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Die keltische Schwester

Die keltische Schwester

Titel: Die keltische Schwester Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andrea Schacht
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dieses Mal wieder. Ich sah mir Liste an, die eben aus dem Drucker kam.
    »Herr Schweitzer, haben Sie sich das Ergebnis am Bildschirm schon einmal angesehen?«
    »Natürlich.«
    »Ist Ihnen nicht aufgefallen, dass wir unmöglich mit dem Aushub für den Bau beginnen können, ehe wir nicht die Firma beauftragt haben, die das machen soll?«
    »Doch, natürlich.«
    Ich zählte langsam bis drei.
    »Da das unmöglich ist, hätten Sie es nicht korrigieren können, als Sie es erkannt haben?«
    »Ich habe nur Ihre Angaben übernommen, Frau Farmunt.«
    Ich zählte bis fünf, bevor ich antwortete.
    »Ich glaube nicht, dass ich die Angabe in der Form gemacht habe.«
    »Wollen Sie mir unterstellen, dass ich einen Fehler gemacht habe?«
    »Könnte doch beim Eingeben passieren, nicht?«
    »Hier sind Ihre Vorgaben, Frau Farmunt!«
    Er reichte mir den handschriftlichen Zettel, auf dem ich die Vorgänge aufgelistet hatte. Ich prüfte meine Aufzeichnungen. Wie peinlich, er hatte recht. Ich hatte einen Schreibfehler gemacht. Allerdings war der so offensichtlich, dass er ihm sofort hätte auffallen müssen.
    »Gut, Herr Schweitzer, Sie hatten recht. Aber trotzdem hätten Sie mich ansprechen können, als Sie den Buchstabendreher bemerkt haben. Dann hätte ich es gleich korrigieren können. Es ist ja ziemlich offensichtlich.«
    »Sie waren nicht erreichbar, Frau Farmunt.«
    Gute Güte! Noch einmal zählte ich ganz langsam bis fünf.
    »Ich habe ein Telefon. Wenn ich nicht da bin, kann Ihnen auch Herr Daniels weiterhelfen. Abgesehen davon kennen Sie die Voraussetzungen für die Planung genauso gut wie ich, denn Sie waren bei allen Besprechungen dabei.«
    »Frau Farmunt, Sie haben mir mehrfach bei eben diesen Besprechungen zu verstehen gegeben, dass meine Vorschläge nicht Ihre Billigung finden. Überrascht es Sie, dass ich dann auch nur das nachvollziehe, was Sie mir vorgeben?«
    Das war also die Ursache. Na herrlich! Bei den Planungsgesprächen hatte Schweitzer ein paar Mal Ideen entwickelt, die deutlich gezeigt hatten, dass er die gesamte Methodik nicht verstanden hatte. Das war uns inzwischen allen klar geworden, nur ihm leider nicht. Was tun, um nicht aus der Haut zu fahren?
    »Sie werden bemerkt haben, dass auch meine oder die Ideen der Techniker nicht immer berücksichtigt werden. Wir können in dem Team nicht sinnvoll zusammenarbeiten, wenn wir solche Fälle immer persönlich nehmen. Wir haben ein komplexes und umfangreiches Projekt abzuwickeln, da ist jeder aufgefordert, mitzudenken und selbständig zu handeln. Herr Schweitzer, ich möchte Sie wirklich bitten, mich in einem solchen Fall direkt zu informieren oder auch die notwendigen Korrekturen vorzunehmen. Jeder von uns kann mal Fehler machen. Der Vorteil der Zusammenarbeit besteht doch darin, sich gegenseitig zu unterstützen, damit die ganze Sache so reibungslos wie möglich abläuft.«
    »Wollen Sie mir jetzt unterstellen, dass ich nicht mitdenke?«
    Das wurde ja immer ungemütlicher. Natürlich hatte Schweitzer mitgedacht. Sogar so weit, dass er mich mit dem Resultat kräftig gegen die Wand hatte laufen lassen.
    »Mitdenken und mithandeln. Aber Schwamm drüber, Herr Schweitzer. Ich denke, wir haben jetzt die Fronten geklärt. Ich habe einen Fehler in den Vorgaben gemacht, wir korrigieren das jetzt, und das nächste Mal werde ich mich bemühen, Ihnen sorgfältiger aufbereitete Unterlagen zu übergeben. Kommen Sie, wir bereinigen die Eingaben gemeinsam.«
    Eigentlich war das ein Schlag ins Gesicht für ihn, aber er lächelte nur säuerlich und schien sich in dem Gefühl zu sonnen, dass er mir endlich gezeigt hatte, wie unfähig ich war. Na gut, für dieses Mal sollte das durchgehen.
    Er räumte umständlich die Papiere zusammen und rief das Programm auf. Er hangelte sich Bild für Bild durch die Menüs, bis er endlich den gesuchten Vorgang gefunden hatte.
    Ich verließ den Raum, um nicht einen Schreikrampf zu bekommen.
    Eine halbe Stunde später rief mich Dr. Koenig an und fragte, ob es schon Ergebnisse zur Grobplanung der Termine gebe. Ich versprach ihm, so schnell wie möglich mit den Auswertungen vorbeizukommen, und rief das Programm auf. Inzwischen sollte Freund Schweitzer ja die drei Eingaben gemacht haben.
    Nichts hatte er gemacht. Die Vorgänge waren gelöscht, und einige andere kamen mir irgendwie kraus und komisch vor. Ungehalten stand ich auf und klopfte an seine Zimmertür. Keine Antwort. Ich öffnete. Das Büro war leer, der Bildschirmschoner flimmerte. Das hatte mir

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