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Die keltische Schwester

Die keltische Schwester

Titel: Die keltische Schwester Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andrea Schacht
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Mail durchgelesen hatte, war diese Vorstellung vergessen.
    Die Arbeit hatte mich wieder.
    Sie ging mir auch gut von der Hand an diesem Dienstag. Die anstehenden Probleme ließen sich verhältnismäßig einfach lösen. Die Mitarbeiter, von denen ich Informationen haben wollte, waren auskunftsbereit, sogar Schweitzer arbeitete, ohne zu murren, am Computer.
    Und als ich gegen sechs Uhr abends meinen letzten Brief geschrieben hatte, legte sich mir plötzlich eine Hand auf die Schulter, und eine Zellophanverpackung glitzerte auf meinem Schreibtisch.
    »Medizin, ganz frisch aus der Bretagne.«
    »Oh, hallo, Wulf! Was ist das?«
    »Calvados, viele, viele Jahre gereift und gealtert! Hilft garantiert gegen alle Beschwerden, die ein langer Arbeitstag verursacht.«
    »Was verschafft mir die Gunst eines solchen Geschenkes?« Ich war noch etwas misstrauisch wegen der Auseinandersetzungen der letzten Tage.
    »Man hat mir die Leviten gelesen!«
    »Warum denn das?«
    »Oh, Frau Böhmer hat mir gestern mitgeteilt, dass du krank bist und ich wahrscheinlich der Grund dafür bin. Ich habe dich zu schroff behandelt.«
    »Na ja, ein Ausbund von Höflichkeit bist du wirklich nicht gewesen.«
    Wulf setzte einen zerknirschten Gesichtsausdruck auf und wirkte wie ein kleiner Junge, der eine Missetat eingestand. Ich musste lächeln.
    »Wieder gut, Lindis?«
    »Ja, in Ordnung.«
    »Hast du Lust, heute Abend mit mir essen zu gehen?«
    »Tut mir leid, heute nicht. Ich habe Beni versprochen, um sieben zu Hause zu sein. Sie ist eine sehr strenge Schwester, weißt du.«
    »Sieht so aus. Na gut, aber so viel Zeit, dass ich dir noch eine witzige Sache erzählen kann, hast du doch noch?«
    »Klar, bring mich zum Lachen!«
    »Stell dir mal vor, diese Sache mit dem Vermessungsfehler, die hat eine überaus mysteriöse Seite. Ich habe das letzte Woche in Plouescat erfahren. Die Ursache, das haben wir inzwischen herausgefunden, liegt bei dem Landvermesser, den wir eingeschaltet haben. Angeblich haben die Einwohner den Ingenieur gewarnt, dass sich die Geräte da, wo der Menhir steht, seltsam verhalten. Er hat aber zuerst nichts darauf gegeben. Jetzt allerdings zieht er sich darauf zurück und sagt, sein Fehlersei es nicht, dass die Messungen falsch waren, es lege an dem gefährlichen Stein. Wie du siehst, alles Zauberei. Wenn das nicht so ernst wäre, müsste man wirklich schallend über diesen Aberglauben lachen. Als ob der Stein da den Mess-Strahl verbogen hat.«
    »Ist doch seltsam, dass die Leute immer bereit sind, eher einem solchen Humbug zu glauben, als einen Fehler zuzugeben. Da hast du schon recht. Und wie kommt ihr jetzt an die korrekten Werte? Geht der Herr Pfarrer mit dem Weihwasserkessel vor der nächsten Messung an dem Menhir vorbei, um die bösen Strahlungen zu neutralisieren?«
    »Wir haben in der Tat himmlische Unterstützung angerufen. Nur etwas einfacher. Wir haben Satellitenaufnahmen angefordert. Da kann kein alter Menhir die geraden Linien krümmen.«
    »Und jetzt geht es hoffentlich zügig voran?«
    »Na ja. Es wird eng, verdammt eng, und darum habe ich gestern ein paar Dinge in die Wege geleitet, die vielleicht dazu führen, dass wir aus dem Schneider sind. Ich habe Schweitzer beauftragt, die Alternative Hotel statt Feriendorf mal durchzuspielen. Kann sein, dass wir damit einen Monat oder sogar sechs Wochen gewinnen. Auf jeden Fall solltest du dir bis Freitag die Planung mal durchsehen, nachmittags sind wir wieder bei Dr. Koenig zum Rapport befohlen.«
    »Das Szenario habe ich doch schon aufgestellt. Was soll Schweitzer denn daran jetzt noch machen?«
    »Auf den aktuellen Stand bringen.«
    »Mir ist das nicht sehr recht, wenn du Schweitzer mit so etwas beauftragst. Er ist noch immer ziemlich unsicher in dem System.«
    »Du musst ihm eine Chance geben, Lindis. Bislang lässt du ihn doch wirklich nur Handlangerarbeiten machen.«
    »Aus guten Grund.«
    »Na, komm. Er ist ein alter Stiesel, aber wenn man ihn richtiganfasst, hat er auch seine Qualitäten. Übrigens habe ich auch schon mal veranlasst, dass die Ausschreibungen für die Hotelanlage an Bauunternehmen rausgehen.«
    »Na, da wirst du dir bei den Franzosen aber keine Freunde machen. Die hatten sich doch darauf kapriziert, die Arbeiten mit ihren eigenen Leuten zu machen.«
    »Kann ich das ändern? Wir sind unter Druck, wir haben die Koordination, uns zieht man an den Hammelbeinen, wenn wir in Verzug kommen. Außerdem ist es noch nicht entschieden, dass wir es so machen. Ich will es

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