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Die keltische Schwester

Die keltische Schwester

Titel: Die keltische Schwester Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andrea Schacht
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ihren Hals wand sich ein schmaler Bronzetorques mit abgerundeten Enden. Sie hatte offensichtlich etwas gesammelt, denn sie nahm jetzt einen Korb mit Blättern und Pflanzen auf und rannte zu den Palisaden, die das Dorf umgaben.
    »Was ist los? Was ist passiert?«, fragte sie einen kleinen Jungen, der an ihr vorbeilaufen wollte.
    »Angreifer! Vom Meer!«
    Danu wandte sich zu ihrem Haus und stürzte durch die Tür.
    »Rigan! Rigan!«
    Der Korb flog in die Ecke. Danu riss eine Truhe auf und holte ihr Schwert hervor.
    »Danu! Komm, wir brauchen jeden Kämpfer!«, rief ein junger Mann von draußen.
    »Ich komme!«
    Danu warf den Umhang ab, nahm das kurze, blanke Schwert in die Hand und stürzte hinter dem Mann her. Nebel wallte vom Meer heran, mit ihm waren die Feinde gekommen. Schon sah sie die Kämpfenden am Rand des Dorfes, dort, wo das Meer, nicht die Palisaden die Siedlung begrenzten. Die Angreifer hatten Boote benutzt, es waren große Männer, blond und bärtig. Mit nacktem Oberkörper schlugen sie sich mit den Einwohnern. Es herrschte ein gewaltiges Klirren, Lärmen und Brüllen. Danu sprang über einen leblosen Körper und stieß ebenfalls einen lauten Schrei aus. Sie hieb auf einen der Männer ein, der mit einem alten Mann kämpfte, verletzte seinen Oberschenkel und befand sich in engem Zweikampf mit ihm. Sie war geschickt und schnell, der andere schon durch eine schmerzende Beinwunde geschwächt, er brach zusammen. Kühl blickte sich Danu nach weiteren Freunden um, denen sie zur Hilfe eilen konnte.
    Da sah sie Rigan.
    »Rigan!« Entsetzen würgte mich. »Rigan!«, rief ich noch einmal, aber es war zu spät. Sie war zu Füßen des alten Steines zusammengebrochen und bewegte sich nicht mehr. Rigan, meine Freundin und Begleiterin in langen Jahren, lag dort, ihr Kind noch an der Brust, das Schwert war ihr aus der Hand gefallen. Die Kleidung zerrissen und getränkt mit ihrem Blut. Aus einer klaffenden Wunde an der Kehle schoss es hell und rot.
    Krächzend erhob sich die schwarze Krähe von ihrer Seite!
    Ich sah rot. Rote Wut. Glühende, rote Wut überkam mich. Ich schloss die Augen. Noch immer rote, kochende, heiße, überquellende Wut erfüllte mich, und durch den roten Nebel erkannte ich die Feinde. Ohne zu denken, ohne zu fühlen, handelte ich. Ich schlug mich wie im Wahnsinn durch die Reihen der Angreifer, sprang über die gefällten Kämpfer, schrie nach Rache und Blut. Schneller war ich, schneller als jeder Angriff, wehrte jeden Schlag, jeden Hieb und jeden Stich ab, denn hinter meinen geschlossenen Lidern waren alle Bewegungen der anderen eins mit meinem Handeln.
    Bis ich plötzlich wider Willen die Augen öffnete. Ich stand vor einem Mann, einem Hünen mit wehendem blondem Haar. Ein goldener Torques lag um seinen Hals, sein bloßer Oberkörper war blutverschmiert, in seiner Hand glänzte das lange Schwert. Und statt zum Schlag auszuholen, sahen mich seine grauen Augen an. Ich sah ein Lachen in ihnen aufblitzen. Ich holte zum tödlichen Streich aus, doch alle und jede Wut fiel plötzlich von mir ab wie ein nasses Tuch.
    Mein Schwert traf ihn an der Schulter, aber ritzte ihn noch nicht einmal ernsthaft. Ich wartete, dass er mir den Todesstoß versetzte, war unfähig, auch nur meine Hand zur Abwehr zu heben.
    Ein harter Stoß traf mich, ich wurde zur Seite geschleudert und landete in einem Busch. Kurze Zeit war mir schwarz vor Augen, dann sah ich, dass Conall auf dem Schlachtfeld stand, und der Kampf vorüber war. Conall, im weißen Gewand, die weißen Haare und der lange Bart schimmernd im Licht einer wässerigen, trüben Sonne, die den Nebel durchdrungen hatte. Er gebot mit lauten Worten Einhalt, und siehe, auch die wilden Männer ließen die Waffen sinken.
    Ich fühlte mich zu schwach, um mich darüber zu wundern. Er würde es mir vielleicht später erklären, jetzt stand ich müde auf, fand mein Schwert und stellte mich zu den Unseren.
    Viele der Fremden lagen verletzt oder tot auf der Wiese, auch unter unseren Leuten gab es einige Verluste. Was Conall sagte, verstand ich nicht, mein Kopf schmerzte, das Licht flirrte vor meinen Augen, und ich fühlte mich wie erstarrt. Ich sah aber, dass ein paar Frauen herbeieilten und die Verwundeten aufhoben. Zwei von ihnen trugen den blonden Hünen an mir vorbei. Ich erwachte aus meiner Starre und sah dem Geschehen zu. Allmählich gewann ich Abstand zu der Szene.
    »Bringt die Verletzten zu mir! Alle!«, gebot Danu und wandte sich von dem Feld ab, um in das Dorf

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