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Die Kenlyn-Chroniken 01 - Drachenschiffe ueber Kenlyn

Die Kenlyn-Chroniken 01 - Drachenschiffe ueber Kenlyn

Titel: Die Kenlyn-Chroniken 01 - Drachenschiffe ueber Kenlyn Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dane Rahlmeyer
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ansatzweise Ähnlichkeit mit Endriels Schiff besaß. Der Zwischenfall hatte sie vier Stunden Zeit gekostet.
    »Diese Inkompetenz ist unfassbar«, hatte er sich bei Shiaar beschwert. Sie hatte den Admiral mit gebleckten Zähnen darauf hingewiesen, dass sie es hier mit Hinterwäldlern zu tun hatten, denen die Kälte das Gehirn eingefroren hatte.
    Die frühe Winternacht brach herein, doch diesmal setzte Telios den Traum-Dialog mit seinem alten Freund nicht fort. Als er am nächsten Morgen, dem fünften Tag seiner Suche, aufstand, erinnerte er sich an nichts, nur an Dunkelheit. Er wünschte sich einen Augenblick lang nichts sehnlicher, als endlich wieder festen Boden unter den Füßen zu haben. Selbst während seiner bisherigen, monatelangen Repräsentationsflüge am Rand des Nexus-Netzwerks hatte das Schiff alle paar Tage Anker gelegt, um der Mannschaft einige Stunden am Boden zu gönnen. Die Dragulia war das größte Schiff ihrer Art, aber überall stieß man auf beengende Wände. Zum ersten Mal seit er das Schiff vor sieben Jahren betreten hatte, damals noch als Kommandant Telios unter dem Kommando von Admiral Shuan-Kor, fühlte er sich hier wie eingesperrt.
    Aber er konnte sich keine Pause erlauben. Noch immer schickte er alle paar Stunden seine Berichte an den Gouverneur, jedes Mal mit Unwohlsein, wenn er der geisterhaften Maske Syl Ra Vans gegenüber stand. Bis jetzt hatte er keine Ergebnisse vorzuweisen; er besaß nicht einmal einen Anhaltspunkt, wohin die Korona nach dem Zwischenfall bei Kirall verschwunden sein könnte. Noch schien der Gouverneur seinem sogenannten Günstling zu vertrauen, aber irgendwann, in nicht allzu ferner Zukunft, würde er sich vielleicht nicht mehr besänftigen lassen. Möglicherweise würde er Andar Telios durch jemanden ersetzen, den er für fähiger hielt. Doch dies war etwas, das der Admiral niemals zulassen durfte. Ein Kommandowechsel würde dem Kult möglicherweise die letzten Türen öffnen.
    Ich muss sie finden , sagte er sich immer wieder, wobei ihm jedes Mal in den Sinn kam, was der Purpurdraxyll kurz vor seinem Tod gesagt hatte: dass die Schatten ihn nur am Leben gelassen hatten, damit er seine Rolle zu Ende spielen konnte. Möglich, dass dies nur zum mystisch verbrämten Wortschatz der Kultisten gehörte, dass es ein Bluff war.
    Oder die Wahrheit.
    Und wenn diese Rolle allein darin besteht, Syl Ra Vans willigen Handlanger zu spielen?
    Am Nachmittag erreichte ihn eine Nachricht von Shiaar über den Geisterkubus: »Admiral, ich denke, wir haben unseren Verräter gefunden.«
    Telios fuhr von seinem Stuhl auf. »Was? Wer ist es?«
    »Sergeant Ryn Gossnor. Einer der Kommunikationsoffiziere.«
    Er schnappte sich seinen Umhang und legte ihn um die breiten Schultern. »Bereiten Sie alles für ein Verhör vor. Sorgen Sie dafür, dass er keine Dummheiten macht!« Wie zum Beispiel sich umzubringen, bevor wir ihn ausgequetscht haben , fügte er grimmig in Gedanken hinzu.
    Shiaars Ohren zuckten. »Ich fürchte, dafür ist es zu spät, Admiral. Er ist bereits tot.«
    Telios unterdrückte einen Fluch.
    Minuten später erreichte er das Quartier des Sergeanten. Der Korridor war bereits von Shiaars Leuten abgeriegelt worden. Die Skria kam gerade aus der Tür, erkannte den Admiral und salutierte. »Am besten, Sie sehen sich das Ganze selbst an.«
    Zusammen betraten sie das Quartier. Ein einzelnes Bullauge ließ Licht auf weißgestrichene Wände fallen. Auf einer Pritsche, rechts von der Tür, lag ein Mensch in dunkler Zivilkleidung, etwa fünfundzwanzig Jahre alt, schlank, mit kurzgeschorenen Haaren und einer Haut, fast so dunkel, wie die des Admirals.
    Telios erinnerte sich, dieses Gesicht einige Male auf dem Korridor gesehen zu haben. Mit langsamen Schritten näherte er sich Gossnors Leichnam und hoffte einen vergeblichen Moment lang, der Mann würde sich nur schlafend stellen.
    Eine kleine Glasphiole lag auf dem Boden vor der Pritsche.
    Als Telios in die Hocke ging, um das leere Gefäß aufzuheben, fiel ihm der leichte Geruch von Bittermandel auf, der von der Leiche ausging. Cyanid. Das gleiche Gift, mit dem der Purpurdraxyll und seine beiden Komplizen ihr Leben beendet und so all ihre Geheimnisse mit ins nächste Dasein genommen hatten.
    Telios schloss die Augen. Sie lassen uns wie einen Haufen Anfänger dastehen.
    »Er hat erst vor zwei Monaten den Dienst auf der Dragulia angetreten«, erklärte Shiaar. »Laut seiner Akte war er vorher bei der Hafenaufsicht von Teriam

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