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Die Kaufmannstochter von Lübeck

Die Kaufmannstochter von Lübeck

Titel: Die Kaufmannstochter von Lübeck Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Conny Walden
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als den Ratssendboten von Stralsund erkannte. Berthold Metzger war sein Name, dabei war nur sein Vater tatsächlich Metzger gewesen. Berthold war Tuchhändler, hatte aber den Namen seines Vaters behalten, wie es inzwischen mehr und mehr üblich wurde – auch dann, wenn man den Beruf wechselte. »Der erste Krieg, den Lübeck gegen die Dänen geführt hat, endete auch in einer Katastrophe«, insistierte Berthold Metzger und wandte sich dann direkt an Brun Warendorp. »Wenn ihr Lübischen euch unbedingt noch einmal eine blutige Nase holen wollt, dann solltet ihr das auf eigene Rechnung tun.«
    »Dann wollt Ihr lieber hinnehmen, dass Euer Handel in Zukunft von Waldemars Gnaden abhängt und er Euch am Öresund von Eurem Gewinn so viel abzapfen kann, wie es ihm beliebt?«
    »Oder wie es seine marode Hofkasse gerade nötig hat«, ergänzte Moritz von Dören, der nun zusammen mit seiner Tochter von den anderen durch höfliches Nicken begrüßt wurde. »Und die wird Waldemar nach jedem Krieg, den er oben im Norden noch plant, erneut kräftig auffüllen müssen. So finanzieren am Ende die Narren aus Hamburg, Wismar oder Stralsund ihre eigene Eroberung durch die Dänenschlächter!«
    »Harte Worte, die Ihr da sprecht«, sagte Berthold Metzger. Moritz und Berthold kannten sich durch verschiedene Begegnungen auf Hansetagen und wegen ihrer geschäftlichen Beziehungen recht gut, und auch Johanna war ihm bereits mehrfach begegnet. Während des letzten Hansetages, der in Lübeck abgehalten worden war, hatte Berthold sogar im Haus der Familie von Dören gewohnt, denn ganz gleich, wo ein Hansetag auch immer einberufen wurde, die Unterkünfte waren dort in jedem Fall knapp.
    »Was macht eigentlich Euer begabter Schreiber?«, fragte Berthold.
    Moritz hob die Augenbrauen. »Ihr sprecht von Wolfgang Prebendonk?«
    »Genau!«
    »Er sorgt hoffentlich zuverlässig dafür, dass in Lübeck alles Geschäftliche seinen gewohnten Gang geht. Woher das Interesse?«
    Berthold lächelte breit. »Nun kann ich es Euch ja sagen, werter Moritz: Als ich zuletzt in Eurem Haus Gast war, habe ich mich mit Wolfgang eingehend unterhalten und ihn bei verschiedenen Gelegenheiten gut kennengelernt.«
    »Das ist mir seinerzeit nicht entgangen«, entgegnete Moritz einsilbig.
    »Um der Wahrheit die Ehre zu erweisen: Ich habe ihm ein Angebot gemacht.«
    »Ein Angebot? Welchen Inhalts?«
    »Mit mir nach Stralsund zu kommen und mein Teilhaber zu werden. Fähige Köpfe sind rar, und dieser Wolfgang ist einer, da bin ich mir sicher.«
    »Darum ist er ja auch mein Prokurist geworden.«
    Johanna spürte sehr deutlich, wie sehr ihrem Vater dieser Verlauf des Gesprächs missfiel.
    »Leider hat Wolfgang mein Angebot seinerzeit abgelehnt«, erklärte Berthold nun. Er drehte sich zu Johanna um und musterte sie kurz. »Ich glaube, das hing wohl damit zusammen, dass er sich Hoffnungen machte, eine Eurer Töchter dereinst zu heiraten und auf diese Weise in eine Position zu gelangen, die so komfortabel ist, wie nicht einmal ich ihm eine bieten könnte …«
    »Was seht Ihr mich dabei an?«, fragte Johanna etwas irritiert.
    Berthold hob die Augenbrauen. »Nun, da Eure Schwester ja – wie jeder hier in Köln inzwischen weiß – Pieter van Brugsma den Jüngeren ehelichen wird, kann er damit wohl nur Euch gemeint haben, werte Johanna«, brummte Berthold.
    »Das halte ich für ausgeschlossen«, sagte Johanna bestimmt.
    »So?«
    »Meine jüngere Tochter hat schon vor langer Zeit den Entschluss gefasst, ihr Leben eines Tages Jesus Christus zu widmen und in ein Kloster einzutreten«, erklärte Moritz von Dören.
    »Dann scheint es, dass Euer Schreiber und Prokurist seinerzeit einem groben Irrtum erlegen ist«, erwiderte Berthold. »Wer weiß, vielleicht sollte ich mein Angebot erneuern.«
    »Untersteht Euch!«, protestierte Moritz. »Denn wie schon gesagt: Wolfgang Prebendonk ist ein guter Mann, und ich brauche ihn.«
    In diesem Augenblick sah Johanna an Berthold vorbei. Frederik von Blekinge war zusammen mit einer Gruppe von Männern eingetroffen, die sich untereinander in der Sprache der Schweden unterhielten.
    Kurz traf sich ihr Blick mit dem Frederiks, und sie musste unwillkürlich schlucken. Sie hatte im ersten Moment zur Seite sehen wollen, aber irgendetwas sehr schwer Fassbares bewog sie dazu, seinem Blick standzuhalten und ihn sogar offen zu erwidern.
    Er begegnete ihr mit einem freundlichen Lächeln. Das Herz schlug ihr auf einmal bis zum Hals. Ein Gewirr aus Gedanken und

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