liebte, an einen Ort folgen, den im Moment kein Hansekaufmann mehr ansteuern wollte. Sie hatte das Gefühl, diese Reise unbedingt machen zu müssen, gleichgültig, unter welchen Umständen das geschah und welche Folgen daraus erwachsen mochten.
    Was soll schon noch Schreckliches geschehen? , dachte sie. Hatte sie nicht ohnehin nahezu alles verloren, was ihr in ihrem Leben etwas bedeutet hatte?
    Es schien kaum möglich, noch tiefer zu sinken. Und dieser Umstand sorgte andererseits dafür, dass sie sich so frei wie selten zuvor in ihrem Leben fühlte. Dass Grete im Haus von Wolfgang Prebendonk gut aufgehoben war und selbst Jeremias und Hintz für die nächste Zeit ihr Auskommen haben würden, bestärkte Johanna noch.
    Mit ihrer Schwester hatte sie darüber noch nicht gesprochen – und auch die Hilfe von Wolfgang Prebendonk oder gar von Berthold Metzger wollte sie auf gar keinen Fall in Anspruch nehmen.
    Diese Menschen hatten ihnen selbstlos geholfen, und es wäre nicht richtig gewesen, sie noch mehr in diese Angelegenheit hineinzuziehen. Und davon abgesehen war es besser, wenn so wenige wie möglich von ihrem Plan wussten.
    Vielleicht ist es sogar das Beste, ich mache mich einfach auf den Weg, wenn sich die Gelegenheit ergibt, und hinterlasse Grete nur einen Brief …
    Aber bislang fehlte das Wichtigste: ein Schiff, das sie nach Helsingborg brachte.
    Ein paar Tage später besuchte sie noch einmal das Gasthaus des blinden Jelmer. Noch bevor sie auch nur ein einziges Wort gesagt hatte, wusste dieser, wer eingetreten war.
    »Du bist gekommen, weil du nach einem Schiff fragen willst, das nach Helsingborg segelt?«
    »Ja, das trifft zu«, antwortete Johanna und musste zugeben, dass es der Blinde erneut geschafft hatte, sie zu verblüffen. »Anscheinend sind meine Schritte so auffällig, dass du mich sofort erkannt hast.«
    Johanna trat zum Schanktisch. Der Blinde lächelte. »Ehrlich gesagt habe ich gerade geraten«, gestand er. »Wenn du nichts gesagt hättest, wäre es mir erst jetzt möglich gewesen, wirklich sicher zu sein.«
    »Weshalb?«
    »Dein Geruch. Der war

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