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Die Kenlyn-Chroniken 01 - Drachenschiffe ueber Kenlyn

Die Kenlyn-Chroniken 01 - Drachenschiffe ueber Kenlyn

Titel: Die Kenlyn-Chroniken 01 - Drachenschiffe ueber Kenlyn Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dane Rahlmeyer
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Gruppe Weißmantelrekruten unter den Anweisungen ihres Ausbilders. Der Innere Mond wanderte als kieselgroßer, gelblicher Schatten über den tiefblauen Vorhang der Nacht.
    Endriel seufzte. »Das hätte ich mir ja denken können ...« Sie sah zu dem Skria auf, der fast drei Köpfe größer war als sie. »Deswegen hat Andar also die ganze Zeit so wissend vor sich hingegrinst. Toll. Sie haben uns eine Heidenangst eingejagt, Keru.« Es war kühl geworden, doch sie war viel zu durcheinander, um es zu bemerken. Der Rucksack schien ihr das Rückgrat zu verbiegen und die schwere Tasche zog an ihren Armen.
    »Der Admiral kennt mich nicht«, brummte der Skria. Sein unverletztes, rotes Auge behielt Endriel im Visier. »Ich habe ihm nur gesagt, dass ich ein Freund von dir bin. Mehr nicht.«
    Ein Drachenschiff raste über Teriam hinweg. Die Flammen seiner Antriebe leuchteten wie Kometenschweife.
    Endriel sah Nelen an. Die Yadi hockte auf ihrer linken Schulter und legte die Flügel als Schutz vor der abendlichen Kühle um ihren Körper. Sie konnte nur ratlos mit den Achseln zucken.
    »Das heißt also, er weiß gar nicht, dass Sie von Yanek kommen?«, fragte Endriel. »Ich will ja nicht allzu neugierig erscheinen, aber warum haben Sie es ihm nicht gesagt?«
    »Ich hatte keine Zeit für lange Erklärungen. Aber er wird es erfahren.«
    »Ach so«, sagte Endriel. »Klar. Verstehe. Tja, wie dem auch sei, vielen Dank für Ihre Hilfe, Keru. Schön, dass Sie uns da rausgehauen haben. Vielleicht können Nelen und ich auch mal etwas für Sie tun. Aber jetzt wird es Zeit auf Wiedersehen zu sagen.« Der Skria sah sie nur wortlos an. »Ich will auch gar nicht wissen, warum Yanek nicht selbst erschienen ist. Ich hoffe nur, Sie kriegen das Geld für die Kaution wieder.« Sie winkte zum Abschied. »Bloß weg hier«, flüsterte sie Nelen zu.
    Sie hatte keine zwei Schritte getan, als wieder Kerus mächtige Stimme ertönte: »Ich habe ihm versprochen, dich zu finden, koste es, was es wolle. Es gibt etwas, das du wissen musst.«
    »Oh Mann.« Endriel verdrehte die Augen. Trotzdem hielt sie an, und wirbelte herum; Nelen wäre von ihrer Schulter gefallen, hätte sie sich nicht festgekrallt. »Also schön, Keru, sagen Sie es mir! Warum all diese Mühen? Wenn Yanek mich unbedingt wiedersehen will, warum ist er dann nicht selbst gekommen?«
    »Weil er vor drei Wochen gestorben ist.«
    Nelen schlug erschrocken die Hand vor den Mund.
    Die Worte trafen Endriel wie ein Peitschenschlag. »Unmöglich«, flüsterte sie. »Er ist noch ... jung! Er – Sie lügen!«
    Es musste eine Lüge sein! Yanek Naguun war ein Kämpfer, hart und unerbittlich wie ein Fels! Der Dickschädel würde bis ans Ende aller Zeiten leben! Wie konnte er tot sein?
    »Er wurde krank.« Kerus Stimme schien aus weiter Ferne zu kommen. »Sehr krank. Das Skatai-Syndrom. Die letzten paar Monate konnte er euer Haus nicht mehr verlassen. Sein letzter Wunsch war, dich wiederzusehen.«
    »Nein!« Endriel richtete einen anklagenden Finger auf den Skria. »Das ist Blödsinn! Nur irgendein Trick, damit ich zu ihm zurückkomme!« Doch ihre bebende Stimme verriet sie. Skatai-Syndrom. Das war eine Nervenkrankheit, die in jedem Fall tödlich verlief. Ihr Großvater, Yaneks Vater, war daran gestorben. Aber das darf nicht sein!
    Kerus vernarbtes Löwengesicht verriet keine Emotion. »Dein Vater hat mich gebeten, dir das hier zu zeigen, damit du weißt, dass ich die Wahrheit sage.«
    Aus den Falten seines Mantels zog er ein Diamantamulett, das von einer feinen, silbernen Kette baumelte. In seiner riesigen Pranke wirkte es wie ein Tautropfen an Spinnenweben.
    Endriel ließ die Tasche gleichgültig zu Boden fallen und nahm das Amulett an sich. Sie spürte einen Stich in ihrem Herzen. Ja, sie kannte es. Es hatte ihrer Mutter gehört. Ihrer Mutter, die sie nur von Bildern und aus Yaneks Erzählungen kannte.
    »Und ich soll dir diesen Brief geben.« Keru zog ein Kuvert aus der Innentasche seines Mantels. Er bemühte sich, nichts von seinen Gefühlen preiszugeben, dennoch war da etwas in seiner Stimme, eine winzige Nuance, die Endriel das Gefühl gab, dass der Tod ihres Vaters ihn ebenfalls hart getroffen hatte. Wer bist du, Keru? Warum kenne ich dich nicht?
    Sie nahm den Umschlag an sich, öffnete ihn. Sie zog ein einzelnes Papier hervor und entfaltete es. Die krakelige Handschrift gehörte unverkennbar Yanek Naguun. Die Kehle schnürte sich ihr zu, und sie rang nach Atem. Ihre Hände wollten nicht aufhören zu

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