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Die keltische Schwester

Die keltische Schwester

Titel: Die keltische Schwester Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andrea Schacht
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Meister vor der Tür lassen. Ich bin viel lieber die Susi.«
    »Einverstanden. Dann gibt es jetzt eine Runde Saft für alle. Bedienung, Beni!«
    »Ich eile!«
    »Was gibt es Neues in der Firma?«
    »Dicke Luft, aber das ist nichts Neues. Heute hat es mächtig zwischen Herrn Daniels und dem Schweitzer Käse geknallt. Darum bin ich auch so spät und musste Kevin mitnehmen. Ich hole ihn ja sonst immer schon um halb fünf ab, aber als sichzeigte, dass die beiden Herren sich in die Barthaare gerieten, dachte ich, ich fahre lieber später noch mal in der Firma vorbei und hole das Resultat ab. Hier ist der Schröddel!«
    Sie wies auf den Ordner und nahm dann das Glas entgegen, das Beni ihr reichte.
    »Bis wann wünscht man meine Antwort?«
    »So schnell wie möglich. Wenn Sie wollen, hole ich es morgen nach der Arbeit bei Ihnen wieder ab.«
    »Sie können es auch abholen, bevor sie hingehen. Ich falle da heute Abend schon drüber her.«
    »Auch recht. Hey, Kevin, hör auf, so zu schlürfen.«
    Kevin hatte von Beni einen Strohhalm bekommen und saugte genüsslich den Boden des Glases leer. Er hörte aber sofort auf damit, als er gemahnt wurde. Ich verzeichnete das als interessanten Erziehungserfolg.
    »Netter Junge, wie alt ist er?«
    »Oh, bald sechs Jahre. Im Sommer fängt die Schule für ihn an.«
    »Ach herrje, dann werden Sie wohl nicht weiterarbeiten, nachmittags?«
    »Doch, doch. Erstmal kann bis dahin noch viel geschehen, und zum anderen haben wir einen gut funktionierenden Kindertausch geregelt. Vier Mütter sind wir, wir wechseln uns jeden Tag ab. Zwei arbeiten nicht, eine vormittags, ich nachmittags. Das klappt prima.«
    »Und keiner füllt die Kurzen mit Bier ab?«, warf Beni ein.
    »Mit Bier?« Verblüfft sah Susi sie an, und Beni plauderte aus der Schürzentasche.
    »O ja, Frau Böhmer scheint da mehr Probleme zu haben als ich. Sie wirkt, als sei sie mit den Nerven ziemlich runter. Morgens hat sie ihre Jessy jetzt ja im Kindergarten, aber nachmittags kümmert sie sich selbst um das Mädchen. So wie sich dasanhört, ist das eine Idee zu stressig. Na, zum Glück habe ich mit Kevin nicht solche Probleme. Nicht, Junior? Wir sind ein prima Team!«
    »Ja, Susi. Du, aber können wir nicht gehen, du hast versprochen, dass wir heute noch das Haus fertigbauen.«
    »Natürlich, Kevin, gleich.«
    Kurz darauf verabschiedeten sich die beiden, und ich schlug den Ordner mit den aktuellen Listen auf.
    »Das ist also das große Netzwerk, das alles überspannt?«, fragte Beni, als sie sich neben mich setzte. »Zeig mal.«
    »Na gut. Hier, das sind die Listen der Vorgänge, sortiert nach Datum. Wie du siehst, laufen gerade die Detailplanungen für die Innenausstattung. Und die Vergabe der Erdarbeiten für den Hauptbereich.«
    »Woran erkennst du das nur? Für mich ist das nur ein Datenfriedhof.«
    »Na ja, ich habe das Ding ja auch aufgestellt. Ich weiß, wonach ich suchen muss. Hier, die Auswertung ist viel spannender, das ist der kritische Pfad. Also die Abfolge von Tätigkeiten, die keinen Verzug haben dürfen. Oh, das habe ich mir gedacht! Siehst du diese minus sechzig Tage? Das hat der Regen geschafft.«
    »Und jetzt?«
    »Jetzt kommt Plan B! Wenn statt der Ferienhäuser ein sechsstöckiges Hotel gebaut wird.«
    »Dann habt ihr plus zwanzig Tage, stimmt’s?«
    »Hoffentlich.«
    »Du, Lindis, sei mal ehrlich. Findest du das eigentlich wirklich so toll, so eine Anlage zu bauen? Ich meine, du hast doch so ein Ding jetzt mal gesehen.«
    »Beni, ob ich das gut finde oder nicht, spielt doch keine Rolle. Ich verdiene mein Geld damit, dass ich diese Arbeit hier mache. Ich kann es nicht stoppen oder verändern. Selbst wennich es ablehnen würde, dabei mitzuarbeiten, würde es jemand anders machen.«
    »Ich weiß nicht. Hast du wirklich keinen Einfluss? Du hast doch eine ziemlich hohe Position, oder?«
    Ich musste lachen. Ein bisschen weltfremd war meine kleine Schwester doch noch.
    »Bedauerlicherweise haben maßgebende Politiker und ein sehr einflussreiches Wirtschaftsunternehmen in Frankreich entschieden, der Region mit diesem Projekt Auftrieb zu verleihen. Dagegen kann eine Termin-Managerin eines deutschen Subunternehmers nicht angehen. Aber du hast natürlich recht, ich habe in den letzten Tagen auch schon des Öfteren darüber nachgedacht, vor allem, weil ich inzwischen schon fast so etwas wie eine persönliche Beziehung zu dem Land entwickelt habe. Mir wäre der andere Vorschlag, der zur Debatte stand, inzwischen auch erheblich

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