Die Kenlyn-Chroniken 01 - Drachenschiffe ueber Kenlyn
durchlöchern würden, sobald er schoss. Und er konnte nicht alle auf einmal erledigen. Wut ließ seinen Körper erbeben.
Xeah beobachtete voller Sorge ihren Freund. Bitte, Keru – mach jetzt keinen Fehler , dachte sie.
»Der Weiße Tod«, begann der Schatten-Skria und ließ sich von seinen Leuten flankieren, während er auf nackten Pfoten lautlos näher kam. Er und Keru waren nur noch fünf Schritte voneinander entfernt. »Ich erinnere mich an die Geschichten über dich. Anscheinend waren die meisten davon hoffnungslos übertrieben.«
»Niemand ist so gut wie sein Ruf«, knurrte Keru.
Sein Gegenüber zeigte ein Grinsen aus metallisch blitzenden Reißzähnen. »Dein Kopf wird eine wunderbare Trophäe für den Gebieter abgeben!« Er wandte sich an seine Leute. »Setzt sie außer Gefecht!«
»Nix da!«, rief Nelen aus. Sie legte all ihre Kraft in die Flügel und raste den Schatten entgegen.
»Nicht!«, brüllte Keru.
Sonnenaugen saugten sich zischend mit Energie voll, in der nächsten Sekunde jagten sechs rote Lichtlanzen durch die Luft.
Xeah schloss die Augen und griff nach Kerus Pranke. Die Draxyll zuckte zusammen, als sie einen sechsfachen Aufschlag hörte. Doch sie blieb unversehrt. Als sie wieder aufsah, war einen Meter von ihrem Schnabel entfernt ein Kraftfeld aufgeflammt. Nelen flatterte über der diesseitigen Schalttafel, deren Kontrollen rot leuchteten. Die kleine Yadi rang nach Atem und wischte sich die schweißnasse Stirn. »Mann, das war knapp!«
Die Schatten feuerten weiter, doch die Lichtbarriere schluckte ihre Schüsse mit gleichgültigem Summen.
»Raus hier!«, knurrte Keru und packte Xeah am Arm. »Wartet!« rief Nelen und flatterte ihnen hinterher. Sie klammerte sich an Kerus Mantel fest, während der Skria die alte Draxyll wie eine übergroße Echsenpuppe trug und mit ihr die Steigeisen hinaufkletterte. In dem Schacht über ihnen aktivierte sich automatisch eine Reihe von Lichtkugeln.
»Feuert weiter!«, brüllte der Schatten-Skria jenseits des Kraftfelds. »Volle Energie!« Sonnenaugen zischten, doch das Feld hielt stand.
»Gute Arbeit«, knurrte Keru über seine Schulter.
»Danke«, keuchte Nelen, an seinen Mantel gekrallt. Dann grinste sie. »Ich war nicht sicher, ob ich es schaffen würde. Endriel und ich haben diesen Trick schonmal angewendet, als wir im Museum von –«
»Das reicht«, unterbrach sie der Skria.
»Wir müssen uns beeilen«, mahnte Xeah, die sich an seinem Arm festhielt. »Wer weiß, wie lange das Kraftfeld noch hält.«
Die Schiffe des Kults flohen vor der erstarkten Gegenwehr der Weißmäntel tiefer und tiefer in die Nacht hinein. Mit der Rückendeckung durch die Dragulia auf Seiten des Gegners, gab es nichts, was Elinn und ihre Leute den Schergen des Gouverneurs entgegensetzen konnten. Die Ki-Ma-Din wurde in der ersten Minute dieser neuen Phase der Schlacht vernichtet und die Skalen der Schildenergie der anderen drei Schiffe sanken zusehends.
Das Flaggschiff, die Rul’Kshura , erbebte unter einer Kaskade von Treffern. Aber Elinn war nicht bereit, aufzugeben.
»Wo bleibt die Verstärkung?«, rief sie über den Lärm. Rotes Licht blitzte auf der Brücke auf. Es stammte nicht nur von den Lichtlanzen der gegnerischen Sonnenaugen, sondern auch von den Warnlichtern der Sirenen, die nervenzerfetzend kreischten. » Schildenergie auf kritischem Niveau «, verkündete die künstliche Stimme des Schiffes. » Schildenergie –«
»Sie wurde informiert und ist gestartet«, sagte ihr Kommunikationsoffizier. »Sie wird in wenigen Minuten hier sein.«
Fragt sich nur, ob wir dann auch noch hier sind , dachte Elinn.
Als Kai das letzte Zahlenfeld berührte, löste sich der panzerharte Energieschild. Der Zeitlose Sarkophag stand aufrecht und unberührt da wie eine seltsame Skulptur. Kai strich zärtlich über die schwarz glänzende Außenhülle und überprüfte das pulsierende Licht an der Seite des Artefakts. »Alles klar, es geht ihm gut!«, rief er Endriel und Miko zu. Sie hatten die letzten, bewusstlosen Schatten nach draußen geschafft und versiegelten nun den Zugang zur Frachtsektion.
»Jetzt fehlt nur noch Keru!« Endriel wischte sich die Hände am Mantel ab. »Aber wie ich ihn kenne –« Ein ungeduldiges Piepen ließ sie zusammenzucken, doch dann erinnerte sie sich, was das Geräusch bedeutete: Sie haben es geschafft! Erleichtert zog sie den kleinen Geisterkubus aus der Tasche.
Kerus vernarbtes Löwengesicht füllte den Kristall vollkommen aus. »Wir sind an Bord
Weitere Kostenlose Bücher