Die keltische Schwester
nur schon in der Hinterhand haben, falls ganz plötzlich die Sache doch noch eng wird. Wir werden ja Freitag sehen, wo der kritische Pfad liegt.«
Knoten 1. und 7. Faden
Am Mittwochmorgen ging es mir noch immer prächtig. Wulf hatte sich, wenn auch nicht mit Worten, so doch mit seinem Benehmen entschuldigt, Karola hatte allen Groll vergessen und war aufmerksam besorgt um mich, Beni hatte sich gut gelaunt zu ihrem ersten Job aufgemacht, und ich hatte auch keine beängstigenden Träume mehr gehabt. Doch in dem Augenblick, in dem ich den Computer einschaltete, um mir den Netzplan anzusehen, verfluchte ich den Tag, der mir dieses Geschick gesandt hatte.
Ich fand den Plan im angegebenen Verzeichnis, das war aber auch der einzige Erfolg, den ich hatte. Die Daten selbst befanden sich in einem Zustand höchster Konfusion. Ich versuchte erst einmal, überhaupt herauszufinden, was damit passiert war, und hatte schon die üble Befürchtung, dass irgendein mistiger neuer Virus die Programme befallen hätte, bis ich dahinter kam, was wirklich geschehen war. Schweitzer hatte die Alternativ-Planungeingearbeitet! Ich kochte vor Wut. Nicht nur, dass die bestehenden Daten rigoros überschrieben worden waren, auch die neuen Daten waren ohne sinnvollen Zusammenhang eingefügt worden. Das wäre noch nicht weiter schlimm gewesen, aber ich suchte verzweifelt die alte Fassung des Plans und konnte sie in keinem mir bekannten Verzeichnis wiederfinden. Ich ahnte Entsetzliches.
Bevor ich mich zu meinem Mitarbeiter aufmachte, atmete ich allerdings einige Male tief durch, um mich in die Gewalt zu bekommen. Dann klopfte ich rücksichtsvoll an seine Zimmertür und wartete auf sein mürrisches »Herein!«
Schweitzer saß bei seinem Frühstücksbrot und blätterte in einem Ferienkatalog. Schön, wenn man für so etwas Zeit hatte.
»Guten Morgen, Herr Schweitzer!«
»Morgen.«
»Herr Daniels sagte mir, dass er Sie gebeten hat, die Version Hotelkomplex in unseren Plan einzufügen, nicht wahr?«
Er kaute langsam und sorgfältig, schluckte dann und spülte mit einem Schluck Kaffee nach. Es war sehr deutlich, dass ich ihn bei einem heiligen Ritual gestört hatte.
»Ja, Frau Farmunt«, bequemte er sich dann endlich zu antworten. An seiner Unterlippe hing ein fettig glänzender Brotkrümel.
»Verraten Sie mir, wie Sie den alten Plan umbenannt haben? Ich muss noch ein paar Aktualisierungen einfügen.«
Er packte säuberlich sein angebissenes Brot in eine Papiertüte.
»Welchen alten Plan?«
»Nun, Sie haben doch sicher eine Kopie angefertigt, bevor Sie die Daten verändert haben, nicht wahr?«
»Warum? Ich denke, der alte Plan ist überholt.«
Der Brotkrümel wanderte in seinen Mundwinkel.
Ich schluckte. War der Mann so naiv, oder wollte er mich sabotieren?
»Es handelte sich um eine andere Version der Vorgehensweise, Herr Schweitzer, nicht um eine neue Grundlage. Die Entscheidung ist noch lange nicht gefallen.«
»Da hat mir aber Herr Daniels etwas anderes gesagt. Wollen Sie seine Vorgaben anzweifeln?«
»So weit mein Informationsstand ist, gibt es bislang keinerlei Veranlassung, davon auszugehen, dass die Ferienhäuser, wie vertraglich vereinbart, nicht gebaut werden.«
»Dann ist Ihr Informationsstand wahrscheinlich nicht aktuell. Sie waren ja mal wieder nicht da, als Herr Daniels verzweifelt um Hilfe gebeten hat.«
Warum mit dem Idioten diskutieren?
»Machen wir es uns einfach. Wo und unter welchem Namen haben Sie die alte Datei abgespeichert?«
»Ich habe selbstverständlich die alte Planung überschrieben, Frau Farmunt. Unser Speicherplatz ist schließlich nicht unbegrenzt.«
KoenigConsult hatte eine der modernsten und schnellsten Computeranlagen, die weit über die Bedürfnisse ausgelegt war. Ich knurrte innerlich.
»Herr Schweitzer, die Hardware verkraftet durchaus noch ein paar Millionen Bit mehr. Es gehört zu den ganz normalen Vorgehensweisen, dass man eine Kopie anfertigt, bevor man Änderungen vornimmt.«
»Belehren Sie mich nicht, mit welchem System wir hier arbeiten!«
Mir platzte einmal kurz der Kragen.
»Sie haben einen absoluten Datensalat verursacht, Herr Schweitzer. Ich verlange, dass Sie mir bis Mittag den alten Zustand wiederherstellen. Gehen Sie in die DV-Abteilung und sehen Sie zu, dass die Sicherungskopie neu eingespielt wird!«
»Hören Sie auf, mich hier so …«
»Sie machen augenblicklich, was ich Ihnen aufgetragen habe!«
Ich stürmte aus dem Büro und blieb in meinem Zimmer beinahe zehn Minuten
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