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Die keltische Schwester

Die keltische Schwester

Titel: Die keltische Schwester Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andrea Schacht
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misstrauisch.
    »Die da hätte ich aber nicht so gerne in meinem Bekanntenkreis.«
    »Ah, ein echter Fortschritt. Ich dachte schon, weil die so begehrlich nach deinem Mantel schielt, würdest du als Samariterin ihr den gleich zum Fressen vorwerfen. Nicht, dass das ein Verlust in deiner Garderobe wäre. Hey, aber sieh mal, die sind ja süß.«
    Beni hatte sich zu zwei schwarz-weißen Kätzchen gebeugt und streichelte sie. Dann hob sie eins auf und kommandierte: »Streck die Hände aus.«
    »Ich mag keine Katzen!«
    »Doch, natürlich.«
    »Beni!«
    »Los, sei kein Frosch.«
    »Katzen fressen Frösche.«
    Aber dann hielt ich plötzlich doch das kleine Pelzchen in der Hand, und es klammerte sich schutzsuchend an meine Schulter. Sein rosiges Näschen schnuffelte leise an meinem Kragen, die Barthaare kitzelten meine Wange, und ein zartes Schnurren durchbebte das ganze Tier.
    Es gab keinen lauten Knall, es gab keine Fanfarenstöße, es gab keinen Trommelwirbel. Es geschah lautlos und völlig unspektakulär. Aber ich war plötzlich durchdrungen von einer grenzenlosen Liebe zu diesem kleinen Geschöpf. Ich kraulte es mit einem Finger zwischen den winzigen Ohren, und zum Dank wischte mir eine raue Zunge über das Kinn. Die Vorderpfötchen trampelten wie verrückt auf meiner Schulter.
    »Siehst du, hat dich nicht gefressen.«
    »Nein. Und am liebsten würde ich es mitnehmen.«
    »Kannst du bestimmt.«
    »Nein, Beni, das geht wirklich nicht. Noch nicht. Vielleicht später einmal. Außerdem scheint die Mutter ihr Kind zurückzufordern.«
    Eine schlanke schwarze Katze strich um meine Beine und sah mit großen, grünen Augen zu mir auf. Ich pflückte ganz vorsichtig die lebende Pelzbrosche von meiner Schulter und setzte sie der Schwarzen vor die Pfoten. Sie begann sofort der Kleinen den schädlichen Menschengeruch aus dem Fell zu putzen, und das Tierchen rollte sich genüsslich auf den Rücken.
    Aber es tat mit trotzdem leid, dass ich es nicht mitnehmen konnte.

12. Faden, 1. Knoten
    Ob es dieses Gespräch mit Beni war oder ob die lange Abwesenheit von der Firma es bewirkt hatte, ich weiß es nicht. Jedenfalls betrachtete ich, als ich am Montag wieder im Büro war, die Kollegen mit etwas anderen Augen. Karola sah wirklich genervt aus. Sie hantierte fahrig auf ihrem Schreibtisch herum und hatte für mich nur ein säuerliches »Na, du hast dir aber Zeit gelassen mit deinem Schnupfen!« übrig.
    Ich antwortete noch nicht einmal darauf.
    Wulf schaute in meinem Zimmer vorbei und begrüßte mich höchst liebenswürdig.
    »Und, wieder auf den Beinen? Deine Leibwache hat ja niemanden an dich herangelassen in den letzten Tagen.«
    »Mir ging es auch nicht so blendend.«
    »War wohl alles ein bisschen viel für dich, nicht? Aber trotzdem, du hast mir gefehlt, Lindis.«
    »Da schau her?«
    »Doch, wirklich. Ich meine, ich kann dich jetzt in einerSache wirklich verstehen. Ich hatte nämlich das Vergnügen, mit deinem Mitarbeiter zusammen den Plan zu überarbeiten. Mann Gottes, ist der eine Trantüte! Der hat mir derart den Nerv geraubt, dass ich es zu guter Letzt alles selbst gemacht habe. Als hätte ich nicht noch anderes zu tun gehabt.«
    »Ich werde mich wieder darum kümmern. Wie sieht es in Frankreich aus? Du bist letzte Woche kurz dagewesen, nicht?«
    »Wir haben ein Büro in Plouescat. Ganz praktisch, die Räume sind über einem kleinen Delikatessengeschäft. Und ein Hotel habe ich auch ausfindig gemacht, wo wir längerfristig unterkommen können. Sehr klein, sehr intim, sehr kuschelig!«
    Er lächelte mich an und strich mir mit einem Finger am Ohr entlang.
    »Wer kommt sonst noch mit?«
    »Na, so kühl, liebe Lindis?«
    »Ja, so kühl. Also?«
    »In den ersten beiden Wochen sind wir beide alleine, dann kommen zwei von den Jungs aus der Bauplanung dazu.«
    »Und wie ist die Stimmung an der Front? Du hast einen koreanischen Billiganbieter ins Spiel gebracht.«
    »Du hast schon wieder geunkt bei Koenig. Ich hab’s mitbekommen. Sogar wenn du krank bist, musst du mir noch Schwierigkeiten machen.«
    »Wieso denn Schwierigkeiten? Darf ich meine Meinung jetzt schon nicht mehr äußern?«
    »Nicht, wenn ich anschließend wieder die Falten ausbügeln muss!«
    »Sei doch nicht kindisch, Wulf. Ich bin sicher, die Franzosen sind nicht glücklich darüber.«
    »Und wenn schon, das kriege ich schon hin.«
    »Na dann. Aber jetzt muss ich dich leider bitten, mich alleine zu lassen. Du siehst ja, Berge haben sich hier aufgetürmt.«
    Es stimmte, ich

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