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Die Kenlyn-Chroniken 01 - Drachenschiffe ueber Kenlyn

Die Kenlyn-Chroniken 01 - Drachenschiffe ueber Kenlyn

Titel: Die Kenlyn-Chroniken 01 - Drachenschiffe ueber Kenlyn Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dane Rahlmeyer
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nuschelte Nelen mit vollem Mund. Sie hatte sich an einem Stand ein Stück Marzipanhörnchen abgebrochen; die Krümel landeten im Haar ihrer Freundin. »Sieht aus, als habe sich ganz Kenlyn hier versammelt!«
    Statt einer Antwort verzog Endriel missmutig den Mund. Sie war zu sehr damit beschäftigt, nicht dauernd gegen Schultern zu rempeln, oder sich von Skriakrallen blutige Striemen zu holen. Und wenn sie schon längst über alle Berge sind?
    Es gab rund zehntausend öffentliche Nexus-Portale auf Kenlyn, jedes davon mit einem manchmal Hunderte von Kilometern entfernten Zwilling verbunden. Wenn Chasu es schaffte, ihnen zu entkommen (und im Augenblick sah es verdammt danach aus), genügte ein Schritt durch den Nexus, um in einer anderen Stadt wieder aufzutauchen, wo bereits die nächste Reihe von Portalen auf ihn wartete. Und dahinter eine weitere, darauf wieder die nächste, und so weiter. Er würde von Stadt zu Stadt springen können, querfeldein über den Planeten, bis ihn nicht einmal die Sha Yang wiederfinden würden.
    Sie reagierte ihren Frust an einem Ludaki-Clown ab, einem schwarzweiß geschminkten Menschen, der sie schon seit ein paar Minuten verfolgte und jede ihrer Bewegungen parodierte – bis sie ihm unsanft gegen das Schienbrein trat. Schließlich gab er seine pantomimische Schweigepflicht auf, und fluchte ihr hinterher.
    Endriel hasste Clowns.
    »Endriel!«
    »Was ist?« Sie sah sich nach allen Seiten um. »Hast du ihn gefunden?«
    »Nee – aber wir kriegen Besuch von alten Freunden!«
    Wie auf Kommando teilte sich die Menge vor ihnen, als würden zwei riesige, unsichtbare Hände die Leute zu den Seiten drücken.
    »Ach du Scheiße«, flüsterte Endriel. »Die haben uns gerade noch gefehlt!«
    Eine Fünfergruppe junger Friedenswächter marschierte auf: eine Menschenfrau, ein Draxyll und drei Skria, deren Blicke jeden Bürger im Umkreis sezierten. Sakedo-Schwerter baumelten von ihren Gürteln, doch zwei hielten Sonnenaugen. Die roten Fokuskristalle am Ende der langen Metallstäbe glühten zornig. Die Passanten sahen so unauffällig wie möglich in eine andere Richtung; allein das Anstarren eines Weißmantels galt als Provokation. Nur Endriel beobachtete die Parade mit einem humorlosen Lächeln. Die fünf kamen anscheinend gerade frisch von der Akademie und genossen die neugewonnene Autorität bereits in vollen Zügen.
    Wäre es nach ihrem Vater gegangen, würde sie jetzt auch in einer solchen Uniform stecken, und irgendwo auf einem Patrouillenschiff an der Grenze zum Niemandsland ihren Dienst tun. Oder auf den Straßen Angst und Schrecken unter den unbescholtenen Bürgern verbreiten.
    Die Vorstellung stieß Endriel immer mehr ab.
    Glücklicherweise waren die Weißmäntel-Frischlinge bald weitergezogen, und die Lücke in der Menge schloss sich hinter ihnen wieder. Das geregelte Chaos des Basars lief unbeirrt weiter.
    Endriel und Nelen beeilten sich, ihre Jagd wieder aufzunehmen, dennoch war von Chasu nicht das kleinste Schnurrhärchen zu sehen.
    »Dieser Mistkerl«, flüsterte Endriel. Verlier jetzt nicht die Nerven , sagte sie sich. Noch ist nichts entschieden!
    Während ihre Freundin versuchte, ihren erneut hochkochenden Zorn zu dämpfen, blickte sich Nelen über die Schulter um. Da war sie wieder: eine weite Kapuze, die das Gesicht ihres Trägers in Schatten hüllte. Nelen zog ihre violetten Augen misstrauisch zusammen. Die Kapuze war ihr schon vorhin mehrfach aufgefallen. Konnte es sein, dass ...? Unsinn, sie bildete sich nur etwas ein. Oder?
    »Endriel, wie viel Geld haben wir eigentlich noch?« fragte sie, wobei ihre zarte Stimme fast im Lärm unterging. Wann immer sie sich umdrehte, fand sie auf Anhieb die Kapuzengestalt wieder. Unheimlich ...
    »Nicht sehr viel«, antwortete Endriel. »Zweihundert Gonn und ein paar Shenn.« Ihr war nicht entgangen, dass Nelen sich andauernd umblickte. Was hat sie gesehen? »Damit kommen wir höchstens noch eine Woche hin.«
    »Äh, Endriel ...«
    »Was ist denn jetzt schon wieder?«
    »Ich will ja keine Panik machen – aber ich glaube, wir werden verfolgt!«
    Es war wie in einem Schauermärchen: die riesige Gestalt in dem langen Kapuzenmantel blieb ihnen dicht auf den Fersen. Immer mit einigen Metern Abstand, doch nicht abzuschütteln, egal welche verschlungenen Wege sie auch nahmen.
    Endriel vermied es, sich andauernd umzudrehen. Stattdessen ließ sie Nelen als Spionin arbeiten. Sie hatten noch nicht einmal das erste Portal erreicht, und schon passierte so

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